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       # taz.de -- Kämpfe in der DR Kongo: Kollateralschaden Burundi
       
       > Im Osten der DR Kongo kämpfen burundische Soldaten gegen die von Ruanda
       > unterstützten M23-Rebellen. In Burundi wächst Frust.
       
   IMG Bild: Ruanda beschuldigt: Beisetzung der Opfer eines Rebellenüberfalls in Burundi, 26. Dezember
       
       Kampala taz | Normalerweise herrscht an den Grenzübergängen zwischen
       Burundi und dem Nachbarland Ruanda geschäftige Betriebsamkeit: Händler und
       Bauern bringen ihre Waren ins jeweils andere Land; Schüler aus der
       Grenzregion gehen auf der anderen Seite zur Schule; Familien besuchen
       Angehörige; Lastwagen transportieren Importwaren wie Benzin.
       
       Doch seit Mitte Januar sind die Grenzübergänge dicht. An den Schlagbäumen
       stehen nur Soldaten in Hab-Acht-Stellung. Zwischen Ruanda und Burundi
       kriselt es erneut.
       
       Der Grund: Burundische Rebellen der im Osten der Demokratischen Republik
       Kongo basierten Gruppe [1][RED-Tabara] („Widerstand für den Rechtsstaat“)
       fielen kurz vor Weihnachten in Burundi ein und verübten ein Massaker
       nordwestlich der Hauptstadt Bujumbura, bei welchem über 20 Menschen
       starben, darunter Kinder. Burundis Präsident Evariste Ndayishimiye
       beschuldigte Ruanda, die Rebellen mit Waffen und Uniformen ausgestattet zu
       haben, schloss die Grenze und ließ Truppen aufmarschieren.
       
       Im Osten der DR Kongo stehen sich mittlerweile ruandische und burundische
       Soldaten direkt an der Front gegenüber. Laut UN-Erkenntnissen unterstützt
       Ruanda mit Spezialeinheiten die Tutsi-geführte [2][Rebellenbewegung M23]
       (Bewegung des 23. März), die aktuell rund um die ostkongolesische
       Provinzhauptstadt Goma direkt an Ruandas Grenze wieder auf dem Vormarsch
       ist. Zu Tausenden flohen vergangene Woche Bewohner des Umlands in die
       Millionenstadt, nachdem Kämpfe in den Bergen rund 30 Kilometer westlich von
       Goma neu aufgeflammt waren.
       
       ## M23-Rebellen halten Kriegsgefangene aus Burundi fest
       
       Um die M23-Rebellen zurückzudrängen, hat Kongos Regierung burundische
       Soldaten angeheuert. Angeblich bezahlen sie diese mit Mineralien. Dafür
       kämpfen sie jetzt mit Kongos Armee gegen die M23, also indirekt gegen
       Ruanda. Vergangene Woche gerieten burundische Soldaten auf dem Weg nach
       Goma in einen Hinterhalt der M23, Dutzende starben. Fast täglich
       veröffentlichen die M23-Rebellen Namen und Fotos von gefallenen Soldaten
       aus Burundi. Vor einer Woche erklärte die [3][Rebellenkoalition AFC]
       (Allianz des Kongoflusses), in welcher die M23 führendes Mitglied ist, dass
       sie auch Kriegsgefangene aus Burundi festhalte.
       
       „Sie fühlen sich von ihrem Oberkommandierenden im Stich gelassen“, hieß es.
       Burundische Soldaten seien ohne ihre Mobiltelefone entsandt worden, damit
       sie nicht mit ihren Familien zu Hause in Kontakt treten können. Solche
       Nachrichten sind Teil der psychologischen Kriegsführung der M23. Sie sollen
       in Burundi Missstimmung gegen die Regierung erzeugen.
       
       ## Schwere Wirtschaftskrise in Burundi
       
       Gründe der Frustration gibt es in Burundi genug. Seit über zwei Jahren
       herrscht in dem kleinen Land mit rund 13 Millionen Einwohnern extreme
       Benzinknappheit aufgrund mangelnder Devisen. Mittlerweile geben
       Tankstellen, wenn überhaupt, nur noch 20 Liter pro Kunde aus.
       
       Die Wirtschaft leidet enorm, Preise sogar für Grundnahrungsmittel haben
       sich vervielfacht. „Ich kann kaum noch meine Kinder ernähren, bald sterben
       sie an Hunger“, klagt eine Frau auf dem Zentralmarkt in Bujumbura gegenüber
       der burundischen Medienplattform „SOS Médias Burundi“.
       
       Die Grenzschließung zu Ruanda treibt nun die Preise in Burundi zusätzlich
       nach oben. Bei gewaltsamen Protesten an Tankstellen haben Händler und
       Motorrad-Taxifahrer ihren Frust ausgedrückt. Polizei und Mitglieder der
       [4][„Imbonerakure“, die Jugendmiliz von Burundis Regierungspartei CNDD-FDD]
       (Nationalkomitee/Kräfte zur Verteidigung der Demokratie), lösten die
       Proteste gewaltsam auf. Laut der burundischen
       [5][Menschenrechtsorganisation ITEKA] nimmt die staatliche Gewalt zu:
       außergerichtliche Hinrichtungen, gezielte Attentate, gewaltsames
       Verschwindenlassen, Folter und sexuelle Gewalt sowie willkürliche
       Verhaftungen.
       
       Gleichzeitig macht die lange Regenzeit den Bauern in Burundi dieses Jahr
       besonders zu schaffen. Heftige Regenfälle haben die Aussaat verzögert und
       Saatgut weggewaschen. Der gewaltige Tanganjikasee entlang der Grenze zur DR
       Kongo hat einen extrem hohen Wasserstand und zerstört entlang seiner Ufer
       Häuser und Äcker.
       
       13 Feb 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://twitter.com/Red_Tabara
   DIR [2] /M23-Rebellenchef-ueber-Kongo/!5893776
   DIR [3] https://twitter.com/AfcCongo
   DIR [4] /Internationaler-Straftgerichtshof-ermittelt/!5462809
   DIR [5] https://twitter.com/LigueIteka
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Simone Schlindwein
       
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