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       # taz.de -- 1.000 Festnahmen bei Protest in Den Haag: Autobahn-Zubringer besetzt
       
       > Bei einer Blockade in Den Haag werden Klimaaktivist*innen
       > festgenommen. Sie fürchten, dass das Ende fossiler Subventionen
       > verschleppt wird.
       
   IMG Bild: Klimaaktivisten werden Anfang Februar bei einer Blockade auf der Utrechtsebaan in den Haag von Polizisten weggetragen
       
       Den Haag taz | Mehr als 1.000 Klima-Aktivist*innen wurden am Samstag in Den
       Haag vorübergehend festgenommen, nachdem sie den Autobahnzubringer A12
       blockiert hatten. Anlass der von der Gruppe Extinction Rebellion (XR)
       angekündigten Aktion waren die Beratungen der niederländischen Regierung
       über einen Abbau fossiler Subventionen. Die Demonstrant*innen wurden,
       wie bei Autobahn-Protesten an diesem Ort üblich, zum Stadion des Clubs ADO
       Den Haag gebracht und dort freigelassen.
       
       Im vergangenen September war [1][die tägliche Besetzung] des sechsspurigen
       Zubringers mitten in Den Haag über mehrere Wochen zu einem Protestritual
       geworden. Im Oktober hörten die Aktivist*innen damit auf, [2][nachdem
       das Parlament einen Antrag angenommen hatte], wonach die Regierung einen
       Plan zum Abbau der Subventionen fossiler Brennstoffe vorlegen muss. Der
       Plan sollte eigentlich bis Januar vorliegen. Die Aktivist*innen von XR,
       die den schnellen Ausstieg aus fossilen Subventionen fordern, fürchten nun
       einen Rückzieher seitens der Politik.
       
       Wirtschafts- und Klimaminister Rob Jetten (D66), der wie die gesamte
       Regierung [3][nach den Neuwahlen im November] nur noch kommissarisch im Amt
       ist, hatte im Vorfeld der nicht genehmigten Kundgebung um „einige Tage
       Geduld“ gebeten. Sein Bericht zum Thema sei beinahe fertig und werde am 12.
       Februar vorgestellt, erklärte er. Der Bericht soll Maßnahmen für einen
       Abbau der Subventionen in mehreren Szenarien zwischen zwei und sieben
       Jahren enthalten. Einige Maßnahmen könnten schnell ergriffen werden, andere
       forderten „politischen Mut“.
       
       Weiter erklärte Jetten, Teile der von ihm ausgearbeiteten Strategie müssten
       von der folgenden Regierung beschlossen werden. „Je schneller die
       Koalitionsgespräche abgeschlossen sind, desto schneller können wir
       Entscheidungen treffen“, zitiert der öffentlich-rechtliche Sender NOS
       Jetten. Allerdings: Die Gespräche befinden sich gut zwei Monate nach den
       Wahlen noch immer in einem Vorstadium, ein schneller Abschluss ist aktuell
       nicht realistisch.
       
       Zudem wäre das Ergebnis kaum im Sinne einer nachhaltigen Agenda: Die
       Verhandlungen verlaufen zwischen der rechtspopulistischen Wahlsiegerin
       Partij voor de Vrijheid (PVV) und drei liberal-rechten bis
       sozial-konservativen Parteien. Die PVV kündete in ihrem Wahlprogramm
       vollmundig an, „das Klima-Abkommen und alle Klima-Maßregeln sofort durch
       den Schredder zu ziehen“. Gemeinsam mit den möglichen
       Koalitionspartnerinnen VVD und BBB forderte sie zuletzt im Parlament,
       Polizei und Justiz sollten härter gegen Proteste von XR vorgehen.
       
       ## Neue Blockade angekündigt
       
       Das Thema fossile Subventionen steht in den Niederlanden im Zentrum von
       Klima- und Nachhaltigkeitsdebatten. Lange war dabei nicht klar, in welcher
       Höhe die Nutzung fossiler Brennstoffe subventioniert wird. Das Wirtschafts-
       und Klimaministerium ging zunächst von 4,5 Milliarden Euro jährlich aus.
       Umweltorganisationen zufolge geht es um 37,5 Milliarden Euro. Das
       Ministerium räumte im September gar einen Betrag von 39 bis 46 Milliarden
       Euro ein.
       
       XR hat unterdessen für Ende Februar eine erneute Blockade der Amsterdamer
       Stadtautobahn A10 in Höhe des ING-Sitzes angekündigt. Der Bank wird die
       Finanzierung fossiler Unternehmen vorgeworfen.
       
       4 Feb 2024
       
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