URI: 
       # taz.de -- Maaßens Werteunion wird Partei: Zu Diensten der AfD
       
       > Die ultrakonservative Werteunion um Maaßen beschließt, sich als Partei zu
       > gründen. Eine Zusammenarbeit mit der AfD wird explizit nicht
       > ausgeschlossen.
       
   IMG Bild: Presse nicht zugelassen: Tagungsort der Werteunion in Erfurt, wo die Parteiwerdung beschlossen wurde
       
       Berlin taz | [1][Hans-Georg Maaßen] gab sich am Ende hochzufrieden. Mehr
       als 90 Prozent der Anwesenden auf der Mitgliederversammlung der Werteunion
       am Samstag in Erfurt hätten für eine Parteigründung gestimmt, erklärte der
       61-Jährige in einem Video seines bisher CDU-nahen Vereins. „Das hat mich
       glücklich gemacht.“ Nun wolle man als eine „Union 1.0“ einen Politikwechsel
       einläuten und bereits zu den Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und
       Brandenburg im Herbst antreten.
       
       Das Vorhaben kam mit Ankündigung. Schon seit Wochen hatte Maaßen – der
       [2][frühere, geschasste Bundesverfassungsschutzchef], der zuletzt immer
       mehr ins Rechtsverschwörertum abdriftete – mit einer Parteigründung der
       Werteunion kokettiert. Der mindestens strammkonservative Verein ist nicht
       offiziell mit der Union verbandelt, viele Mitglieder aber gehören der CDU
       und CSU an. Maaßen, selbst auch noch CDU-Mitglied, steht seit einem Jahr an
       der Spitze der Werteunion.
       
       Auch am Samstag beklagte Maaßen, dass die Union ihre konservativen Werte
       verraten habe und einen viel zu angepassten Oppositionskurs fahre. Seit
       Monaten geißelt er den „Sozialismus der Ampelparteien“ und die
       „Migrationskatastrophe“, fordert eine „Politikwende“. In [3][Interviews]
       und Aufsätzen äußerte er sich noch überzogener: Hier redete Maaßen von
       „sozialistischen und globalistischen Kräften“, welche die Gesellschaften
       zerstören wollten. In einem Tweet behauptete er, eine „treibende Kraft des
       politisch-medialen Systems“ sei ein „eliminatorischer Rassismus gegen
       Weiße“ – [4][was Maaßen ein CDU-Parteiausschlussverfahren einbrachte].
       
       ## Ältere Anhängerschaft, die Tiraden beklatscht
       
       Die Werteunion will Maaßen nun als „liberal-konservative“ Partei
       positionieren. Rund 4.000 Mitglieder zählte diese zuletzt, durch die
       Parteidiskussion will man bereits viele neue dazubekommen haben. Für den
       Beschluss zur Parteigründung brauchte und erhielt Maaßen eine
       Zweidrittelmehrheit. In Erfurt zeigte sich eine Mitgliederschaft
       mehrheitlich gehobenen Alters, die sich für ein Foto teils in
       Deutschlandfahnen hüllte. Auf früheren Werteunion-Veranstaltungen wurden
       insbesondere Maaßens Tiraden gegen die Migrationspolitik beklatscht.
       
       Mit vor Ort war auch der Unternehmensberater [5][Markus Krall], der immer
       wieder vor Systemzusammenbrüchen warnt und schon mal Erwerbslosen das
       Wahlrecht entziehen wollte. Zuletzt war es zwischen Krall und Maaßen zu
       Dissonanzen gekommen, in Erfurt zeigten sich beide wieder einträchtig.
       Krall bot der Werteunion sein Mitwirken bei der Wirtschaftsprogrammatik an
       und kritisierte ebenso den „zerstörerischen Kurs“ der „sozialistischen
       Regierung“. Die Parteigründung sei ein „historischer Moment“ und eine
       „Chance auf eine Wende im Land“, jubilierte er.
       
       Bereits im Februar soll nun die tatsächliche Parteigründung erfolgen, im
       Herbst will Maaßen dann mit der Werteunion bei den Landtagswahlen in
       Thüringen, Sachsen und Brandenburg antreten – und kommendes Jahr auch bei
       der Bundestagswahl. In Thüringen war Maaßen bereits 2021 zur Bundestagswahl
       angetreten, im Südthüringer Wahlkreis um Suhl und damals noch für die CDU.
       Am Ende unterlag er [6][deutlich dem SPD-Kandidaten Frank Ullrich].
       
       ## Parteienspektrum zersplittert sich rechtsaußen
       
       Mit der Parteigründung zersplittert sich das politische
       Rechtsaußen-Spektrum weiter. Neben der AfD tummeln sich dort bereits
       Splitterparteien wie das Bündnis Deutschland oder „Wir Bürger“, in
       Thüringen auch die „Bürger für Thüringen“. Letztere boten noch am Samstag
       der Werteunion eine Zusammenarbeit und eine gemeinsame offene Liste für die
       Landtagswahl an. Auch die Freien Wähler fischen teils in dem Milieu.
       
       Maaßen schielt aber vor allem auf die AfD. Die Partei spreche die richtigen
       Probleme an, gebe aber bisweilen zu radikale Antworten, erklärte er
       zuletzt. Die Werteunion brachte er als AfD-Mehrheitsbeschaffer ins Spiel.
       Er werde mit allen Parteien reden und mit denen zusammenarbeiten, welche
       die gleichen Positionen vertreten, „ganz egal, ob diejenigen AfD heißen
       oder FDP oder wer auch immer“, erklärte Maaßen zuletzt.
       
       Bundesweit werden der Werteunion wenig Chancen ausgerechnet. Aber in
       Thüringen macht die Maaßen-Truppe die Lage vor der Landtagswahl noch
       undurchsichtiger. Laut einer jüngsten Forsa-Umfrage liegt die AfD in dem
       Bundesland mit 36 Prozent weit vorn, gefolgt von CDU (20 Prozent) und
       Linken (17 Prozent). Am Freitag wurde bekannt, dass auch die neue
       Wagenknecht-Partei BSW in Thüringen mit der Eisenacher Oberbürgermeisterin
       und [7][Noch-Linken Katja Wolf] antreten will. Nun kommt noch Maaßens
       Werteunion dazu – die sowohl der AfD als auch der CDU Stimmen kosten
       könnte.
       
       ## „Froh, dass diese Spinner weg sind“
       
       CDU-Chef Friedrich Merz hatte zuletzt bereits einen
       Unvereinbarkeitsbeschluss seiner Partei zur Werteunion angekündigt. Wer
       dort mitmache, dürfe kein CDU-Mitglied mehr sein. Der
       CDU-Bundestagsabgeordnete Matthias Hauer schrieb am Samstag auf X, ehemals
       Twitter, er sei „froh, dass diese Spinner weg sind“. Der Verein habe
       versucht, die CDU an die AfD heranzuführen und sei damit „vollends
       gescheitert“.
       
       Wofür die Werteunion steht, zeigte sich zuletzt auch bei einem
       [8][Geheimtreffen von AfDlern und anderen Rechtsextremen] wie dem
       Identitären Martin Sellner bei Potsdam. Dort sollen millionenfache
       Deportationspläne besprochen worden sein. Mit dabei waren auch: zwei
       Mitglieder der Werteunion.
       
       21 Jan 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Gruendung-der-Werteunion-Partei/!5986682
   DIR [2] /Interview-von-Hans-Georg-Maassen/!5947899
   DIR [3] /Interview-von-Hans-Georg-Maassen/!5947899
   DIR [4] /Hans-Georg-Maassen-droht-Parteiausschluss/!5912109
   DIR [5] /Gruendung-der-Werteunion-Partei/!5986682
   DIR [6] /CDU-Rechtsaussen-scheitert-in-Thueringen/!5803750
   DIR [7] /Kein-Handschlag-fuer-Nazis-in-Eisenach/!5608366
   DIR [8] /Reaktionen-auf-Remigrations-Treffen/!5986406
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Konrad Litschko
   DIR Gareth Joswig
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt AfD
   DIR Werteunion
   DIR Hans-Georg Maaßen
   DIR CDU
   DIR GNS
   DIR CDU/CSU
   DIR Rechtsruck
   DIR Parteigründung
   DIR Hans-Georg Maaßen
   DIR Hans-Georg Maaßen
   DIR Thüringen
   DIR Schwerpunkt Demos gegen rechts
   DIR Schwerpunkt AfD
   DIR Rechter Populismus
   DIR Schwerpunkt Demos gegen rechts
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Nach Einstufung vom Verfassungsschutz: Maaßen droht Ärger
       
       Ex-Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen ist nun selbst
       Beobachtungsobjekt des Geheimdiensts. Ampel-Politiker fordern Konsequenzen.
       
   DIR Ex-Geheimdienst-Chef nun Rechtsextremer: Verfassungsschutz beobachtet Maaßen
       
       Einst führte Hans-Georg Maaßen selbst das Bundesamt für Verfassungsschutz.
       Nun führt der Inlandsgeheimdienst seinen Ex-Chef offenbar als
       Rechtsextremen.
       
   DIR Neue Partei von Sahra Wagenknecht: Bekanntes Gesicht für Thüringen
       
       Eisenachs Oberbürgermeisterin Katja Wolf wechselt von der Linken zum neuen
       „Bündnis Sahra Wagenknecht“. Das will zur Wahl in Thüringen antreten.
       
   DIR Proteste gegen Rechtsextremismus: Hunderttausende auf der Straße
       
       Am Samstag protestierten mehr als 300.000 Menschen gegen Rechtsextreme und
       die AfD. Für Sonntag sind neue Demos angekündigt.
       
   DIR Rechtsextremes Geheimtreffen: Allein mit den Deutschen
       
       Rechte fantasieren von „Remigration“, alle sind schockiert. Doch der
       Ethnopluralismus ist alt und findet sich auch in der Linken.
       
   DIR Gründung der Werteunion-Partei: Mit Maaßen, aber ohne Mitte
       
       Ex-Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen will seinen ultrakonservativen
       Verein zur Partei machen. Eine Brandmauer zur AfD gibt es nicht.
       
   DIR Podcast „Bundestalk“: Was hilft gegen Rechtsextreme?
       
       Proteste, Petition oder doch Parteiverbot – was können wir gegen die AfD
       tun, um Demokratie und Menschenwürde zu wahren?