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       # taz.de -- Wahlen in Indonesien: Die Lektion nicht gelernt
       
       > Indonesien stehen düstere Zeiten bevor. Der Wahlsieg von Suhartos
       > Schwiegersohn Prabowo Subianto bedeutet das Aus für „Reformasi“.
       
   IMG Bild: Wahlsieger Prabowo Subianto am 14. Februar vor Anhängern in Jakarta
       
       Das Ergebnis der Präsidentschaftswahl in Indonesien ist so erschreckend wie
       ernüchternd. Knapp 26 Jahre nach dem Sturz des Diktators Suharto haben die
       Wählerinnen und Wähler seinen früheren Schwiegersohn Prabowo Subianto
       gleich im ersten Wahlgang [1][zum künftigen Präsidenten gewählt]. Das
       Ergebnis der Nachwahlbefragungen von um die 58 Prozent ist viel deutlicher,
       als es selbst die für ihn wohlwollendsten Umfragen vorhergesagt hatten.
       
       Wie kaum ein anderer steht der Ex-General für die dunkle Seite der
       [2][Suharto-Diktatur], einen autoritär-korrupten Regierungsstil und die
       Macht der alten Elite. Zweimal bisher konnte die Wahl Prabowos, dem schwere
       Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen werden, verhindert werden. Dass der
       inzwischen 72-Jährige nun gewonnen hat, liegt maßgeblich am scheidenden
       Präsidenten Joko „Jokowi“ Widodo.
       
       Der setzte seine nach zehn Amtsjahren ungewöhnlich hohe Beliebtheit
       zugunsten Prabowos ein, indem er ihm seinen Sohn als Stellvertreter an die
       Seite stellte und dafür sogar die Verfassung aushebeln ließ. Jokowi zog den
       Ex-General dem von seiner eigenen Partei erwählten Ganjar Pranowo vor,
       vermutlich aufgrund eines internen Machtkampfes mit der Parteichefin. Mit
       Jokowis Hilfe für seinen einstigen Widersacher stiegen Prabowos
       Umfragewerte.
       
       Jokowi hatte keine Skrupel, zugunsten Prabowos auch staatliche Mittel
       einzusetzen. Dies geschah unter Schwächung demokratischer Institutionen wie
       des Verfassungsgerichts und der Wahlbehörden. Die nach der Diktatur
       begonnene Reformpolitik, in Indonesien als „[3][Reformasi]“ bekannt, ist
       jetzt endgültig beendet. Vielmehr wurde mit Prabowos Sieg jetzt ihrer
       endgültigen Demontage quasi als „Reformasi rückwärts“ zum Durchbruch
       verholfen.
       
       Verantwortung tragen auch die Wählerinnen und Wähler. Sie störten Jokowis
       Manipulationen so wenig wie sein Streben nach einer eigenen Dynastie. Damit
       gaben sie wichtige Errungenschaften freiwillig selbst aus der Hand. Und sie
       akzeptierten zugleich Prabowos Straflosigkeit. Ein schwarzer Tag für
       Indonesiens Demokratie.
       
       14 Feb 2024
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Sven Hansen
       
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