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       # taz.de -- +++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Iran verurteilt US-Luftangriffe
       
       > Teheran nennt die Vergeltungsschläge eine Verletzung der Souveränität
       > Syriens und Iraks. Die EU ist besorgt über Israels mögliche Offensive in
       > Richtung Rafah.
       
   IMG Bild: US-Präsident Joe Biden und US-First Lady Jill Biden erweisen den drei Soldaten, die bei einem Drohnenangriff in Jordanien durch vom Iran unterstützte Kämpfer getötet wurden, auf der Dover Air Force Base die letzte Ehre
       
       ## Iran: „abenteuerlicher Fehler der Vereinigten Staaten“
       
       Der Iran verurteilt die [1][US-Luftangriffe auf Ziele in Syrien und im
       Irak]. Sie verletzten die Souveränität und die territoriale Integrität der
       beiden Länder, erklärt der Sprecher des iranischen Außenministeriums,
       Nasser Kanaani. Die Angriffe stellten „einen weiteren abenteuerlichen und
       strategischen Fehler der Vereinigten Staaten dar, der nur zu einer erhöhten
       Spannung und Instabilität in der Region führen wird“.
       
       Bei den US-Luftangriffen auf pro-iranische Ziele im Irak sind nach Angaben
       der irakischen Regierung 16 Menschen getötet worden. Darunter seien auch
       Zivilisten, teilt das Büro von Ministerpräsident Mohammed Schia al-Sudani
       mit. 25 weitere Menschen seien verletzt worden. Die Regierung verurteilt
       die Angriffe als „neue Aggression gegen die Souveränität des Iraks“. Sie
       seien auch nicht vorher zwischen der irakischen und der US-Regierung
       abgestimmt worden. Solche Behauptungen seien Lügen, erklärt das Büro des
       Ministerpräsidenten.
       
       Die Präsenz der von den USA geführten Militärkoalition in der Region sei
       „zu einem Grund für die Bedrohung der Sicherheit und Stabilität im Irak und
       zu einer Rechtfertigung für die Einbeziehung des Iraks in regionale und
       internationale Konflikte geworden“. (rtr)
       
       ## EU besorgt über Ausweitung von Israels Offensive nach Rafah
       
       Der EU-Außenbeauftragte Josep Borell hat sich besorgt gezeigt über eine
       mögliche [2][Ausweitung der israelischen Offensive im Gazastreifen auf die
       Stadt Rafah] an der Grenze zu Ägypten. Mehr als eine Million Menschen sind
       vor den Kämpfen des Militärs mit der militant-islamistischen Hamas in das
       Gebiet geflüchtet. Borrell warnte, eine Ausweitung des Konflikts in der
       Region sei wahrscheinlich, wenn keine Waffenruhe zwischen Israel und der
       Hamas vereinbart werde.
       
       Mit Blick auf die Menschen, die sich an die ägyptische Grenze zurückgezogen
       haben, sagte Borrell, diese seien davon ausgegangen, dass es sich um eine
       sichere Zone handele, „aber in Wirklichkeit sehen wir, dass die
       Bombardierung der Zivilbevölkerung weitergeht und eine sehr schlimme
       Situation schafft.“ Der israelische Verteidigungsminister Joav Galant hatte
       am Donnerstag gesagt, dass das Militär nach der Einnahme von Chan Junis im
       Süden des Gazastreifens nach Rafah vorrücken werde. Einen Zeitrahmen nannte
       er nicht.
       
       Eine derartige Offensive könnte dazu führen, dass die Geflüchteten weiter
       nach Ägypten verdrängt werden, was die israelische Friedensvereinbarung mit
       dem Land untergraben und die USA verärgern würde. Eine Erstürmung Rafahs
       könnte auch die schleppenden Gespräche mit der Hamas und die komplizierten
       Bemühungen um eine Freilassung der von ihr festgehaltenen israelischen
       Geiseln torpedieren. Die Aussicht auf Bodengefechte in Rafah hat die Sorge
       darüber befeuert, wo die palästinensische Zivilbevölkerung in dem Fall
       Schutz finden könnte. Die Vereinten Nationen haben erklärt, die Stadt werde
       zu einem „Druckkessel der Verzweiflung“.
       
       Vor dem Beginn informeller Gespräche zwischen den EU-Außenministern in
       Brüssel sagte Borell, der Gaza-Krieg habe „einen Dominoeffekt“ geschaffen,
       mit dem Konflikte auch im Libanon, dem Irak, Syrien und im Bereich des
       Roten Meeres ausgebrochen seien. „Wir leben in einer kritischen Situation
       im Nahen Osten, in der gesamten Region“, sagte er. „Solange der Krieg im
       Gazastreifen andauert, ist es sehr schwer zu glauben, dass sich die
       Situation am Roten Meer verbessern wird, denn das eine hängt mit dem
       anderen zusammen.“ (ap)
       
       ## Baerbock: Offensive in Rafah wäre nicht zu rechtfertigen
       
       Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat die Ankündigung Israels
       kritisiert, seine Militäroffensive im Gaza-Streifen auf die südliche Stadt
       Rafah auszuweiten. Sie habe diese Ankündigung „mit Schrecken gehört“, sagte
       sie dem Redaktions Netzwerk Deutschland (RND, Samstag). „Jetzt in Rafah, an
       dem letzten und überfülltesten Ort, vorzugehen, wie vom israelischen
       Verteidigungsminister angekündigt, wäre einfach nicht zu rechtfertigen.“
       Die Menschen im Gaza-Streifen könnten sich nicht in Luft auflösen.
       
       Baerbock forderte internationale Sicherheitsgarantien für die Umsetzung
       einer Zweistaatenlösung in Nahost. Eine nachhaltige Sicherheit für Israel
       könne nur entstehen, wenn auch die Palästinenser in einem eigenen Staat in
       Sicherheit und Würde leben könnten. „Dazu müssen Israel und Palästinenser
       zugleich anerkennen, dass die Sicherheit des anderen die Lebensgarantie für
       einen selbst ist. Das kann aus meiner Sicht nur in der Zweistaatenlösung
       funktionieren.“
       
       Baerbock forderte weiter den Aufbau „einer echten palästinensischen
       Verwaltung“. Dazu müsse die Palästinenserbehörde reformiert werden. Später
       müsse der Gaza-Streifen mit Hilfe einer Art Marshallplan wieder aufgebaut
       werden.
       
       Auch der Rückbau von israelischen Siedlungen in Palästinensergebieten und
       die Anerkennung des palästinensischen Staates müsse besprochen werden.
       Voraussetzung sei eine neue Feuerpause, in der die israelischen Geiseln
       freigelassen würden. „Solange die Geiseln nicht frei sind und das tägliche
       unmenschliche Leiden der Kinder und Zivilbevölkerung nicht schwindet, ist
       der gordische Knoten schwer zu zerschlagen und kann niemand über den Tag
       danach reden. Deswegen ist eine neue Feuerpause so zentral“, sagte
       Baerbock. (epd)
       
       ## Gesundheitsbehörde: Über 27.200 Tote im Gazastreifen
       
       Bei den israelischen Angriffen auf Ziele im Gazastreifen sind nach Angaben
       der dortigen Gesundheitsbehörde bislang mindestens 27.238 Menschen getötet
       worden. Fast 66.500 Palästinenserinnen und Palästinenser seien seit Anfang
       Oktober verletzt worden. Allein in den vergangenen 24 Stunden seien
       mindestens 107 Menschen getötet und 165 verletzt worden.
       
       Die Zahl der Opfer könnte noch weitaus höher sein, da viele Menschen
       vermisst werden und unter den Trümmern zerstörter Gebäude begraben liegen
       dürften. (rtr)
       
       ## Israels Armee: Wieder Dutzende Hamas-Kämpfer getötet
       
       Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben seine Angriffe gegen Ziele
       der Hamas im Gazastreifen fortgesetzt. Dabei seien in den letzten 24
       Stunden Dutzende Kämpfer der islamistischen Terrormiliz getötet worden,
       teilte die Armee am Samstagmorgen mit. Im Flüchtlingslager Al-Schati im
       Nordteil des Küstenstreifens entdeckte das Militär eine Gruppe Kämpfer, die
       Waffen transportieren wollten. Der Trupp sei durch einen gezielten
       Luftschlag ausgeschaltet worden. Die Angaben des Militärs ließen sich
       zunächst nicht unabhängig überprüfen.
       
       Die Kämpfe in dem abgeriegelten Küstenstreifen konzentrierten sich weiter
       auf die südliche Stadt Chan Junis. Eine Gruppe von Kämpfern feuerte eine
       Panzerabwehrgranate auf ein Armeefahrzeug ab, wie die Armee erklärte. Die
       israelischen Soldaten erwiderten demnach das Feuer und töteten die drei
       Angreifer. An einer anderen Stelle hätten israelische Soldaten ein Gebäude
       gestürmt, in dem sie Waffen und Tauchausrüstungen der Hamas gefunden
       hätten. Israelische Kampfjets bombardierten darüber hinaus eine
       Hamas-Kommandozentrale, die mit einem Tunneleingang und einem Waffenlager
       verbunden war, wie das Militär weiter erklärte. Auch diese Angaben zum
       Kriegsverlauf ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. (dpa)
       
       ## Iran verurteilt US-Vergeltungsangriffe in Syrien und im Irak
       
       Der Iran hat die US-Luftangriffe auf Dutzende Stellungen proiranischer
       Milizen im Irak und in Syrien scharf verurteilt. „Diese abenteuerlustigen
       Angriffe werden lediglich zu noch mehr Spannungen und Instabilität in der
       Region führen“, sagte Außenamtssprecher Nasser Kanaani am Samstag. Er warf
       den USA vor, damit israelische Kriegsverbrechen in Gaza vertuschen zu
       wollen. Dies sei eine „strategische Fehlkalkulation“ der US-Regierung und
       werde Washington nur noch weiter in den Konflikt zwischen Israel und
       Palästina hereinziehen, sagte der Sprecher laut dem Webportal des
       Außenministeriums.
       
       Kritik kam auch aus dem Irak. Die Angriffe verletzten die Souveränität des
       Landes, mit unvorhersehbaren Konsequenzen für die ganze Region, sagte ein
       Sprecher der irakischen Streitkräfte.
       
       Knapp eine Woche nach einem tödlichen Angriff proiranischer Milizen auf
       US-Soldaten in Jordanien reagierten die USA in der Nacht zum Samstag mit
       Luftangriffen auf Ziele im Irak und in Syrien. Die US-Luftwaffe beschoss
       nach eigenen Angaben mehr als 85 Ziele, darunter Kommandozentralen,
       Geheimdienststandorte und Waffenlager, die von iranischen Revolutionsgarden
       (IRGC) und mit ihnen verbundenen Milizen genutzt werden, wie das
       US-Regionalkommando Centcom mitteilte. (dpa)
       
       ## US-Militär fliegt im Irak und in Syrien Vergeltungsangriffe
       
       Als Vergeltung für den Tod von drei US-Soldaten bei einem Drohnenangriff in
       Jordanien haben die US-Streitkräfte Ziele im Irak und in Syrien
       bombardiert. Das US-Militär und die Regierung in Washington erklärten am
       Freitag, die Angriffe auf mehr als 85 Ziele hätten den iranischen
       Revolutionsgarden und mit Teheran verbündeten Milizen gegolten. „Unsere
       Antwort hat heute begonnen“, erklärte US-Präsident Joe Biden. „Sie wird zu
       Zeitpunkten und an Orten weitergehen, über die wir entscheiden werden.“
       
       Der US-Präsident betonte trotz dieser Ankündigung weiterer Angriffe, er
       wolle keinen Krieg: „Die USA suchen keinen Konflikt im Nahen Osten oder
       irgendwo sonst in der Welt. Aber alle, die uns schaden wollen, müssen
       wissen: Wenn ihr einem Amerikaner Schaden zufügt, werden wir antworten.“
       
       Das für den Nahen Osten zuständige US-Regionalkommando Central Command
       erklärte, bei den Luftangriffen seien mehr als 125 Präzisionsraketen oder
       Präzisionsbomben zum Einsatz gekommen. Unter den Zielen seien Kommando- und
       Geheimdienstzentralen sowie Raketen- und Drohnenlager von Milizen und den
       Al-Kuds-Brigaden der iranischen Revolutionsgarden gewesen, die Angriffe
       gegen US-Streitkräfte und verbündete Truppen ermöglicht hätten. Die mehr
       als 85 Ziele befanden sich an sieben Orten.
       
       Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates des Weißen Hauses, John Kirby,
       sagte, die Angriffe hätten rund 30 Minuten gedauert. An dem Militäreinsatz
       beteiligt waren demnach auch in den USA gestartete Langstreckenbomber vom
       Typ B-1.
       
       Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte erklärte, bei Angriffen
       im Osten Syriens seien mindestens 18 pro-iranische Kämpfer getötet worden.
       Unter den Kämpfern, die bei den Angriffen auf Stellungen pro-iranischer
       Gruppen in der Nähe al-Majadin in der Provinz Deir Essor getötet worden
       seien, seien auch Ausländer gewesen, sagte der Leiter der
       Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman.
       
       Derweil verlautete aus Sicherheitskreisen im Irak, im Westirak seien
       Stellungen pro-iranischer Milizen angegriffen worden, insbesondere bei
       al-Kaim an der Grenze zu Syrien. Nach ersten Informationen sei ein
       Waffenlager bombardiert worden, sagte ein Beamter des Innenministeriums der
       Nachrichtenagentur AFP. (afp)
       
       3 Feb 2024
       
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