# taz.de -- Deutschlands schwache Konjunktur: Steuern runter für Firmen
> „Peinlich“ oder „dramatisch“ nennen Regierungsverantwortliche die
> wirtschaftliche Lage Deutschlands. Tatsächlich ist sie widersprüchlich.
IMG Bild: Sehen sich mit einer wirtschaftlichen Schwächephase konfrontiert: Habeck, Scholz und Lindner (vlnr)
Die wirtschaftliche Lage in Deutschland ist widersprüchlich – aber nicht
schlecht. Zwar könnte das Bruttoinlandsprodukt dieses Jahr nahezu
stagnieren, wie die Bundesregierung aktuell schätzt. Finanzminister
Christian Lindner (FDP) findet das „peinlich“, Wirtschaftsminister Robert
Habeck (Grüne) „dramatisch“. Gleichzeitig hat der Börsenindex [1][DAX ein
Allzeithoch] erreicht, die Zahl der Industriebeschäftigten steigt, und
Deutschland ist wieder die drittgrößte Wirtschaftsnation der Welt, noch vor
Japan.
Wir erleben keine tiefe Krise, sondern eine Schwächephase nach einem langen
Boom zwischen 2011 und 2019. So ist das Leben. Auf Höchstleistung folgt
Ermüdung. Danach geht’s wieder besser. In den kommenden Jahren werden die
deutsche Wirtschaft und Politik die aktuellen Probleme, von denen es ja
wirklich einige gibt, überwinden.
Viele hiesige Unternehmen müssen einen gigantischen [2][Strukturwandel]
bewältigen. Dienstleistungen und Produktion werden digitaler,
Privathaushalte und Firmen beginnen das postfossile Zeitalter oder sollten
es beginnen. Das deutsche Geschäftsmodell braucht eine Überholung. Neue
Produkte müssen die alten ablösen: Wärmepumpe statt [3][Dieselmotor].
Lästigerweise lassen Inflation und Zinsen die Kosten steigen, während die
Weltwirtschaft lahmt.
## So wäre die Steuersenkung fair
Ein Teil der deutschen Wirtschaft hat dadurch hohe Ausgaben. Deswegen
diskutiert die Regierung, die Gewinnsteuern moderat zu senken – zumal die
hiesige Körperschaft- und Gewerbesteuer mittlerweile über denen in
Frankreich, Großbritannien und den USA liegen. Niedrigere Kosten
erleichtern Investitionen, sie könnten Wirtschaftswachstum schaffen. Der
Nachteil: Höhere Gewinne fließen oft in Dividenden, fördern also nicht das
Wachstum, sondern die Vermögen der AktionärInnen.
Um das zu vermeiden, müsste die geringere Gewinnsteuer ausgeglichen werden,
beispielsweise durch eine höhere Reichen- und Erbschaftsteuer. Nach dem
Motto: Firmen entlasten und große Privatvermögen belasten. [4][Denn Geld zu
verschenken hat der Staat gerade nicht.]
16 Feb 2024
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## AUTOREN
DIR Hannes Koch
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