# taz.de -- Deutsche Bahn: Schamlose Drückermethoden
> Bahncard und Deutschlandticket sind nicht sehr kundenfreundlich. Es wäre
> ein Leichtes für die Bahn, ihr angeschlagenes Image ein wenig
> aufzupolieren.
IMG Bild: Manchmal kommt sie, manchmal nicht. Bahnsteig in München, Januar 2024
Unzählige Kund:innen mit 49-Euro-Ticket der Deutschen Bahn erleben, wie
mühselig und zeitraubend es ist, einen Vertrag mit dem Staatskonzern zu
kündigen – obwohl gesetzlich geregelt ist, dass das monatlich geht. Und
nicht nur da läuft einiges schief. Bahncard-Inhaber:innen bekommen einige
Wochen vor Ablauf ihrer Rabattkarte Post von der Deutschen Bahn – nicht
etwa mit der Erinnerung, sie zu verlängern oder zu kündigen, sondern mit
einer saftigen Rechnung.
Zum Kündigen ist es dann zu spät, der Vertrag läuft ein Jahr weiter. Auch
Probebahncards werden ohne Kündigung in kurzer Zeit von alleine zu einem
regulären Vertrag. Eine Bahncard 50, mit der es einen Nachlass von 50
Prozent auf den Standardpreis gibt, kostet immerhin stolze 244 Euro. Wer
glaubt, mit solchen Drückermethoden Kund:innen zu gewinnen, irrt
gewaltig. Dass Verbraucherschützer:innen jetzt gegen Kündigungsregeln
vor Gericht ziehen, ist überfällig.
Solche Regeln sind bezeichnend für die notorische Kundenunfreundlichkeit
der Deutschen Bahn. Baustellenchaos und Personalmangel sorgen für
[1][unzählige Verspätungen und Zugausfälle]. Der schlechte Service von
fehlenden Informationen über kaputte Klos in den Zügen bis zum Digitalzwang
bei Ticketkauf verstärkt bei Fahrgästen angesichts der hohen Preise das
Gefühl, übervorteilt zu werden. Anders als bei der maroden Infrastruktur
könnten die Bahnmanager:innen hier schnell etwas ändern.
Und das sollten sie schleunigst tun. Ihre Kund:innen sind auch
Steuerzahlende und Wählende. Die Ampelregierung hat einen großen Teil der
angekündigten Milliarden für [2][die Modernisierung der Bahn] einkassiert,
viele wichtige Ausbauprojekte werden auf Eis gelegt. Verkehrspolitisch ist
das ein Fiasko. Die Regierung kann das wagen, weil sie um das schlechte
Image der Deutschen Bahn weiß.
Viele Bürger:innen sehen in dem Konzern ein schwarzes Loch, in dem
Milliarden verschwinden, etwa für unsinnige Projekte wie [3][Stuttgart 21].
Deshalb ist die öffentliche Empörung über die Kürzungen leider nicht so
groß, wie sie sein sollte.
5 Feb 2024
## LINKS
DIR [1] /Dauerbaustelle-Deutsche-Bahn/!5946632
DIR [2] https://www.tagesschau.de/wirtschaft/bahn-stoppt-neubau-haushaltskrise-100.html
DIR [3] /Schwerpunkt-Stuttgart-21/!t5017348
## AUTOREN
DIR Anja Krüger
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