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       # taz.de -- Gerichtsurteil zu Tesla: Elon Musk bangt um Aktienpaket
       
       > Bald „ärmer“ als Jeff Bezos? Eine US-Richterin torpediert den
       > Vergütungsplan des Tech-Milliardärs Elon Musk bei seinem E-Autobauer
       > Tesla.
       
   IMG Bild: Elon Musk: Ist bei seinem Tesla-Vergütungspaket alles mit rechten Dingen zugegangen?
       
       Wilmington dpa | [1][Elon Musk] muss um ein Aktienpaket im Wert von 56
       Milliarden Dollar bangen, das ihm zum reichsten Menschen der Welt macht.
       Der von Musk geführte Elektroautobauer [2][Tesla] hatte ihm die
       Aktienoptionen 2018 in Aussicht gestellt, wenn ambitionierte Zielmarken bei
       Börsenwert und Geschäftszahlen erreicht werden.
       
       Eine Richterin im US-Bundesstaat Delaware befand nun aber, dass Musk bei
       Vereinbarung des Plans zu viel Einfluss im Hintergrund gehabt habe, als
       dass man von einem fairen Verfahren sprechen könne.
       
       Richterin Kathaleen McCormick gab in dem Prozess deshalb dem Kläger recht,
       der die Vereinbarung mit Musk annullieren will. Wie es nun weitergeht, ließ
       sie am Dienstag offen. Sie wies den Kläger und Tesla an, eine Lösung
       auszuarbeiten.
       
       Die Richterin schränkte zwar ein, eine Aufhebung des Mega-Deals folge nicht
       automatisch aus der Feststellung, dass die Vereinbarung unter unfairen
       Umständen entstanden sei. Eine Annullierung sei jedoch die in Delaware
       bevorzugte Lösung. „Der Kläger hat ein Anrecht auf die Annullierung“,
       schrieb sie.
       
       ## „Ärmer“ als Amazon-Gründer Jeff Bezos
       
       Musk bekam die Aktienoptionen zwar gemäß dem Plan zugeteilt, konnte sie
       wegen des Rechtsstreits aber noch nicht einlösen. Der Finanzdienst
       Bloomberg führte ihn am Dienstag in seiner Milliardärs-Rangliste auf Platz
       eins mit einem geschätzten Vermögen von 205 Milliarden Dollar. In solchen
       Schätzung wird das Paket mitberücksichtigt. Ohne die 56 Milliarden Dollar
       läge er hinter dem Chef des Luxus-Konzerns LVMH, Bernard Arnault, und
       Amazon-Gründer Jeff Bezos.
       
       Nach dem Plan von 2018 konnte Musk in zwölf Schritten Aktienoptionen mit
       einem maximalen Wert von damals bis zu 55,8 Milliarden Dollar (51,46 Mrd
       Euro) bekommen, wenn Börsenwert und Geschäftszahlen von Tesla mit
       bestimmten Mindestwerten wachsen.
       
       Die Richterin entschied, dass Teslas Aktionäre nicht korrekt über das
       Verfahren informiert worden seien, in dem das Riesen-Paket ausgehandelt
       wurde. So habe Musk enge Verbindungen mit einigen Personen gehabt, die auf
       Teslas Seite an den Verhandlungen beteiligt waren.
       
       Der Elektroauto-Hersteller und Musk können noch in Berufung gehen. Musk
       äußerte sich zunächst nicht dazu. Er fing aber an, den Boden für eine
       Verlegung des Sitzes von Tesla von Delaware nach Texas vorzubereiten. Auf
       seiner Online-Plattform X (ehemals Twitter) schrieb er erst, Unternehmen
       sollten sich lieber in Nevada oder Texas ansiedeln, „wenn sie wollen, dass
       Aktionäre über Dinge entscheiden“.
       
       Dann startete er bei X eine Umfrage, ob der rechtliche Firmensitz von Tesla
       zum Hauptquartier in Texas verlegt werden sollte. Nach wenigen Stunden lag
       die Zustimmung bei 90 Prozent – und Musk nutzte solche Umfragen schon
       mehrfach als Begründung für seine Entscheidungen.
       
       Die Zielmarken der Vereinbarung schienen 2018 extrem steil. Vor allem war
       eine Voraussetzung, dass Teslas Börsenwert von etwa 50 Milliarden Dollar
       auf rund 650 Milliarden Dollar steigt. Doch die Euphorie der Anleger wegen
       des Erfolgs der Kompaktwagen Model 3 und Model Y machte es möglich: In der
       Spitze war Tesla mehr als eine Billion Dollar wert. Inzwischen schwächte
       sich das Absatzwachstum ab – und auch der Börsenwert lag am Dienstag bei
       610 Milliarden Dollar.
       
       ## Viele Fragen sind noch offen
       
       Die Richterin warf in ihrem rund 200-seitigen Urteil mehrere Fragen auf.
       Hatte es ernsthafte Verhandlungen zwischen Musk und Tesla über das Ausmaß
       der Vergütung gegeben? Denn schließlich sollte der Verwaltungsrat den
       Interessen der Aktionäre verpflichtet sein.
       
       Und war es überhaupt nötig, Musk so viel zu bieten, damit er mehr Interesse
       am wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens hat? Letzteres nannte McCormick
       „die 55,8-Milliarden-Dollar-Frage“, die der Tesla-Verwaltungsrat sich nie
       gefragt habe, vielleicht wegen Musks „Superstar-Anziehungskraft“.
       
       Durch die Vereinbarung sollte seine Tesla-Beteiligung auf bis zu 28,3
       Prozent stiegen. Dabei habe dem Tesla-Chef zu diesem Zeitpunkt bereits ein
       Anteil von 21,9 Prozent an Tesla gehört, gab die Richterin zu bedenken.
       Schon damit hätten die angepeilten Kurssteigerungen sein Vermögen wachsen
       lassen, betonte sie. Außerdem habe er keine Absichten gezeigt, Tesla zu
       verlassen.
       
       Mit der Unabhängigkeit der Tesla-Verhandlungsführer sah es aus Sicht von
       McCormick nicht besser aus. Unter anderem verwies sie auf Chefjustiziar
       Todd Maron, „der Musks ehemaliger Scheidungsanwalt war und dessen
       Bewunderung für Musk ihn während der Befragung zu Tränen rührte“.
       
       Auch andere Mitglieder des Verwaltungsrates seien eng mit Musk verbunden
       gewesen – und er habe selbst den Aktienplan vorgeschlagen und das Tempo der
       Gespräche bestimmt. Die Richterin hob besonders hervor, dass Musk im
       Verfahren sagte, er habe „gegen sich selber verhandelt.“
       
       Musks aktuelle Beteiligung an Tesla liegt bei etwa 13 Prozent – er hatte in
       großem Stil Aktien verkauft, um 2022 Twitter für rund 44 Milliarden Dollar
       zu kaufen. Er sagte jüngst, dass er erst die Kontrolle über ein Viertel der
       Stimmrechte wolle, bevor er Tesla tiefer ins Geschäft mit Künstlicher
       Intelligenz und Robotern bringt.
       
       In Delaware haben [3][wegen der günstigen Steuerregeln] zahlreiche
       US-Unternehmen ihren Sitz. McCormick war auch die Richterin im Rechtsstreit
       zwischen Twitter und Musk, der aus der Kaufvereinbarung aussteigen wollte.
       Kurz vor Prozessbeginn gab Musk jedoch klein bei und schloss die
       Twitter-Übernahme ab.
       
       31 Jan 2024
       
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