# taz.de -- Inflation und Kaufkraftverlust: Löhne so schlecht wie 2016
> Expert*innen bewerten die konjunkturelle Lage als sehr schlecht. Das
> liegt auch daran, dass die Kaufkraft vieler Menschen massiv gesunken ist.
IMG Bild: Arbeitskampf für mehr Lohn: Beschäftigte der Verkehrsbetriebe in Essen Anfang Februar
Berlin taz | Die [1][Wirtschaft in Deutschland] lahmt. Wie sehr, das zeigen
die am Dienstag veröffentlichten Konjunkturerwartungen des Leibniz-Zentrum
für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) für diesen Monat. Dafür
interviewte das Institut 167 Analyst*innen sowie institutionelle
Anleger*innen. Deren Einschätzung des Ist-Zustandes verschlechterte sich
innerhalb eines Monats um 4,4 Punkte deutlich. Mit minus 81,7 Punkten
bewerteten sie die konjunkturelle Lage so schlecht wie seit Juni 2020 nicht
mehr.
In den vergangenen Monaten machte sich insbesondere die Inflation
bemerkbar, weil diese die [2][Kaufkraft der privaten Haushalte] schmälerte.
So befinden sich die Tariflöhne trotz der kräftigen Entgelterhöhungen des
letzten Jahres aktuell auf dem Stand von 2016, wie eine ebenfalls am
Dienstag veröffentlichte Studie des Wirtschafts- und
Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) zeigt.
Demnach lag die Kaufkraft der Tarifbeschäftigten Ende 2023 im Mittel 6
Prozentpunkte niedriger als drei Jahre zuvor, was eine Folge drastischer
Reallohnverluste 2021 und 2022 ist. Damals sanken die realen Tariflöhne um
1,4 und 3,9 Prozent. Im vergangenen Jahr wurde die Inflation von 5,9
Prozent weitgehend kompensiert. Tariferhöhungen von durchschnittlich 5,5
Prozent führten dazu, dass sich die Reallohnverluste auf 0,4 Prozent
begrenzten.
## Niedrigere Inflation stimmt positiv
„Es ist ein wichtiger Schritt, dass die Kaufkraft der Tarifbeschäftigten
2023 im Mittel weitgehend gesichert werden konnte“, sagt WSI-Tarifexperte
Thorsten Schulten. Um jedoch auch die massiven Reallohnverluste der beiden
Vorjahre ausgleichen zu können, seien in den kommenden Tarifrunden
„kräftige Reallohnsteigerungen“ notwendig. „Das ist auch wichtig, um die
schwache Konjunkturentwicklung in Deutschland zu stabilisieren“, so
Schulten.
Dass die Inflationsrate zuletzt gesunken ist, ist sowohl für die
Forschenden des WSI als auch des ZEW ein gutes Zeichen. Laut WSI
erleichtert es den Gewerkschaften, [3][kräftige Lohnzuwächse]
durchzusetzen. Für die Befragten der ZEW-Umfrage erhöht die sinkende
Inflation die Chance, dass [4][die EZB] die Zinsen wieder senkt. So wurden
sie zumindest in Bezug auf die künftige Lage optimistischer.
13 Feb 2024
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## AUTOREN
DIR Simon Poelchau
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