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       # taz.de -- Bauernproteste in Spanien: Die Hauptstadt-Blockade blieb aus
       
       > Auch Spaniens Bauern protestieren gegen steigende Kosten. Eine ihrer
       > Anführerinnen ist eine rechtsextreme Politikerin.
       
   IMG Bild: Im spanischen Pamplona wurde Traktoren-Parade von einem Zebrastreifen aufgehalten
       
       Madrid taz | Der Parkplatz gegenüber der Messehalle im zentralspanischen
       Valladolid, in der am Samstag die Filmakademie ihre Preise, die Goyas,
       verlieh, war voller Traktoren. Mehrere Hundert Landwirte machten durch
       Absperrgitter von den Stars auf dem roten Teppich getrennt, ihrem Unmut
       Luft. Es ging gegen Bürokratie, sinkende Einnahmen und gegen die
       [1][EU-Agrar- und Umweltpolitik].
       
       Zu den Protesten aufgerufen hatte eine Plattform 6F – so benannt nach dem
       6. Februar, dem Tag, als erstmals über soziale Netzwerke mobilisierte
       Landwirte in Spanien rund um mehrere Provinzhauptstädte Autobahnen
       blockierten. Die Polizei nahm in den vergangenen Tagen über 30
       Protestierende fest und stellte die Personalien von mehreren Tausend
       Demonstranten fest.
       
       Der Versuch am Samstag, die spanische Hauptstadt zu blockieren und
       anschließend vor den Sitz der sozialistischen PSOE von Ministerpräsident
       Pedro Sánchez zu fahren, scheiterte. Nur rund 250 Landwirte versammelten
       sich auf einem Parkplatz am Rande Madrids. In dem kommenden Tagen sollen
       die Proteste dennoch weitergehen. Mittlerweile haben auch die drei großen
       Bauernverbände Spaniens zu eigenen Protestaktionen gerufen. Sie wollen am
       21. Februar vor das Landwirtschaftsministerium ziehen.
       
       Die Landwirte fordern Maßnahmen gegen steigenden Produktionskosten und
       niedrige Abnehmerpreise. Diese sinken, obwohl Gemüse und Fleisch in den
       Supermärkten so teuer wie noch nie sind. Vor allem die Besitzer kleiner
       Betriebe beklagen sich darüber, dass sie oft unter den Herstellungskosten
       verkaufen müssen.
       
       ## Beschwerden auch über Bürokratie
       
       Ein Gesetz aus dem Jahr 2020, das Zwischenhändler dazu zwingen soll,
       angemessene Preise zu bezahlen, hat kaum Folgen. Außerdem beschweren sich
       die Bauern über die ständig zunehmende Bürokratie wie etwa die digitale
       Buchführung beim Einsatz von Pestiziden und Antibiotika, die die EU
       verlangt.
       
       „Diese 350 faulen Menschen im Parlament haben nicht mit uns gerechnet. Mit
       jedem Tag, an dem wir aufstehen, wird das Seil um uns herum fester
       angezogen“, wettert die Sprecherin der Bewegung 6F, Lola Guzmán, die durch
       ihre Videoauftritte in den sozialen Netzwerken weit über den Kreis der
       Landwirte hinaus bekannt ist. Sie ruft immer wieder zum „nationalen Streik“
       auf.
       
       Dabei hat sie selbst nie einen Traktor gefahren oder Kühe gemolken. Guzmán
       ist eine Kommunalbeamtin im Vorruhestand, die bis vor Kurzem noch dem
       inneren Kreis der [2][rechtsextremen Partei VOX] angehörte. Der zweite
       Sprecher der Bewegung, Luis Cortés, kommt tatsächlich aus der
       Landwirtschaft. Er wurde 2012 verurteilt, weil er EU-Hilfen in
       Millionenhöhe erschlichen und 247 Landwirte betrogen hatte.
       
       Für Spaniens Agrarminister Luis Planas ist es „ein Fehler, den Feind [3][in
       der EU] zu sehen“, denn ein Drittel des EU-Haushalts käme schließlich der
       Landwirtschaftspolitik zugute. „Wir arbeiten an Maßnahmen zur Vereinfachung
       der gemeinsamen Agrarpolitik, um diese dann in Brüssel vorzuschlagen“, so
       Planas.
       
       11 Feb 2024
       
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   DIR Reiner Wandler
       
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