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       # taz.de -- Namibia zu Den Haag: „Schockierende Entscheidung“
       
       > Die Bundesregierung steht im Völkermord-Prozess in Den Haag an der Seite
       > Israels. Namibia übt daran scharfe Kritik – und zieht historische
       > Parallelen.
       
   IMG Bild: Äußerte „tiefe Besorgnis“ über Berlins Haltung in Den Haag: Namibias Präsident Hage Geingob
       
       Amsterdam taz | Die Völkermord-Anklage gegen Israel vor dem Internationalen
       Gerichtshof zieht weitere diplomatische Kreise. Nach der Anhörung
       Südafrikas in Den Haag und der israelischen Verteidigung veröffentlichte
       die Regierung von Namibia am Wochenende [1][eine Stellungnahme, in der sie
       mit Deutschland hart ins Gericht geht]. Darin lehnt sie Berlins
       „Unterstützung der genozidalen Absicht des rassistischen israelischen
       Staates gegen unschuldige Zivilist*innen in Gaza“ ab.
       
       Präsident Hage Geingob äußerte am Samstag seine „tiefe Besorgnis“ und
       sprach von einer „schockierenden Entscheidung der deutschen Regierung, die
       die moralisch aufrichtige Anklage Südafrikas zurückweist, dass Israel
       Genozid gegen die Palästinenser*innen in Gaza begeht“. Er reagierte
       damit auf die Erklärung der Bundesregierung vom Freitag.
       
       [2][Darin weist sie den in Den Haag gegen Israel erhobenen Vorwurf des
       Völkermords „entschieden und ausdrücklich“ zurück]; er entbehre jeder
       Grundlage. Vielmehr verfolge die Hamas das Ziel, „Israel auszulöschen“,
       wogegen dieses sich verteidige. Gerade wegen der deutschen Geschichte und
       des „Menschheitsverbrechens der Shoah“ sehe sich die Bundesregierung der
       Konvention gegen Völkermord besonders verbunden, um die Vorgabe „Nie
       wieder“ umzusetzen.
       
       An die deutsche Vergangenheit erinnerte auch Geingob. [3][Der Massenmord an
       den südnamibischen Herero- und Nama-Völkern] durch die damalige deutsche
       Kolonialmacht von 1904 bis 1908 gilt als erster Völkermord des 20.
       Jahrhunderts. Erst nach langer Weigerung erkannte die Bundesregierung 2021
       die Verbrechen in der historischen Bewertung als Genozid an – eine
       juristische Anerkennung hingegen fehlt bis heute. Namibia kritisiert
       Deutschlands „Unfähigkeit“, Lehren aus seiner Geschichte zu ziehen.
       
       14 Jan 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://twitter.com/NamPresidency/status/1746259880871149956
   DIR [2] https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/erklaerung-der-bundesregierung-zur-verhandlung-am-internationalen-gerichtshof-2252842
   DIR [3] /Schwerpunkt-Voelkermord-an-den-Herero-und-Nama/!t5012219
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Tobias Müller
       
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