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       # taz.de -- CDU-Stellenbesetzung im Senat: „Ein ganz normaler Fall“
       
       > Sein Parteifreund sei eben gut vernetzt: CDU-Senatschef Kai Wegner
       > verteidigt den umstrittenen Beauftragten für Russlanddeutsche.
       
   IMG Bild: Umstrittene Personalie: Walter Gauks (CDU), der neue Senatsbeauftragte für Russlanddeutsche
       
       Berlin taz | Für den Regierenden Bürgermeister Kai Wegner (CDU) ist es „ein
       ganz normaler Fall“. Der Fall – das ist die umstrittene Stellenbesetzung
       für den neuen Ansprechpartner des Senats für Russlanddeutsche und
       Vertriebene mit dem CDU-Multifunktionär Walter Gauks, ein Mann mit guten
       Kontakten zu CDU-Bildungssenatorin und Wegner-Partnerin Katharina
       Günther-Wünsch.
       
       Er sei froh, dass Berlin für die große Gruppe der Russlanddeutschen endlich
       einen Ansprechpartner habe. Der Parteifreund aus Marzahn-Hellersdorf sei
       „in der Community bestens vernetzt“, erklärte der Senatschef am Donnerstag
       in der Fragestunde des Abgeordnetenhauses zu der Personalie Gauks, [1][über
       die zuerst die taz berichtet hatte].
       
       Gauks sei etwas zu gut vernetzt, fand der Grünen-Abgeordnete Stefan Ziller.
       Und: Wie könne es sein, dass er als Ansprechpartner mit eigenem Budget für
       Projekte über Gelder für einen Verein entscheide, dem er selbst vorsteht?
       Klar ist, dass Gauks im Januar auf seiner Facebook-Seite verkündet hatte,
       dass er einem Projekt seines Vereins Lyra Marzahn in seiner Funktion als
       Senatsmitarbeiter versprochen habe, „dass die Organisationen auch für diese
       Arbeit gestärkt werden“.
       
       Alles halb so wild, sagte nun Wegner: „Wenn du in der Community vernetzt
       bist, dann hast du auch Kontakte.“ Und zu dem Verein Lyra Marzahn werde es
       natürlich „eine strikte Trennung geben, wenn es um Förderungen,
       Mittelzuweisungen et cetera geht“.
       
       ## Das CDU-Kuckucksei in der SPD-Verwaltung
       
       Sollte, so Wegner weiter, tatsächlich mal „das Verhältnis der
       Senatsverwaltung zum Verein betroffen sein, wird Herr Gauks an keinem
       gesetzlichen Entscheidungsprozess mitwirken“. Das sehe das Gesetz so vor –
       „und hier wurde nicht eine Extralösung für Walter Gauks geschaffen“. Über
       die Gelder entscheide übrigens die Senatsverwaltung für Integration, bei
       der Gauks’ Stelle angedockt ist.
       
       Auffällig war im Abgeordnetenhaus, dass sich lediglich Wegner den Fragen
       von Grünen und Linken stellte. Gauks’ eigentliche Dienstvorgesetzte,
       Integrationssenatorin Cansel Kiziltepe (SPD), war zwar ebenfalls im
       Plenarsaal – doch sie schwieg. Ihrer Mimik nach zu urteilen, war ihr das
       Thema unangenehm. Schließlich ist Gauks auf Wunsch der CDU als eine Art
       Kuckucksei in das Nest der SPD-Senatsverwaltung gesetzt worden.
       
       Sebastian Schlüsselburg, der rechtspolitische Sprecher der Linksfraktion,
       wollte wissen, warum die Stelle überhaupt nicht ausgeschrieben wurde und
       weshalb die Wahl auf einen Mann fiel, der in der Vergangenheit ein
       Strafverfahren wegen Betrugs nur gegen Zahlung einer Geldbuße abwenden
       konnte.
       
       Auch hier wiegelte der Regierende Bürgermeister ab: Befristete Stellen
       müssten nicht ausgeschrieben werden. „Von daher ist alles in Ordnung“,
       sagte Kai Wegner.
       
       ## BVV Marzahn-Hellersdorf nimmt Fördergelder in den Blick
       
       Der Alles-in-Ordnung-Fall Gauks beschäftigt inzwischen auch die
       Bezirksverordnetenversammlung [2][Marzahn-Hellersdorf]. In einer
       Ausschusssondersitzung am Donnerstagabend (nach Redaktionsschluss) sollte
       über einen Antrag von Gauks’ Verein Lyra Marzahn auf 40.000 Euro Zuwendung
       seitens des Bezirks entschieden werden.
       
       Marzahn-Hellersdorfs Linksfraktionschef Björn Tielebein hatte vorab bereits
       gefordert, Lyra Marzahn keine bezirklichen Fördermittel auszuzahlen, bis
       die Vorwürfe gegen den Verein geklärt sind. Das betreffe [3][Spendengelder
       für das Sandmann-Denkmal] im Ortsteil Mahlsdorf ebenso wie die auffällig
       enge räumliche und personelle Verbindung zwischen dem Fördergeldempfänger
       Lyra Marzahn und der Bezirks-CDU.
       
       Das alles mache es auch erforderlich, dass die Aufarbeitung nicht etwa in
       den Händen von CDU-Bezirksbürgermeisterin Nadja Zivkovic liegt. Vielmehr
       solle das ein anderes Bezirksamtsmitglied übernehmen, „um auch nur den
       Anschein von Befangenheit zu vermeiden“, so Tielebein.
       
       Auf taz-Anfrage hatte die Bezirksbürgermeisterin Anfang dieser Woche
       eingeräumt, dass der Antrag von Lyra Marzahn auf Fördermittel nicht den
       formalen Anforderungen genügt habe. Er war nur von einem Vorstandsmitglied
       des Vereins unterschrieben, laut Eintrag im Vereinsregister muss der Verein
       allerdings durch zwei Vorstandsmitglieder vertreten werden. „Hier wird
       zurzeit eine Unterschrift nachgefordert“, sagte Zivkovic.
       
       22 Feb 2024
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Marina Mai
       
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