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       # taz.de -- Ultraschnelles Laden von E-Autos: Nicht mit diesem Stromnetz
       
       > Um die Ladeḱapazitäten für E-Mobilität auszubauen, fehle die
       > Infrastruktur, beklagt Aral. Der Branchenverband spricht gar von einer
       > „Katastrophe“.
       
   IMG Bild: Schnellladesäulen wie hier an einer Raststätte an der A3 drohen das Netz zu überlasten
       
       Freiburg taz | Fehlende Kapazitäten des Stromnetzes bremsen den [1][Ausbau
       der Ladeinfrastruktur für Elektroautos] – das beklagt die Bochumer
       Tankstellenkette Aral, die nach eigenen Angaben an etwa 300 ihrer Stationen
       insgesamt 2.300 Ladesäulen betreibt. „Teilweise können die örtlichen
       Netzbetreiber die Leistung, die wir für unsere ultraschnellen Ladesäulen
       benötigen, nicht bereitstellen. Das erleben wir an allen Ecken und Enden
       der Republik“, sagte Aral-Vorstand Achim Bothe der Westdeutschen
       Allgemeinen Zeitung. „Die Infrastruktur gibt oftmals noch nicht das her,
       was wir brauchen.“
       
       Das Problem wird nachvollziehbar, wenn man betrachtet, um welche enormen
       Leistungen es in der E-Mobilität inzwischen geht: Als „ultraschnell“ gelten
       Ladesäulen, die mindestens 150 Kilowatt, mitunter sogar bis zu 350 Kilowatt
       bereitstellen können. Anschaulich bedeutet das: Der gesamte [2][monatliche
       Stromverbrauch eines Haushalts] geht hier in nur einer Stunde durch die
       Leitungen. Wenn dann – etwa an Autobahnraststätten – sogar eine Vielzahl
       solcher Säulen stehen soll, überschreitet das schnell die Kapazitäten der
       bestehenden Leitungen.
       
       „Wir haben ein katastrophales Netz“, sagt auch Kurt Sigl, Präsident der
       Lobbyvereinigung Bundesverband eMobilität. Schon vor fast 15 Jahren habe
       man die Politik darauf hingewiesen, dass ein [3][erheblicher Ausbau der
       Verteilnetze nötig] sei, so Sigl. Doch die Politik habe an die
       Notwendigkeit so hoher Ladeleistungen nicht geglaubt – und sei entsprechend
       untätig gewesen.
       
       Mitunter setzen Betreiber von Ladesäulen auf stationäre Pufferbatterien, um
       die Fahrzeuge mit höherer Leistung betanken zu können, als es das Netz
       selbst hergibt. Solche Zwischenspeicher kosten aber Geld und brauchen
       Platz, weshalb Branchenvertreter Sigl entsprechende Konzepte nur als
       „Notlösung“ sieht. Vielmehr sei die Politik gefragt, „endlich die nötigen
       Netze und eine langfristige Planungssicherheit zu schaffen“.
       
       ## Kernfrage: Wer zahlt?
       
       Natürlich geht es dabei vor allem um die Frage, wer den Ausbau der
       Netzinfrastruktur bezahlt. Investitionen, die über die Netzentgelte
       finanziert werden, treiben den Strompreis für alle Stromkunden.
       Bedauerlicherweise [4][sind die Netzentgelte ohnehin schon deutlich
       gestiegen] in den vergangenen Jahren, allein 2023 um 15 Prozent.
       Investitionen, die von den Betreibern der Ladeparks getätigt werden müssen,
       treiben indes den Preis an den Schnellladesäulen weiter, der ohnehin schon
       deutlich über jenem des Haushaltsstroms liegt.
       
       Neben der Frage, wer den Ausbau der Netzinfrastruktur bezahlt, sehen sich
       die Branchenakteure der E-Mobilität zudem „ausgebremst durch Bürokratie“,
       wie es Aral-Chef Bothe sagte. Beim Aufbau der Transformatoren, die man zum
       Anschluss der Ladesäulen ans Stromnetz braucht, vergehe vom Antrag bis zur
       Baugenehmigung oft mehr als ein Jahr.
       
       15 Jan 2024
       
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