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       # taz.de -- Lauterbach über Krankenhausreform: Klinikatlas soll ab 1. Mai kommen
       
       > Mehr Transparenz zur Krankenhausqualität: Das wollten einige Bundesländer
       > verhindern. Die Krankenhausreform stockte. Ist die Blockade nun behoben?
       
   IMG Bild: Blick in einen Operationssaal im Universitätsklinikum Essen
       
       Berlin taz | Es scheint wieder Bewegung gekommen zu sein in den stockenden
       Krankenhausreformprozess. „Ich bin froh, dass die Länder ihre
       Blockadehaltung aufgegeben haben“, sagte Karl Lauterbach (SPD) am Dienstag
       in der Bundespressekonferenz in Berlin. Ab 1. Mai, so der
       Bundesgesundheitsminister, könnten sich Patient*innen in einem
       Klinikatlas informieren, welches Krankenhaus für welchen Eingriff besonders
       geeignet sei. Auch die Krankenhausfinanzierungsreform und weitere
       Reformgesetze will Lauterbach noch bis zum Sommer verabschieden.
       
       Dem vorausgegangen war die Blockade einiger Bundesländer beim
       Transparenzgesetz. Damit sollen Qualitätskriterien wie
       Behandlungshäufigkeit, technische und personelle Ausstattung sowie
       Komplikationsraten übersichtlich für Patient*innen veröffentlicht
       werden. Im Oktober hatte der Bundestag [1][das Gesetz beschlossen], es
       sollte eigentlich zum Jahresanfang in Kraft treten. Allerdings legte eine
       knappe Mehrheit der [2][Bundesländer im Bundesrat Einspruch ein].
       
       Zentrales Argument: Man bräuchte erst eine gesicherte Finanzierung der
       Krankenhäuser. Die geplante Krankenhausfinanzierungsreform würde erst ab
       2027 Wirkung zeigen. Um diesen Zeitraum zu überbrücken, hat Lauterbach im
       Transparenzgesetz 6 Milliarden Euro Liquiditätshilfen vorgesehen. Weiteren
       Finanzhilfen erteilte Lauterbach eine Absage. 120 der insgesamt rund 1.700
       Krankenhäuser befänden sich aktuell in oder kurz vor einer Insolvenz.
       
       Nachdem die CDU-geführten Länder laut Lauterbach eine weitere Befassung mit
       dem Transparenzgesetz [3][zunächst blockiert hätten], steht nun offenbar
       ein Termin fest: Am 21. Februar tage der Vermittlungsausschuss, am 22. März
       könne sich der Bundesrat abschließend mit dem Transparenzgesetz befassen.
       Der Bundesgesundheitsminister rechnet diesmal mit einer Einigung und
       stellte auch gleich den weiteren Reformfahrplan vor: Am 24. April solle die
       Krankenhausfinanzierungsreform im Bundestag beschlossen werden.
       
       ## Mehr Qualität und Absicherung der Häuser
       
       Auch die Gesundheitsminister*innen der Länder hatten am Montag auf
       mehr Tempo gedrängt. Mit der Finanzierungsreform sollen zum einen vor allem
       kleinere, weniger spezialisierte Krankenhäuser nicht mehr nur nach Anzahl
       und Art der Fälle bezahlt werden, sondern auch über feste Pauschalen. Zum
       anderen soll die Finanzierung an in Leistungsgruppen definierte
       Mindeststandards geknüpft werden.
       
       [4][Effekte der Reform sollen laut Lauterbach] eine höhere Qualität bei
       komplexen Behandlungen, finanzielle Absicherung aller notwendigen
       Krankenhäuser und ein Abbau des Überangebots in Großstädten sein. Nachdem
       sich der Bundesgesundheitsminister ein Jahr lang mit den Ländern [5][über
       die Einzelheiten zerlegte], gab er nun an, das Gesetz so auf den Weg
       bringen zu wollen, dass es im Bundesrat nicht zustimmungspflichtig sei.
       Wird die Finanzierungsreform verabschiedet, so soll ab 2027 nach neuer
       Systematik abgerechnet werden.
       
       Neben weiteren [6][Vorhaben zur Digitalisierung], Erweiterung der
       Kompetenzen von Pflegekräften, [7][Reform des Rettungsdienstes] und
       Erhöhung der Anzahl von Medizinstudent*innen will Lauterbach noch bis
       zum Sommer auch Gesetze zur Stärkung der Hausärzt*innen, [8][der
       Notfallmedizin] und der klinischen Forschung zum Abschluss bringen. „Diese
       großen Reformen entscheiden darüber, wie die 19 Millionen Babyboomer in
       Zukunft versorgt werden“, sagte Lauterbach am Dienstag.
       
       30 Jan 2024
       
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