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       # taz.de -- Boykottforderungen gegen Israel: Nicht untergehen
       
       > Bei der Schwimm-WM in Doha wird über Israels Teilnahme diskutiert. Auch
       > im Fußball formiert sich eine wieder eine Bewegung gegen den jüdischen
       > Staat.
       
   IMG Bild: Sport als Selbstbehauptung: Israels Synchronschwimmerinnen bei der WM in Doha, 5. Februar 2024
       
       Nun sind sie doch angereist. Israel nimmt mit einem kleinen Team an den
       [1][Schwimm-Weltmeisterschaften] in Doha teil. Noch Ende Dezember hieß es,
       eine Teilnahme sei unwahrscheinlich. Schließlich hat das Gastgeberland
       Katar über viele Jahre die Terrororganisation Hamas finanziert und deren
       Führungsgruppe [2][Asyl gewährt].
       
       Im Synchronschwimmen, Kür der Teams, wurde die Equipe am Freitag Achte, in
       der Pflicht Siebte. Und das Duo Shelly Bobritsky und Ariel Nassee konnte in
       der vergangenen Woche in der Pflicht gar Platz fünf für Israel holen.
       Ähnlich im Freiwasserschwimmen: Bei den Männern kam Matan Roditi als
       Zehnter über 10 Kilometer ein – knapp vor dem besten Deutschen, Oliver
       Klemet.
       
       Die Voraussetzungen für die israelischen Sportler sind extrem schwierig:
       Die Unterkünfte sind geheim, die täglichen Wege zum Training werden stets
       gewechselt, Personenschutz ist obligatorisch.
       
       Und da ist der Hass. Die [3][BDS-Bewegung], die für einen Boykott Israels
       trommelt, fordert: „Anstatt Israel Hindernisse aus dem Weg zu räumen, wäre
       es angemessener, ihm die Möglichkeit zu verwehren, ein Sportereignis auf
       arabischem Boden zu nutzen, um seine anhaltenden Verbrechen der letzten 75
       Jahre zu beschönigen.“ Der Onlinedienst [4][Doha News] überschlägt sich mit
       angeblichen Skandalen, die es aus dem israelischen Team zu berichten gebe:
       etwa, dass der Kraulsprinter Denis Loktev vor fünf Jahren, während seiner
       Zeit bei der Armee, auf Instagram ein Foto in Uniform und mit Waffe
       gepostet hat.
       
       Was solche Markierungen bewirken können, berichtete der [5][Spiegel ]
       jüngst von einer anderen Sportart in der neutralen Schweiz: „Die Fechter
       erhielten bei einem Wettkampf in Bern auf dem Weg ins Hotel eine
       Bombendrohung. Sie verschanzten sich in der Umkleide in der Halle.“
       
       ## Auch im Fußball wird politischer Druck aufgebaut
       
       Politischer Druck, Israel aus dem Weltsport zu verbannen, wird derzeit vor
       allem im Fußball aufgebaut. Ein offener Brief von zwölf Landesverbänden
       fordert die europäische Fußballunion Uefa auf, Israel auszuschließen. Autor
       ist der Jordanier Prinz Ali bin Al Hussein, Präsident des Westasiatischen
       Fußballverbandes. Uefa-Generalsekretär Theodore Theodoridis antwortete, in
       seinem Verband habe es diesbezüglich „keine Diskussion oder Absicht“
       gegeben.
       
       Auf Rückfrage von Journalisten, ob nicht nach Sanktionen gegen Russland
       Ähnliches gegen Israel greifen müsste, erinnerte Theodoridis an das von der
       Hamas begangene Massaker gegen israelische Zivilisten am 7. Oktober:
       „Vergessen Sie nicht den Beginn des Krieges in Russland und der Ukraine und
       den Beginn dessen, was jetzt im Nahen Osten passiert – was natürlich
       bedauerlich ist.“ Bei der Auslosung der Uefa Nations League am vergangenen
       Donnerstag wurde Israel in die Gruppe 2 der Liga A gezogen – mit Italien,
       Belgien und Frankreich.
       
       Israel nicht nur von Europas Fußballplätzen, sondern von denen der ganzen
       Welt zu vertreiben, bemüht sich der Iran. Am Wochenende forderte der
       Fußballverband des Mullah-Regimes die Fifa auf, Israel „vollständig von
       allen Aktivitäten im Zusammenhang mit dem Fußball zu suspendieren“.
       
       Während BDS glaubt, eine „Normalisierung“ Israels zu sehen, kämpfen
       israelische Sportler um halbwegs normale Wettkampfbedingungen. Die
       Schwimmerin Anastasia Gorbenko, als zweifache Weltmeisterin von 2021 der
       Star im Team, gilt in Doha nicht als Favoritin. Ihre Hoffnungen gelten
       einer etwas normaleren Veranstaltung – den Olympischen Spielen im Sommer in
       Paris.
       
       12 Feb 2024
       
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   DIR [4] https://dohanews.co/israeli-swimmers-participation-in-doha-2024-world-aquatics-championships-sparks-controversy/
   DIR [5] https://www.spiegel.de/sport/israels-sportler-im-krieg-zwischen-olympia-vorbereitung-und-angst-vor-anschlaegen-a-23c89578-ba99-44bf-b474-48c325281771
       
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       nach.