URI: 
       # taz.de -- Nordirland hat wieder eine Regierung: Erstmals Nationalistin an der Spitze
       
       > Die Sinn-Féin-Politikerin Michelle O'Neill übernimmt nun die
       > Regierungsgeschäfte in Nordirland. Eine zweijährige politische Krise geht
       > damit vorerst zu Ende.
       
   IMG Bild: Sie steht zwar alleine auf der Showtreppe, die Führung des Landes teilt sie sich aber mit einer protestantischen Kollegin
       
       London/belfast ap/dpa/afp | Mit Michelle O'Neill steht erstmals eine
       irische Nationalistin der Regierung von [1][Nordirland] vor. Das Parlament
       in Belfast wählte die 47-jährige Katholikin von der Partei Sinn Féin am
       Samstag zum „First Minister“ – und beendete damit [2][eine zweijährige
       politische Krise]. So lange hatte die protestantische Partei DUP, die einen
       Verbleib Nordirlands bei Großbritannien befürwortet, sich einer
       Regierungsbildung verweigert.
       
       Nach ihrer Wahl kündigte O'Neill im Parlament in Belfast eine „neue Ära“
       für die britische Region an. Sinn Féin fordert eine Wiedervereinigung mit
       Irland.
       
       Die Partei wertet die Amtsübernahme durch O'Neill als großen Schritt hin zu
       ihrem politischen Ziel. Ein geeintes Irland rücke „in greifbare Nähe“,
       sagte Sinn-Fein-Präsidentin Mary Lou McDonald. Auch in der Republik Irland
       ist die Partei, die einst als politischer Arm der Terrororganisation IRA
       galt, die stärkste Kraft. Dort verhindern aber zwei liberal-konservative
       Parteien mit einer Koalition eine Regierungsbeteiligung.
       
       [3][Die DUP hatte die nordirische Regierung im Februar 2022 verlassen],
       weil sie neue Handelsregeln nach dem Brexit ablehnte. Bei der
       anschließenden Wahl 2022 war die [4][Sinn Féin erstmals stärkste Kraft] in
       Nordirland geworden und hatte damit Anspruch auf das Amt der
       Regierungschefin.
       
       Gemäß dem Karfreitagsabkommen, das 1998 den Bürgerkrieg in Nordirland
       beendet hatte, müssen sowohl Befürworter des Verbleibs Nordirlands im
       Vereinigten Königreich als auch irische Nationalisten gemeinsam die
       Regierung bilden.
       
       Die DUP argumentierte, die mit der EU getroffenen Regeln gefährdeten die
       Union von Nordirland und Großbritannien. Kürzlich einigte sich die Partei
       mit der britischen Zentralregierung jedoch auf ein Dokument, das die
       staatliche Einheit betonte und gab daraufhin ihren Widerstand auf.
       
       O'Neill wird sich die Macht mit ihrer Stellvertreterin Emma Little-Pengelly
       von der DUP teilen. Formell sind beide gleichgestellt, doch erhält O'Neill
       den prestigeträchtigeren Titel.
       
       3 Feb 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Grossbritannien-und-Nordirland/!5962340
   DIR [2] /Politische-Blockade-in-Nordirland/!5925364
   DIR [3] /Streit-um-Nordirlandprotokoll/!5829801
   DIR [4] /Sinn-Fein-siegt-in-Nordirland/!5850888
       
       ## TAGS
       
   DIR Nordirland
   DIR Sinn Fein
   DIR Irland
   DIR Democratic Unionist Party
   DIR Schwerpunkt Brexit
   DIR Irland
   DIR Irischer Fußball
   DIR Kolumne Blast from the Past 
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Neue Regierung in Nordirland: Verpasste Chance
       
       Nordirland hätte eine Sonderwirtschaftszone sein und vom Handel mit zwei
       Größen profitieren können. So aber blickt alles auf eine irische
       Vereinigung.
       
   DIR Politische Krise in Nordirland: Regierung rauft sich zusammen
       
       In Nordirland hebt die Democratic Unionist Party ihren wegen Zollregeln
       begonnenen Regierungsboykott auf. Doch noch ist nicht alles sicher.
       
   DIR Konfessionskrieg im nordirischen Fußball: Rückzug der Kelten
       
       Am zweiten Weihnachtsfeiertag 1948 endete der Liga-Fußball für Celtic
       Belfast. Die Anfeindungen aus dem protestantischen Milieu waren zu viel.
       
   DIR Großbritannien und Nordirland: Der deprimierende Ort im Königreich
       
       Seit 102 Jahren hat Großbritannien Probleme mit Nordirland. Doch darüber
       schweigt man öffentlich lieber – wie nach einer Explosion in London 2004.