# taz.de -- Agrarproteste eskalieren: Tote bei Bauerndemo in Frankreich
> Nicht nur in Deutschland gehen Landwirte auf die Straße, sondern auch in
> Frankreich. Nach einem Todesfall droht die Situation zu eskalieren.
IMG Bild: Französische Landwirte blockieren mit ihren Traktoren die Autobahn A16, um gegen Preisdruck, Steuern und Umweltregulierung zu protestieren
Paris taz | Auch in Frankreich kommt es derzeit zu [1][Protesten von
Landwirten]. Dabei ist es zu einem dramatischen Zwischenfall gekommen. Bei
einer der zahlreichen Straßensperren von französischen Landwirten ist früh
am Dienstagvormittag in Pamiers im südfranzösischen Departement Arriège ein
Fahrzeug mit drei Personen in eine Gruppe von Menschen gerast, die dort mit
Strohballen eine Barrikade errichtet hatten. Eine Frau wurde dabei getötet,
ihr Mann und ihre Tochter wurden nach Angaben des Vorsitzenden des
Bauernverbands FNSEA, Arnaud Rousseau, schwer verletzt. Der Fahrer und die
beiden anderen Insassen des Pkw wurden festgenommen.
Damit drohen sich die Protestaktionen, die ähnlich wie in Deutschland und
anderen Ländern Europas vor einigen Tagen begonnen hatten, auszudehnen. Vor
allem im Südwesten des Landes wurde der Verkehr auf mehreren Autobahnen,
darunter die große Nord-Süd-Achse A7, bereits mit Sperren behindert.
Nachdem ein Treffen des Verbands mit [2][Premierminister Gabriel Attal] und
Landwirtschaftsminister Marc Fesneau am Montagabend ohne Einigung zu Ende
gegangen war, kündigte die FNSEA-Spitze zusätzliche Aktionen an, die auch
andere Landesteile wie Straßburg oder Beauvais (Picardie) betreffen werden.
Fesneau erklärte, die Vorlage seines Gesetzes für die
Landwirtschaftspolitik vorerst zu verschieben. Diese war ursprünglich für
Mittwoch vorgesehen. Die Regierung möchte damit Zeit gewinnen und den
unzufriedenen Landwirten eventuell zusätzlich Zugeständnisse machen.
Fesneau versprach, er wolle die geltenden Normen für die
landwirtschaftliche Produktion „vereinfachen“ und die ebenfalls bemängelten
„administrativen Fristen“ verkürzen.
## Jungen Landwirten soll geholfen werden
Auch sei geplant, in Zusammenarbeit mit den regionalen
Landwirtschaftskammern jungen Landwirten, die einen Betrieb eröffnen oder
übernehmen wollen, den Start mit einem einzigen Amt als Ansprechpartner zu
erleichtern. Von den rund 500.000 Landwirten dürften laut Fesneau rund ein
Drittel in den kommenden zehn Jahren in den Ruhestand treten. Wegen der
schlechten Arbeitsbedingungen und Einkommensperspektiven fehlt oftmals
Nachwuchs.
Dies ist mit ein Grund für die Aktionen, mit denen die Landwirte gegen hohe
Treibstoffkosten, die Inflation, die niedrigen Preise für ihre Produkte,
gegen EU-Umweltnormen und ausbleibende staatliche Entschädigungen bei
Katastrophen oder Epidemien protestieren. Besonders empört sind sie dabei
über die Absicht der Regierung, eine Treibstoffabgabe zu erhöhen.
Der politische Druck auf die Regierung wächst einige Wochen vor den
Europawahlen. Alle Oppositionsparteien, und allen voran die
rechtspopulistischen EU-Gegner, erklären sich solidarisch mit den
Landwirten. „Macrons Euro will den Tod unserer Bauern“, behauptet Jordan
Bardella, der Spitzenkandidat der EU-Liste des [3][Rassemblement national],
das aus der Wut der Bauern bei den Wahlen Kapital schlagen will.
23 Jan 2024
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## AUTOREN
DIR Rudolf Balmer
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