URI: 
       # taz.de -- Bezahlkarte für Geflüchtete: Ohne Bargeld bist Du aufgeschmissen
       
       > Es ist üble Symbolpolitik, wenn Hamburg Geflüchteten das Bargeld kürzt.
       > Im Alltag der Menschen wird für viele Dinge noch reales Geld benötigt.
       
   IMG Bild: Geflüchtete sollen künftig in Hamburg nur noch über 50 Euro Bargeld im Monat verfügen
       
       Die Bezahlkarte für Geflüchtete ist ein zweischneidiges Instrument. Nutzt
       man sie wie das [1][grün regierte Hannover] nur als Übergangslösung, bis
       die neu hier Angekommenen ihr eignes Konto haben, ist sie sinnvoll.
       Schränkt man aber [2][die Bargeld-Auszahlung] ein, wie Hamburg es [3][jetzt
       mit seiner „SocialCard“ tut], ist das diskriminierend.
       
       Denn wir leben in einer Gesellschaft, in der vieles mit Münzen und Scheinen
       bezahlt wird. Man stelle sich vor eine Alleinerziehende mit drei Kindern
       vor: Die müsste nach dem Hamburger Modell mit 80 Euro Barem über den Monat
       kommen – nämlich 50 Euro für sich und je zehn für jedes Kind. Damit käme
       sie nicht mal vor die Tür.
       
       Andere Politiker wollen zudem einschränken, was mit der Karte gekauft
       werden darf oder wo. All das ist üble Symbolpolitik zu Lasten der
       Schwächsten. Dabei steht laut Grundgesetz allen Menschen ein würdiges
       Existenzminimum zu.
       
       Die Behauptung, die Geflüchteten würden Bargeld nutzen, um Schlepper zu
       bezahlen, ist nicht belegt. Migrationsforscher sprechen von aufgebauschten
       Anekdoten ohne belegbare Zahlen. Bekannt ist indes, dass die Menschen Geld
       in die Heimat schicken, wenn sie hier arbeiten und Geld verdienen. Daran
       ist nichts verkehrt.
       
       ## Schleswig-Holstein macht es anders
       
       Hamburg ist nicht gezwungen, die Bargeldauszahlung dieser Karte zu
       beschränken. [4][Die Ministerpräsidentenkonferenz] ist kein Gremien, das
       hierzu verbindliche Vorgaben machen kann. Andere Bundesländer wie
       Schleswig-Holstein wollen davon absehen. Und auch in Hamburg forderte die
       Grünen-Fraktion noch vor kurzem eine Karte „[5][ohne jede
       Diskriminierung]“. Der Zugang zu Bargeld müsse „uneingeschränkt möglich
       sein“.
       
       Nun ziehen dies zwei SPD-geführte Ressorts am Parlament vorbei ungerührt
       durch. Nach dem Motto: Was stört uns das bisschen Theaterdonner. Am Ende
       knicken die Grünen doch eh wieder ein.
       
       16 Feb 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Bezahlkarten-fuer-Gefluechtete/!5975868
   DIR [2] https://www.hamburg.de/sozialbehoerde/pressemeldungen/18211802/2024-02-15-sozialbehoerde-pilotprojekt-socialcard/
   DIR [3] /Bezahlkarten-fuer-Gefluechtete-in-Hamburg/!5989217
   DIR [4] /Leistungen-fuer-Gefluechtete/!5989524
   DIR [5] https://www.gruene-hamburg.de/presse/bezahlkarte-fuer-gefluechtete-engels-die-umsetzung-muss-ohne-jede-diskriminierung-erfolgen/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Kaija Kutter
       
       ## TAGS
       
   DIR Geflüchtete
   DIR Asyl
   DIR Migration
   DIR Sozialbehörde Hamburg
   DIR Grüne Hamburg
   DIR Thüringen
   DIR Geflüchtete
   DIR Migration
   DIR Hannover
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR 80-Cent-Jobs für Geflüchtete: Ausbeutung statt Integration
       
       CDU-Landrat Christian Herrgott will im Saale-Orla-Kreis Geflüchtete zur
       Arbeit verpflichten. Nicht nur der örtliche Flüchtlingsrat kritisiert das.
       
   DIR Bezahlkarten für Geflüchtete in Hamburg: Die Freiheit nehmen wir euch
       
       Als erstes Bundesland hat Hamburg eine Bezahlkarte für Geflüchtete
       eingeführt. Damit kann man nur 50 Euro im Monat in bar abheben.
       
   DIR Leistungen für Geflüchtete: Länder einigen sich auf Bezahlkarte
       
       Geflüchtete sollen künftig einen Teil ihrer Leistungen auf Karten
       ausgezahlt bekommen. Aktivist*innen fürchten, es gehe vor allem um
       Abschreckung.
       
   DIR Bezahlkarten für Geflüchtete: Hannover prescht vor
       
       Als erste Großstadt hat Hannover eine „SocialCard“ für Geflüchtete
       eingeführt. Mit Abschreckungsdebatten will die Stadt aber nichts zu tun
       haben.