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       # taz.de -- Ludwig und Press & Book kicken „Compact“: Weniger Brauntöne im Bahnhof
       
       > Das rechtsextreme Magazin „Compact“ verschwindet aus dem
       > Bahnhofsbuchhandel. Ein Eingriff in die Pressefreiheit, um die
       > Pressefreiheit zu schützen.
       
   IMG Bild: Die Grünen sind das Feindbild von „Compact“. Die Cover nutzen Querdenker als Demo-Plakat wie hier in Berlin am 30. Juli 2022
       
       Die selbst ernannte „Stimme des Widerstandes“ könnte leiser werden. In gut
       sortierten Bahnhofsbuchhandlungen war [1][Compact], das „Magazin für
       Souveränität“, schon länger nicht mehr in der Auslage zu finden. In vielen
       weiteren Zeitschriftenläden am Bahnhof verschwindet es spätestens jetzt aus
       den Regalen. Das Unternehmen Valora, das 192 Verkaufsstellen betreibt,
       nimmt Compact aus dem Programm. Und auch das Unternehmen Dr. Eckart wird
       Compact in seinen mehr als 400 Stellen nicht mehr verkaufen. Mittlerweile
       zog Lagardère Travel Retail, die unter anderem die Relay-Fillialen in
       Flughäfen und Bahnhöfen verantworten, nach. Es wird die Verbreitung des
       Magazins mit einer Auflage von immerhin 40.000 Exemplaren erschweren. Das
       war nötig.
       
       Bereits 2021 hat das Bundesamt für Verfassungsschutz das Magazin um
       [2][Chefredakteur Jürgen Elsässer] als gesichert rechtsextremistisch
       eingestuft: Compact sei das Magazin für und aus dem gesamten rechtsextremen
       Milieu. Seit 2013 verantwortet Elsässer, der früher mal als Redakteur für
       [3][Junge Welt] arbeitete, das monatlich erscheinende Heft. Ein
       Querfrontprojekt, wo Linke und Rechte in einen gemeinsamen Dialog treten
       können, sollte das Magazin ursprünglich werden. Doch schon die „Nullnummer“
       zierte ein Bild von Thilo Sarrazin inklusive der wohlwollenden Spekulation
       darüber, ob er der „nächste Bundeskanzler“ werden könnte. Jüngst hielt die
       Redaktion mit Sitz im brandenburgischen Falkensee auf dem Cover
       folgerichtig nun auch Sahra Wagenknecht für „die beste Kanzlerin“.
       
       Die politischen Positionen von Elsässer scheinen sich nach den rechten
       Ressentiments zu richten, die gerade fluktuieren. So finden sich
       antiislamischer Hass und rassistische Hetze neben antifeministischen
       Anfeindungen und antisemitischen Assoziationen. In der verbreiteten Vision
       eines völkischen Nationalismus sind „die Grünen“ die zentralen Feinde.
       
       ## Magazin will Regime Change von rechts
       
       Zwei „starke Männer“ werden im Heft dafür stets wohlwollend erwähnt: Trump
       und Putin. Eine Marktorientierung, die nur noch einer Richtung folgt: immer
       weiter nach rechts. Ganz frühe Mitstreitende des „Genossen Jürgen“ betonten
       schon vor Jahren, dass Elsässer das revolutionäre Subjekt „Proletariat“
       gegen „Volk“ ausgetauscht habe.
       
       Dass das Magazin einen „Regime Change von rechts“ anstrebt, verheimlicht
       die Redaktion nicht. Ein Werbeslogan lautet: „Abonnieren Sie die
       Revolution“. Die Mobilisierung zum Widerstand ist die Intention der
       Redaktion. Nicht erst bei den Protesten gegen die staatlichen
       Coronamaßnahmen hoffte sie die Verhältnisse zum Tanzen zu bringen. Jede
       Anfeindung, jeden Angriff auf die ausgemachten Systemparteien und -presse
       scheint die Redaktion zu befeuern.
       
       Die Autor:innen und Interviewpartner:innen sind ein Who’s Who
       eines Milieus, das sich zwischen rechtsextremen Ressentiments und
       Verschwörungsnarrativen bewegt. Thüringens AfD-Chef Björn Höcke kommt
       ausführlich zu Wort, aber nicht nur das. Die Compact bietet auch einen
       „Höcke Taler“ an. Der ehre „bedeutende Patrioten“ und sei ein
       „patriotisches Bekenntnis“. Preis: 69,95 Euro. Auch Alice Weidel findet
       unter anderem beim hauseigenen „Compact TV“ statt.
       
       ## Nur ein rechtes Medium unter vielen
       
       Dass Valora und Dr. Eckart Compact nun endgültig nicht mehr für tragbar
       halten, könnte vor allem an zwei Autoren des Magazins liegen: Martin
       Sellner und Mario Müller, beide aus der rechtsextremen Identitären Bewegung
       kommend. Beide waren Teil des Treffens von Rechtsextremen in Potsdam,
       dessen Inhalte durch Correctiv-Recherchen öffentlich wurden. Sellner sprach
       über die „Remigration“, Müller brüstete sich, für eine gewalttätigen
       Übergriff mitverantwortlich zu sein.
       
       Valora und Dr. Eckart erklären in wortgleichen Pressemitteilungen, dass
       „die Pressefreiheit an oberster Stelle“ stehen würde: „Wir wollen aber
       denjenigen, die die freiheitlich-demokratische Grundordnung Deutschlands –
       und damit auch die Presse- und Meinungsfreiheit – verächtlich machen und
       darauf abzielen, sie zu überwinden, keine Plattform bieten“.
       
       Ein Eingriff in die Pressefreiheit, um die Pressefreiheit zu schützen: Das
       ist nicht zwangsläufig ein Paradoxon. In den Bahnhofsbuchhandlungen finden
       sich jedoch immer noch einschlägige Publikationen, von Zuerst. Deutsches
       Nachrichtenmagazin bis hin zu Die Kehre. Zeitschrift für Naturschutz. Die
       gebotene Reaktion des Unternehmens offenbart aber auch, welche Spielräume
       sich eröffnen, wenn eine „rechtsextremistische Markierung“ besteht. Was
       würde solch eine bundesweite Markierung wohl für die AfD bedeuten?
       
       7 Feb 2024
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Speit
       
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