# taz.de -- Ron DeSantis zieht Kandidatur zurück: Vorwahlen, die keine mehr sind
> Trump scheint nach Ausscheiden seines Konkurrenten als
> US-Präsidentschaftskandidat der Republikaner festzustehen. Das könnte ihm
> auch schaden.
IMG Bild: Der Wahlkampf ist eigentlich schon vorbei: Donald Trump in Rochester, New Hampshire
Das ging noch schneller als gedacht: Schon zwei Tage vor der
republikanischen Vorwahl in New Hampshire hat Floridas Gouverneur [1][Ron
DeSantis seine Kandidatur um die republikanische
Präsidentschaftsnominierung zurückgezogen].
DeSantis war im vergangenen Jahr als vermeintlich stärkster Herausforderer
Donald Trumps in das Rennen eingestiegen, ein konservativer Kulturkämpfer
gegen alles „Woke“, der in Florida mit deutlicher Mehrheit wiedergewählt
worden war. Aber obwohl sein Wahlkampf viel Geld kostete, kam er nie
richtig in Gang.
Jetzt bleibt nur noch Nikki Haley übrig. Glaubt man den Umfragen, kann sie
bei den Vorwahlen in New Hampshire am Dienstag 37 Prozent der Stimmen
erzielen, so viel wie nirgendwo sonst, aber gewinnen kann sie nicht einmal
dort. Die Frage ist eigentlich nur, wann sie ihren Ausstieg erklärt.
De facto ist damit der republikanische Vorwahlprozess zu Ende, bevor er
überhaupt wirklich begonnen hat. Donald Trump wird im November gegen Joe
Biden antreten und hat gute Chancen, 2025 als 47. US-Präsident erneut ins
Weiße Haus einzuziehen.
## Ex-Amtsinhaber-Bonus
Verschiedene Faktoren haben dazu geführt, dass das so gekommen ist. Zum
einen: Trump hatte so früh wie niemand sonst seine erneute Kandidatur
erklärt – und als ehemaliger Präsident mit großer Anhängerschaft hat er,
obwohl nicht mehr im Weißen Haus, so etwas wie einen Amtsinhaberbonus.
Nebeneffekt seiner frühen Kandidatur war freilich auch, dass er sämtliche
der schon damals erwartbaren [2][Gerichtsverfahren] als Versuch der
Biden-Regierung brandmarken konnte, einen Konkurrenten juristisch zu
stoppen.
Entscheidend aber auch: Von all den Kandidat*innen, die zunächst um die
republikanische Nominierung konkurrierten – und damit von Anfang an gegen
Trump –, machten nur drei das Fehlverhalten des Ex-Präsidenten zum Thema:
Trumps ehemaliger Vizepräsident Mike Pence, den Trump-Anhänger*innen beim
[3][Sturm aufs Kapitol am 6. Januar 2021] „hängen“ wollten, weil er sich
weigerte, als Sitzungsleiter die Bestätigung des Wahlsiegs von Joe Biden zu
verhindern; New Jerseys Ex-Gouverneur Chris Christie und der frühere
Gouverneur von Arkansas, Asa Hutchinson. Alle drei kamen in Umfragen nie
auch nur an die 5-Prozent-Grenze heran.
Alle anderen, inklusive der jetzt noch verbliebenen Nikki Haley, stritten
sich untereinander, waren aber zutiefst bedacht darauf, Trumps Basis nur ja
nicht zu vergraulen. Trump hatte 2020 mehr Stimmen bekommen als je ein
Präsident vor ihm – und nur deshalb gegen Biden verloren, weil der halt
noch mehr Wähler*innen mobilisiert hatte. Aber an Trumps Basis vorbei zu
kandidieren, konnte sich niemand vorstellen.
Im Ergebnis lag Trump von Beginn an schier uneinholbar vorn, und sowohl der
zeitweise schillernde Unternehmer Vivek Ramaswamy als nun auch Ron DeSantis
erklärten nach ihrem Ausstieg ihre Unterstützung für Trump – das lässt
ihnen zumindest die Option offen, in einer Trump-Regierung womöglich mit
irgendwelchen Posten bedacht zu werden.
Für Trump ist diese frühe Entscheidung Fluch und Segen zugleich. Ein
Problem ist, dass Vorwahlen, die keine mehr sind, auch keine
Medienöffentlichkeit mehr ziehen, die Trump kostenlose Sendezeit beschert.
Andererseits kann er viel Geld aus der Wahlkampfkasse bei Auftritten in
Bundesstaaten sparen, die bei der Wahl im November für den Ausgang
unbedeutend sind.
Trump hat in seinen letzten Auftritten – nicht zum ersten Mal – gezeigt,
dass er nicht nur ein pathologischer Lügner und Gesetzesbrecher mit
rassistischer, demokratiefeindlicher und spalterischer Rhetorik ist,
sondern auch zunehmend verwirrt. Da reihen sich Sätze aneinander, die beim
besten Willen überhaupt keinen Sinn ergeben, da verwechselt er Länder und
Personen. Aber nichts davon schadet ihm.
Es wird an den Demokraten liegen, Trumps Irrsinn in Wahlkampfstimmen
umzumünzen. Wenn die Kongresswahlen vom November 2022 ein Indikator sind,
gibt es gute Chancen, eine republikanische Partei, die von ihrem
sektenhaften Personenkult um Trump nicht wegkommt, sogar entscheidend zu
schlagen. Aber ein Selbstläufer ist das nicht. Überhaupt nicht.
22 Jan 2024
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## AUTOREN
DIR Bernd Pickert
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