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       # taz.de -- Filter und UV-Licht gegen Schadstoffe: Zeit für eine Luftveränderung
       
       > Schlechte Raumluft lässt Menschen öfter krank werden und unkonzentrierter
       > arbeiten. Hat die Coronapandemie geholfen, das Problem endlich anzugehen?
       
       Es ist ein Aufruf zum Protest. „Ich wünschte, dass es Eltern gäbe, die
       sagen: Ich schicke mein Kind nicht auf diese Schulen, solange die
       Luftqualität dort auf der Teststufe ‚schrecklich‘ steht.“
       
       Dieser Satz stammt aus keiner Coronadebatte, sondern aus dem Jahr 1859,
       von Florence Nightingale, [1][der Pionierin der britischen Krankenpflege].
       Die wusste nicht nur, wie schädlich schlechte Luft ist. Sie träumte auch
       von Maßnahmen wie Messgeräten oder Häusern, die nach dem Prinzip guter
       Belüftung gebaut werden. Heute, 150 Jahre später, sind all diese
       technischen Voraussetzungen längst da. Aber das unsichtbare Problem ist
       trotzdem nicht weg.
       
       Mit Corona wurde Luft plötzlich sehr wichtig. Genauer gesagt:
       Innenraumluft. Die Pandemie ließ uns Fenster öffnen und Treffen nach
       draußen verlagern. Deutschland schien der Herausforderung mit seinen
       Kulturtechniken „Stoßlüften“ und „Fenster auf Kipp“ sogar außerordentlich
       gut gewachsen.
       
       Allerdings blieb es vielerorts beim offenen Fenster. Statt langfristigen
       Konzepten gab es frierende Schulkinder und anschließend den verständlichen
       Wunsch, das alles schnell zu vergessen. Dabei wäre eine Luftveränderung
       immer noch nötig. Denn was wir einatmen, sollte dringend besser werden.
       
       Da sind zum Beispiel die vielen Krankheitserreger, die uns in Tröpfchen
       oder Aerosolen um die Ohren fliegen. Das Robert-Koch-Institut schätzte,
       dass sich im geballten Infektionsgeschehen dieses Winters [2][zeitweise 8,9
       Millionen Menschen gleichzeitig] mit Atemwegserkrankungen angesteckt
       hatten.
       
       ## Soldaten kriegen Schnupfen
       
       Wenn mehr als ein Zehntel der Bevölkerung flachliegt, wird Arbeit nicht
       erledigt und Kitagruppen bleiben geschlossen. Das [3][Institut für
       Weltwirtschaft schätzt die Kosten solcher Ausfälle in Deutschland] auf bis
       zu 42 Milliarden Euro innerhalb eines Jahres. Dazu kommen die allgemeine
       Erschöpfung und die Frage, ob das jetzt wirklich jedes Jahr so weitergeht.
       
       Tatsächlich ist die Art unseres heutigen Zusammenlebens für
       Atemwegserkrankungen ein ziemliches Fest. Nicht nur, weil wir große Teile
       unserer Zeit in Gebäuden verbringen, sondern wohl auch, weil es in ihnen
       weniger zieht. Das stellte in den 1980er Jahren zum Beispiel das
       amerikanische Militär fest, als es neue Kasernen baute und die
       [4][Rekrut*innen plötzlich ständig krank wurden]. „Dicht versiegelte
       Gebäude mit geschlossenem Lüftungssystem“, bemerkte man, „erhöhen das
       Risiko für Atemwegserkrankungen.“
       
       Seitdem haben unterschiedliche Studien den Zusammenhang zwischen mangelnder
       Belüftung und Krankheitsausfällen immer wieder bestätigt: u[5][nter
       Werksarbeitern von Polaroid], [6][in dänischen Kitas] oder
       [7][kalifornischen Schulen].
       
       Das nächste Problem mit schlecht gelüfteten Räumen ist, dass die
       CO2-Konzentration – gemessen in parts per million, also Teile pro einer
       Million Luftmolekülen – durch die ausgeatmete Luft [8][dort ziemlich
       schnell ansteigt]. Sie sollte in Räumen unter 1000 ppm liegen, das gilt
       auch im Arbeitsrecht als Richtwert, und [9][während Krankheitswellen ruhig
       unter 800 ppm].
       
       In Schulen haben Forschende Werte [10][weit jenseits der 4.000 ppm
       gemessen]. Schon bei 2.500 ppm fiel Versuchspersonen komplexe Problemlösung
       deutlich schwerer. Dabei geht es nicht nur um CO2 an sich, sondern die
       Konzentration steht als Anzeiger für all die anderen organische Stoffe, die
       wir auch ausatmen. In Kombination führt beides zu [11][Kopfschmerzen,
       Müdigkeit und langsamem Denken].
       
       Eine [12][ganze Reihe von Studien zeigt], dass die Leistung von
       Schüler*innen bei schlechter Luftqualität abnimmt. Forscher*innen
       vergleichen den Effekt mit dem [13][eines ausgefallenen Frühstücks]. Der
       Zusammenhang gilt aber auch bei Erwachsenen. In einer Studie mit
       Büroangestellten schickte man ihnen regelmäßig kognitive Tests aufs Handy.
       Die Testpersonen wurden deutlich [14][langsamer, wenn Feinstaub- und
       CO2-Werte anstiegen]. Auch [15][Schachprofis machen dann mehr Fehler].
       
       Natürlich gibt es neben Kohlendioxid noch echte Luftverschmutzer. 99
       Prozent der Menschheit atmen ungesunde Stoffe ein, [16][sagt die WHO].
       Geschätzt sterben pro Jahr [17][500.000 Menschen in der EU frühzeitig
       daran,] weltweit sogar sechs bis sieben Millionen. [18][Ungefähr die
       Hälfte] dieser Todesfälle werden der Innenraumverschmutzung zugerechnet.
       Durch Feinstaub, Ozon, Schwefel- und Stickstoffdioxid. Durch offenes Feuer,
       Kamine und Gasherde. Durch Schimmel und feuchte Wände. Indem Straßenschmutz
       durchs Fenster kommt. Oder auch durch Drucker, Holzwerkstoffe,
       Baumaterialien, Reinigungsmittel und vieles andere, was Schadstoffe
       ausdünstet.
       
       ## Feinstaub bis zum Couchtisch
       
       Auch diese Probleme werden durch Modernisierung nicht unbedingt besser.
       Neue oder renovierte Gebäude sind [19][tendenziell stärker durch sogenannte
       flüchtige organische Verbindungen belastet]. Büros mit Glasfassade machen
       das Lüften schwer. Und der Trend zur Wohnküche lässt uns die extra hohe
       Feinstaubbelastung der Küche bis an den Couchtisch verbreiten.
       
       Im Englischen spricht man auch vom „Sick Building Syndrom“, wenn der
       längere Aufenthalt in Häusern oder Büros krank macht. Zu den Symptomen
       gehören Irritationen in Auge, Nase, Mund und Haut, Müdigkeit,
       Kopfschmerzen, Konzentrationsschwierigkeiten – und Anfälligkeit für
       Atemwegserkrankungen. Die langfristigen Folgen schlechter Luft beinhalten
       Asthma, Krebs oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen und [20][reichen von
       Frühgeburten] bis zu früherer Demenz. Neben unzähligen Lebensjahren kostet
       das weltweit jährlich [21][mehrere Billionen Dollar – an verlorener
       Arbeitszeit und Gesundheitskosten].
       
       Wenn es so klar ist, dass wir mit besserer Raumluft gesünder als auch
       produktiver sein könnten – warum tut sich nicht schneller was? Und hat
       zumindest Corona einen Anschub gegeben?
       
       Innenraumluft wird so routiniert übersehen, dass zu Beginn der Pandemie
       selbst die Wissenschaftskommunikation Zeit brauchte, um ihre Aufmerksamkeit
       darauf zu fokussieren. Stattdessen drehten sich die ersten Empfehlungen um
       Händewaschen und Desinfektion.
       
       Doch noch 2020 explodierten dann die Suchanfragen nach Luftfiltern und in
       der medizinischen Datenbank Pubmed [22][verdoppelte sich zeitweise die Zahl
       der Artikel zum Thema Belüftung]. Die WHO verschärfte nach 16 Jahren ihre
       Empfehlungen für Raumluftqualität, gefolgt von den einflussreichen
       amerikanischen und europäischen Heizungsbaugesellschaften. US-Präsident
       [23][Joe Biden versprach Hunderte Milliarden und Luftqualitätsstandards für
       1.500 öffentliche Gebäude]. Es formierten sich Elterninitiativen, die das
       forderten, was Florence Nightingale vorschwebte: bessere Luftqualität in
       Schulen! In vielen Ländern der Welt [24][wurde in Filter und Lüftungen
       investiert]. Deutschland gab über eine Milliarde Euro für fest verbaute
       Lüftungsanlagen an Schulen und Kitas aus.
       
       Teile einer [25][Bundesförderung für mobile Luftreiniger wurden hingegen
       nie abgerufen]. Und in vielen Büros scheinen die Luftfilter mittlerweile
       ungenutzt in der Ecke zu stehen. Nachdem der Landtag von
       Nordrhein-Westfalen 2021 stolz die Anschaffung von 41 Luftfilteranlagen
       verkündete, antwortete er [26][zwei Jahre später auf eine Anfrage hin, dass
       keine Luftfilter mehr im Einsatz sind].
       
       Offenbar verbinden wir Filter assoziativ mit immerwährenden Lockdowns,
       ausgefallenen Weihnachtsmärkten und anderen Maßnahmen, von denen viele
       hoffen, dass sie nie wiederkommen. Dabei könnten sie stattdessen als
       Systemaufrüstung verstanden werden, von der wir im Idealfall fast so wenig
       bemerken wie von der Filteranlage unseres Trinkwassers.
       
       Ein Weg dahin könnten gesetzliche Vorgaben sein. In Belgiens Bars traten im
       vergangenen Sommer die europaweit ambitioniertesten Regelungen in Kraft.
       Dort sind jetzt unter anderem CO2-Höchstwerte vorgeschrieben. Südkorea und
       Japan haben längst Luftqualitätsrichtlinien. Erhebungen zufolge halten sich
       80 Prozent der japanischen Unternehmen daran. In Peru [27][erleichterte das
       höchste Gericht im September Angestellten], ihre Arbeitgeber für schlechten
       Infektionsschutz zu verklagen, und bezog sich auf die WHO-Richtlinien für
       Luftqualität.
       
       2023 richtete die europäische Division der WHO ihre erste
       Welt-Innenraumluft-Konferenz aus, eröffnet wurde sie mit den Worten: „Wenn
       wir in den letzten Jahren nicht gelernt haben, welche Bedeutung die Luft,
       die wir atmen, für jeden Teil unseres Lebens hat, dann hätten wir eine
       echte Chance verpasst, die Welt vorwärtszubewegen.“
       
       In Ansätzen ist eine weltweite Verbesserung also durchaus vorhanden – nur
       fast so schlecht sichtbar wie der Schmutz in unserer Luft.
       
       Ein älteres Beispiel für stille Erfolgsgeschichten für saubere Luft sind
       EU-weite Regelungen zum Umgang mit krebserregenden Stoffen. Solche Vorgaben
       haben etwa geholfen den Gebrauch von giftigem Formaldehyd zurückzudrängen,
       das Möbel ausdünsten, wenn es beim Bau genutzt wird. Eine Umstellung, die
       uns weitaus gesünder macht, ohne dass wir im Alltag je darüber nachdenken.
       
       Die Aerosolforscherin Lidia Morawska ist der Frage nach dem Fortschritt
       beim Thema Luftqualität empirisch nachgegangen. Sie selbst hat an den
       WHO-Richtlinien zum Thema mitgewirkt und wurde 2021 vom Time Magazine zu
       einer der einflussreichsten Personen des Jahres gewählt. Vor Kurzem hat
       Morawska die Luftqualitätsstandards von 100 Ländern verglichen. Ihr Fazit:
       [28][„Nie in unserer ganzen Geschichte gab es so viel Bewegung für bessere
       Luftqualität wie jetzt.“]
       
       Wenn wir den Schmutz in der Raumluft sehen könnten, würden wir ihn
       wegwischen. Wie das ginge? Wir stellen im Folgenden Wege vor, wie die Luft
       rein wird. 
       
       ## Messen und Vermeiden
       
       Der erste Schritt, ein Problem zu lösen, ist zu wissen, dass man es hat.
       Dafür sorgen CO2-Messgeräte, idealerweise mit Alarm und weit sichtbarem
       Display. Mit der Hosentaschenvariante kann man auch unterwegs messen, zum
       Beispiel bei Veranstaltungen. In Belgien sind CO2-Displays etwa in Cafés
       Pflicht.
       
       Der zweite Schritt, ein Problem zu lösen, ist seine Ursachen zu bekämpfen.
       Vor Schmutz durch Verkehr schützen Schüler*innen zum Beispiel
       [29][Pflanzenbarrieren um die Schulhöfe, Abgasvorschriften oder autofreier
       Schultransport]. Auch kleinere Klassen und größere Räume sind Maßnahmen für
       bessere Luft, genauso wie Gebäudepläne, die Belüftung mitdenken. Masken im
       Wartezimmer halten unsere Viren von anderen fern. Homeoffice auch. Pflanzen
       – am besten pollenarme – können helfen, Schadstoffe zu filtern: [30][Aloe
       Vera, Efeu und Ficus] etwa.
       
       ## Lüften und Filtern
       
       Feste Lüftungsanlagen in Gebäuden sind gerade für Schulen, Kitas und Büros
       die sinnvollste Lösung. Denn generell gilt: Nur durch Luftzug lässt sich
       das CO2-Level senken. Da, wo sich fest verbaute Anlagen nicht installieren
       lassen, können portable Filter stehen, die eingesaugte Luft gesäubert
       wieder auspusten. Sie filtern immerhin Schadstoffe und Viren.
       
       Dabei gibt es unterschiedliche Techniken. Die handelsübliche Variante,
       [31][die auch in Studien gut abschneidet], setzt auf ein engmaschiges
       Fasernetz, den sogenannten HEPA-Filter, der auch viele Aerosole einfängt.
       Dies geschieht oft zusammen mit einem Aktivkohlefilter, der zusätzlich noch
       organische Verbindungen, Stickoxide und auch Gerüche bindet. In Kombination
       bekämpfen die Filter unter anderem auch Staub, Milben, Zigarettenrauch und
       Pollen.
       
       Luftfilter wie die Testsieger der Stiftung Warentest liegen im Preisbereich
       um die 200 Euro. Für Bastler*innen gibt es online
       Marke-Eigenbau-Anleitungen. Diese selbstkonstruierten Geräte passen sich
       zwar nicht so flexibel, leise und energieeffizient ans Raumklima an, sind
       aber dank ihres großen Luftflusses zum Teil schneller als die teuren
       Geräte. Wer Geräusche vermeiden will, kann sich auch einfach einen zweiten
       Filter in die andere Hälfte des Büros stellen – zwei mittelstark arbeitende
       Maschinen funktionieren so gut wie eine im Vollbetrieb.
       
       Bei alldem gibt es positive Nebenwirkungen: Als in Los Angeles 2015 ein
       Gasleck Schulen in Alarmbereitschaft versetzte, lieferten die
       Verantwortlichen vorsorglich 1.756 Luftfilter aus. Die Gasbelastung stellte
       sich später als marginal heraus. [32][Doch verbesserten sich mit den
       Luftfiltern die Testergebnisse in Mathe und Englisch in einem Ausmaß, das
       sonst etwa von der Verkleinerung von Klassen bekannt is]t. Und in einem
       Experiment, in dem Forschende Büro-Luftfilter unmerklich ein- und
       ausschalteten, verbesserte sich [33][mit der Luftqualität auch die
       Geschwindigkeit der richtigen Testantworten.]
       
       Die vielleicht massivste Korrelationsstudie zu positiven gesundheitlichen
       Langzeitfolgen von Luftfiltern kommt aus Japan. [34][Sie untersucht die
       Entwicklungsschritte von über 80.000 Kleinkindern]. Dabei fanden die
       Forschenden einen positiven Zusammenhang zwischen Luftfiltergebrauch in der
       Schwangerschaft und kindlichen Entwicklungsschritten. Die Ergebnisse
       hielten auch stand, wenn sie andere sozioökonomische Faktoren
       miteinbezogen, und wurden in anderen Studien bestätigt.
       
       Inwiefern portable Luftfilter akute Krankheitswellen stoppen könnten, wird
       noch untersucht. Bekannt ist, dass Luftfilter Viren schlucken. Große Geräte
       konnten selbst Corona-Krankenstationen fast vollständig von Viren befreien
       – und dazu noch von einer [35][Reihe von Pilzen und Bakterien]. Damit
       könnten sie auch die Aufenthaltsdauer auf den Stationen verkürzen,
       [36][legt eine andere Studie nahe]. Hoffnung, dass sich dadurch auch das
       Krankheitsgeschehen reduzieren lässt, machen die im vergangenen Jahr auf
       der WHO-Innenluft-Konferenz vorgestellten ersten [37][Ergebnisse der
       sogenannten Class-Act-Studie]. Dafür wurden 30 Schulen untersucht. In
       Schulen mit portablen Luftfiltern gingen die Krankheitsfälle um 20 Prozent
       zurück.
       
       ## Mit UV-Licht bestrahlen
       
       Kurzwelliges ultraviolettes Licht – UV-C-Licht – wird in OP-Sälen seit
       Langem zur Desinfektion eingesetzt und schaltet dabei praktischerweise auch
       Krankheitserreger aus, die gegen Reinigungsmittel Resistenzen entwickelt
       haben. Es ist allerdings auch schädlich für Haut und Augen, kann also nur
       benutzt werden, wenn niemand anwesend ist oder die Anwesenden
       Schutzkleidung tragen.
       
       Dass man Menschen diese Art von Vorsicht im Alltag nicht zutrauen kann, hat
       vor Kurzem eine Digital-Investitionskonferenz bewiesen, [38][die ihre
       Teilnehmenden im Hongkonger Konferenzcenter aus Versehen den ganzen Abend
       mit UV-C-Lampen bestrahlte]. „Die meisten Geschädigten haben ihre
       Augenfunktion inzwischen wieder“, meldete sie wenig später.
       
       Eine Möglichkeit, das Problem zu umgehen, ist, die UV-C-Strahlen so
       einzusetzen, dass sie nur im oberen Raumbereich parallel zur Decke strahlen
       und die Luft per Zirkulation immer wieder durch diesen Bereich zu leiten.
       Eine noch elegantere Lösung ist eine neue Art des UV-C-Lichts: Fern-UV-C
       tötet ebenso Viren, ist allerdings so kurzwellig, dass es dabei vermutlich
       weder durch unsere äußeren Hautschichten dringt, [39][noch durch die
       Tränenflüssigkeit der Augen].
       
       Mehrere Studien laufen, um die Unschädlichkeit des Fern-UV-C-Lichts für
       Menschen zu beweisen. Eine findet nur bei direkter Bestrahlung in der
       höchsten Dosis eine leichte Rötung. In zwei weiteren wurden über ein Jahr
       [40][haarlose Ratten] oder Behandelnde [41][einer Augenarztpraxis] mit
       Fern-UV-C-Licht beschienen und dabei keine Haut- beziehungsweise
       Augenveränderungen bemerkt – dafür erwiesen sich die Oberflächen der Praxis
       als angenehm keimfrei.
       
       Zuletzt wurden unter wissenschaftlicher Begleitung und mit allgemeinem
       Einverständnis mehrere Fern-UV-C-Lichter in [42][kanadischen
       Seniorenheimen] angebracht. [43][„Wenn wir die Technik schon fünf Jahre
       vor der Coronakrise gehabt hätten […]“, sagt David Brenner,
       Forschungsdirektor für Radiologie an der Columbia University, „hätte sich
       diese ganz anders entwickeln können.]“
       
       Die Praxis überholt inzwischen sogar die Forschung: Unternehmen
       [44][investieren Millionen in die Massenproduktion]. Start-ups versuchen
       sich an einer handlichen Taschenlampenvariante zur gezielten Reinigung.
       Auch online häufen sich Bilder von UV-C-Lampen in kleinen Geschäften oder
       neben Krankenhausbetten von immunkompromittierten Verwandten. Die
       US-amerikanische [45][Armee hat bereits erste Gebäude damit ausgestattet],
       und als die US-Regierung sieben Zukunftstechnologien Förderung versprach,
       [46][war keimfeindliches Licht unter ihnen]. Auch in einem
       65-Millionen-Euro-Programm der [47][EU ist es eine von drei Technologien].
       
       In Zukunft könnte es also an öffentlichen Orten über unseren Köpfen
       leuchten, damit wir besser durchatmen können. Eine Lüftung komplett
       ersetzen kann UV-C-Licht aber nicht – statt Sauerstoff zuzusetzen erzeugt
       es Ozon und neue organische Materie. Die wiederum lässt sich mit Zugluft
       und Aktivkohlefiltern bekämpfen.
       
       Die Luft zu reinigen ist und bleibt also ein mehrstufiger Prozess. Aber
       einige dieser Stufen sind erstaunlich niedrigschwellig und damit eigentlich
       für viele erklimmbar.
       
       5 Feb 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.fulltextarchive.com/book/Notes-on-Nursing/
   DIR [2] https://edoc.rki.de/bitstream/handle/176904/11440/Wochenbericht_GrippeWeb_2023KW50.pdf
   DIR [3] https://www.ifw-kiel.de/de/publikationen/aktuelles/krankenstand-kostete-2022-bis-zu-42-mrd-euro-wertschoepfung/
   DIR [4] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/3346987/
   DIR [5] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/11089326/
   DIR [6] https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/ina.12202
   DIR [7] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/23506393/
   DIR [8] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8569287/
   DIR [9] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/36834438/
   DIR [10] https://www.cbc.ca/news/canada/new-brunswick/new-brunswick-teachers-school-air-quality-information-association-ventilation-1.7015541
   DIR [11] https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1111/ina.12284
   DIR [12] https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0360132320301074
   DIR [13] https://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/14733315.2007.11683770
   DIR [14] https://iopscience.iop.org/article/10.1088/1748-9326/ac1bd8
   DIR [15] https://pubsonline.informs.org/doi/full/10.1287/mnsc.2022.4643
   DIR [16] https://www.who.int/news/item/04-04-2022-billions-of-people-still-breathe-unhealthy-air-new-who-data
   DIR [17] https://www.eea.europa.eu/publications/harm-to-human-health-from-air-pollution/
   DIR [18] https://ourworldindata.org/data-review-air-pollution-deaths
   DIR [19] https://www.mdpi.com/1660-4601/18/6/3276
   DIR [20] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/36282504/
   DIR [21] https://books.google.de/books?hl=de&lr=&id=s5pREAAAQBAJ&oi=fnd&pg=PR5&dq=WHO+global+air+quality+guidelines%3A+particulate+matter+(PM2.5+and+PM10&ots=qANH8zIjsn&sig=FMJ9Zc_z2QegDIDSOMTYttLWT2k&redir_esc=y#v=onepage&q=WHO%20global%20air%20quality%20guidelines:%20particulate%20matter%20(PM2.5%20and%20PM10&f=false
   DIR [22] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/?term=Ventilation
   DIR [23] https://www.whitehouse.gov/briefing-room/statements-releases/2022/03/17/fact-sheet-biden-administration-launches-effort-to-improve-ventilation-and-reduce-the-spread-of-covid-19-in-buildings/
   DIR [24] https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2352710222009202#fig2
   DIR [25] https://www.rnd.de/politik/bund-foerdertopf-fuer-mobile-luftfilter-fuer-schulen-und-kitas-unberuehrt-TJSM7VYODVBKXGHM4UACFF6SDY.html
   DIR [26] https://fragdenstaat.de/anfrage/masken-luftfilter-pcr-antigenschnelltests-im-landtag/
   DIR [27] https://www.covid19litigation.org/news/2023/09/peru-lima-high-court-declares-covid-19-occupational-disease-all-workers
   DIR [28] https://www.nature.com/articles/d41586-023-00642-9
   DIR [29] https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0048969722069133%20%20%20
   DIR [30] https://www.semanticscholar.org/paper/Indoor-medicinal-plants:-Beneficial-biocatalysts-%E2%80%93-Inbathamizh/3dac871693f90f64027401edbadce6fb9caa25c0
   DIR [31] https://journals.sagepub.com/doi/full/10.1177/01945998211022636
   DIR [32] https://www.vox.com/2020/1/8/21051869/indoor-air-pollution-student-achievement
   DIR [33] https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0360132323001051
   DIR [34] https://www.nature.com/articles/s41598-021-98482-y
   DIR [35] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34718446/
   DIR [36] https://assets.cureus.com/uploads/original_article/pdf/27450/1612429721-1612429715-20210204-30437-31o33m.pdf
   DIR [37] https://www.youtube.com/watch?v=Czqc02wbYd0
   DIR [38] https://www.theguardian.com/technology/2023/nov/06/guests-bored-ape-event-hong-kong-vision-problems
   DIR [39] https://www.cuimc.columbia.edu/news/far-uvc-light-safely-kills-airborne-coronaviruses
   DIR [40] https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/php.13656
   DIR [41] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/36081379/
   DIR [42] https://classic.clinicaltrials.gov/ct2/show/NCT05084898
   DIR [43] https://spectrum.ieee.org/far-uv-curbs-pandemics
   DIR [44] https://www.nsnanotech.com/post/we-re-ramping-up-production-of-the-far-uvc-shortwavelight-emitter
   DIR [45] https://www.defense.gov/News/Feature-Stories/Story/Article/2309289/air-guard-wing-receives-dods-first-uv-light-disinfectant-system/
   DIR [46] https://www.gsa.gov/about-us/newsroom/news-releases/bidenharris-administration-invests-30-million-to-advance-americanmade-clean-energy-technologies-and-accelerate-push-for-netzero-federal-buildings-06092023
   DIR [47] https://genevahealthforum.com/wp-content/uploads/2023/12/Prenner-A_EU-innovation-funding-technology-mapping.pdf
       
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