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       # taz.de -- +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Republikaner drohen mit Blockade
       
       > Der US-Senat legt ein Ukraine-Hilfspaket vor, das aber im
       > Repräsentantenhaus scheitern könnte. Selenski denkt weiter über den Umbau
       > der Militärführung nach.
       
   IMG Bild: 4. Februar: Selenski auf Truppenbesuch in der Region Saporischschja
       
       ## Repräsentantenhauschef kündigt Nein zu Ukraine-Paket an
       
       In den USA droht auch der jüngste Entwurf für ein Ukraine-Hilfspaket in
       Verbindung mit einer besseren Absicherung der Landesgrenzen im Kongress zu
       scheitern. Der kurz zuvor von Demokraten und Republikanern im Senat
       ausgehandelte Gesetzentwurf werde „schon bei Ankunft tot“ sein, sofern er
       das Abgeordnetenhaus erreiche, erklärte der republikanische Vorsitzende des
       Repräsentantenhauses, Mike Johnson, am Sonntag im Online-Dienst X (vormals
       Twitter).
       
       Der US-Senat hatte zuvor einen neuen Entwurf für ein Hilfspaket für die
       Ukraine und eine bessere Absicherung der US-Grenzen vorgelegt. Das
       sogenannte Nationale Sicherheitszusatzgesetz umfasst insgesamt 118,3
       Milliarden Dollar (109,8 Milliarden Euro), darunter 60 Milliarden Dollar
       zur Unterstützung der Ukraine, wie aus einer von der Vorsitzenden des
       Bewilligungsausschusses, Patty Murray, veröffentlichten Zusammenfassung
       hervorgeht. Diese Summe entspricht der Forderung des Weißen Hauses.
       
       Eingeplant sind zudem 14,1 Milliarden Dollar an Unterstützung für Israel
       sowie 20,2 Milliarden Dollar für die Grenzsicherung. Der von Demokraten und
       Republikanern ausgehandelte Kompromiss sieht zudem zahlreiche Änderungen in
       der Einwanderungspolitik vor. Unter anderem soll der US-Präsident dazu
       ermächtigt werden, künftig Asylsuchende zurückzuweisen, sofern pro Woche
       mehr als 5.000 irreguläre Grenzübertritte festgestellt werden. Dieser Wert
       war in den vergangenen Monaten mehrfach überschritten worden.
       
       Eine erste Abstimmung über die Einigung wird im Senat spätestens am
       Mittwoch erwartet. Ob der Gesetzentwurf dabei die nötige Mehrheit von 60
       der 100 Senatoren bekommt, ist noch unklar. Selbst falls er den Senat
       passiert, dürfte der Entwurf aber angesichts der Äußerungen des
       republikanischen Mehrheitsführers Johnson spätestens im Repräsentantenhaus
       scheitern. In der Kongresskammer stellen die oppositionellen Republikaner
       die Mehrheit. In ihren Reihen lehnen viele Abgeordnete neue Militärhilfe
       für die Ukraine ebenso ab wie einen Kompromiss zur Grenzpolitik mit den
       Demokraten.
       
       US-Präsident Joe Biden erklärte nach der Einigung im Senat, er unterstütze
       den Kompromiss „nachdrücklich“. Dieser beinhalte „die härtesten und
       fairsten Grenzreformen seit Jahrzehnten“. Biden forderte den Kongress auf,
       den Gesetzentwurf „zügig zu verabschieden“, damit er ihn anschließend
       „sofort in Kraft setzen“ könne.
       
       Auch der Verhandlungsführer der republikanischen Senatoren, James Lankford,
       warb für Zustimmung zu dem Gesetzentwurf. Dieser sei „eine einmalige
       Gelegenheit“, die Grenze zu schließen und künftigen Regierungen die nötigen
       Instrumente zu geben, um „das Chaos an der Grenze zu beenden und unser Land
       zu schützen“, erklärte Lankford. (dpa)
       
       ## Selenski erwägt Entlassung von Oberbefehlshaber
       
       Knapp zwei Jahre nach dem Beginn des russischen Großangriffs auf die
       Ukraine erwägt der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski nach eigenen
       Angaben eine Neuordnung der Führung seines Landes. „Ein Neustart ist
       notwendig“, sagte Selenski dem italienischen Fernsehsender RAI in einem am
       Sonntag ausgestrahlten Interview. Angesichts wiederholter Spekulationen
       über eine mögliche Ablösung [1][des populären militärischen
       Oberbefehlshabers Walerij Saluschnyj] sagte Selenski, es gehe ihm um eine
       Ablösung einer Reihe führender Repräsentanten des Staates, nicht nur im
       Militär. „Ich denke über diesen Austausch nach. Es ist eine Frage für die
       gesamte Führung des Landes.“
       
       Selenski erklärte, notwendig seien Einigkeit und Zuversicht. „Wenn wir
       gewinnen wollen, müssen wir alle am selben Strang ziehen“, sagte der
       Präsident. „Wir dürfen nicht entmutigt sein, wir müssen die richtige und
       positive Energie haben. Negativität muss zu Hause bleiben. Wir können es
       uns nicht leisten, aufzugeben.“
       
       In der Vergangenheit hatte es wiederholt Differenzen zwischen Selenski und
       Saluschnyj gegeben. Im November hatte der General erklärt, der Krieg sei in
       eine Pattsituation getreten, und hatte damit eine Rüge des Präsidenten auf
       sich gezogen. Zuvor hatte das ukrainische Militär mit einer Gegenoffensive
       nur begrenzte Erfolge gegen die Stellungen der russischen Armee an der rund
       1.000 Kilometer langen Front erzielt. In einem jüngst veröffentlichten
       Beitrag für den US-Fernsehsender CNN hatte Saluschnyj unter anderem
       kritisiert, aufgrund Widerstands in der Ukraine habe man keine hinreichende
       Kampfkraft aufbauen können. (rtr)
       
       ## Russland: Kriegsgegner Nadeschdin droht Wahl-Aus
       
       Russlands Zentrale Wahlkommission hat dem Oppositionellen Boris Nadeschdin
       nach dessen Angaben 15 Prozent seiner Unterstützerunterschriften als
       fehlerhaft aberkannt. „Wir planen, diese Unterschriften zurückzugewinnen“,
       schrieb der liberale Politiker am Montag auf seinem Telegram-Kanal. Um noch
       registriert zu werden, müsste Nadeschdin, [2][der den russischen
       Angriffskrieg gegen die Ukraine als falsch kritisiert hat], nach eigenen
       Angaben ungefähr 4.500 der insgesamt beanstandeten 9.209 Unterschriften
       wieder anerkannt bekommen.
       
       Nadeschdin, der für die Partei „Bürgerinitiative“ antreten will, ist der
       einzige Präsidentschaftsbewerber, der offen gegen den Angriffskrieg
       auftritt, den Kremlchef Wladimir Putin seit fast zwei Jahren gegen die
       Ukraine führt. Für diese Antikriegshaltung erntete der Oppositionspolitiker
       von vielen Landsleuten unerwartet großen Zuspruch. (dpa)
       
       ## Google-Konkurrent Yandex verkauft Russland-Geschäft
       
       Der Technologiekonzern Yandex zieht sich aus seinem Heimatmarkt Russland
       zurück und verkauft seine Anteile an eine russische Investorengruppe. Der
       Google-Konkurrent werde sein Russland-Geschäft für 475 Milliarden Rubel
       (4,83 Milliarden Euro) an ein Konsortium veräußern, an dem unter anderem
       der Ölriese Lukoil beteiligt sei, teilte Yandex am Montag mit. Nach
       Abschluss des Geschäfts befände sich das Unternehmen vollständig in
       russischem Besitz, wobei die Marke Yandex nicht mehr weitergeführt werde.
       Damit wäre der Abschied des Internetriesen aus dem Kreis westlicher
       Techkonzerne besiegelt.
       
       Die russische Regierung begrüßte den geplanten Verkauf der Vermögenswerte.
       „Dies ist eines der größten Unternehmen, und natürlich ist es für uns
       wichtig, dessen Arbeit in Russland fortzusetzen“, sagte der russische
       Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow. Der Kreml hat etwa 18 Monate lang
       Verhandlungen mit dem Unternehmen geführt, um die russischen Geschäfte von
       der in den Niederlanden ansässigen Muttergesellschaft abzuspalten. Moskau
       waren die Eigentumsverhältnisse der russischen Tochter ein Dorn im Auge,
       denn das für Russland strategisch wertvolle Unternehmen befindet sich
       bislang hauptsächlich im Besitz von westlichen Investoren. Zwar sind fast
       88 Prozent der Wertpapiere von Yandex im Streubesitz, doch unter den
       Aktionären befinden sich auch viele westliche Fonds. Das russische Geschäft
       von Yandex macht fast die gesamten Einnahmen des Konzerns aus, die
       zukünftig im Land bleiben würden. (rtr)
       
       ## Franzosen in der Ukraine getötet
       
       Vier Tage nach dem Tod zweier Franzosen bei einem russischen Angriff in der
       Ukraine soll der russische Botschafter in Paris ins französische
       Außenministerium einbestellt werden. Paris werde den Angriff erneut
       verurteilen, bei dem die beiden Mitarbeiter einer protestantischen
       Hilfsorganisation getötet wurden, erfuhr die Nachrichtenagentur AFP am
       Montag aus Diplomatenkreisen. Zudem solle es um die Zunahme der von
       Russland verbreiteten Falschinformationen gehen, die Frankreich zum Ziel
       hätten.
       
       Bei einem Angriff auf den ukrainischen Grenzort Beryslaw waren am
       Donnerstag zwei Franzosen getötet und drei weitere Franzosen verletzt
       worden. Sie waren dort für das Hilfswerk der Evangelisch-reformierten
       Kirche Schweiz (Heks, französisch: Eper) im Einsatz gewesen. Frankreichs
       Präsident Emmanuel Macron sprach von einem „feigen und unwürdigen Akt“. Der
       französische Außenminister Stéphane Séjourné prangerte die „russische
       Barbarei gegen Zivilisten“ an. Nach Angaben der ukrainischen Polizei
       handelte es sich um einen russischen Drohnenangriff.
       
       In den vergangenen Wochen hatten sich zudem Falschinformationen gemehrt,
       die in Diplomatenkreisen als „von Russland koordinierte Manöver“ eingestuft
       wurden. So hatten sich in Onlinediensten Berichte über etwa 60 angeblich
       getötete französische Söldner verbreitet, die sich als falsch erwiesen.
       Macron will im Februar in die Ukraine reisen, um dort ein bilaterales
       Verteidigungsabkommen vorzustellen. (afp)
       
       ## Ukraine produziert wieder Stromüberschuss
       
       Die Ukraine hat nach eigenen Angaben wieder einen Überschuss an Energie
       produziert und Strom nach Polen geleitet. Auch ein Export nach Moldau sei
       geplant, erklärt das ukrainische Energieministerium auf dem
       Kurznachrichtendienst Telegram. Vor der russischen Invasion vor knapp zwei
       Jahren hat die Ukraine regelmäßig Energieüberschüsse produziert.
       
       Doch durch russische Angriffe auf die Strom-Infrastruktur und die Besetzung
       von Europas größtem Atomkraftwerk, Saporischschja, ist die Produktion
       gesunken. In diesem Winter war die Abgabe von Strom ins Ausland verboten.
       Das Energieministerium hatte unlängst die Wiederaufnahme von Exporten für
       den Frühling angekündigt. Zudem will das Land im Sommer oder Herbst [3][den
       Bau von vier neuen Atomreaktoren beginnen]. (rtr)
       
       ## Major: Ukraine braucht neue Soldaten
       
       Dem Leiter des Sonderstabes Ukraine im Bundesverteidigungsministerium,
       Generalmajor Christian Freuding, zufolge muss die Ukraine für militärische
       Erfolge weitere Soldaten rekrutieren. „Die Ukraine wird mit Sicherheit mehr
       Soldaten mobilisieren müssen – allein schon wegen der Verlustzahlen, soweit
       wir sie einsehen können“, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND)
       einem Vorabbericht zufolge. Auch müssten Truppenteile, die teilweise seit
       24 Monaten an der Front seien, regeneriert werden. Über Art und Umfang der
       Mobilisierung werde gerade in der Ukraine diskutiert.
       
       Angesprochen auf das Zerwürfnis zwischen Präsident Wolodimir Selenski und
       seinem Oberbefehlshaber Walerij Saluschnyj betonte Freuding, dass
       Diskussionen dieser Art zwar einen demokratischen Staat kennzeichnen
       würden, auf Dauer aber den Verteidigungsanstrengungen nicht zuträglich
       seien. „Natürlich beobachten wir diese Diskussionen zwischen der
       militärischen und der politischen Führung. Und natürlich wünschen wir der
       Ukraine, dass sie die Einigkeit wahrt, die sie in den letzten Monaten und
       Jahren stark gemacht hat bei der Verteidigung ihres Landes“, so der
       Generalmajor. (rtr)
       
       ## Selenski für besseren Schutz der Region Dnipro
       
       Das russische Militär hat nach den Worten des ukrainischen Staatschefs
       Wolodimir Selenski die Stadt Dnipro im Südosten des Landes als vorrangiges
       Ziel ins Visier genommen. „Die Gefahr ist konstant hoch, und Russland sieht
       die Region als eines der Hauptziele für seine terroristischen Angriffe“,
       berichtete Selenski am Sonntagabend von seinem Besuch in der Region. Um das
       wirtschaftliche Potenzial der Region zu schützen, werde dort die
       Luftverteidigung massiv ausgebaut. „Wir arbeiten daran, die Fähigkeiten zum
       Abschuss von Raketen und Drohnen auszubauen.“
       
       Bei seinem Abstecher in die Region hatte Selenski auch Saporischschja sowie
       die vorgelagerten Fronten besucht. Auch dort sowie in Krywyj Rih müssten
       Luftabwehr sowie die Mittel zur elektronischen Kampfführung verstärkt
       werden, bemerkte Selenski. Dies sei zum Schutz der kritischen
       Infrastruktur, also Strom- und Wasserversorgung, notwendig. Ziele seien der
       „Schutz vor russischen Luftangriffen und Sicherstellung des sozialen
       Lebens“.
       
       Russland hat in den vergangenen Wochen, wie schon im Winter davor, immer
       wieder Ziele der zivilen Infrastruktur der Ukraine mit Drohnen und Raketen
       angegriffen. Diese Angriffe sollen vor allem die Zivilbevölkerung der
       Ukraine unter Druck setzen. (dpa)
       
       ## Kyjiw: Russische Leitstelle für Kampfdrohnen zerstört
       
       Die ukrainischen Streitkräfte haben am Sonntag nach eigener Darstellung
       eine Leitstelle für Kampfdrohnen der russischen Armee zerstört. Wie die
       ukrainische Armee auf Telegram mitteilte, seien zudem mehrere gepanzerte
       Fahrzeuge sowie Geschütze bei Kämpfen am linken Ufer des Dnipro in der
       Region Cherson im Süden des Landes zerstört worden. Ukrainische Truppen
       hatten dort im Herbst mehrere Brückenköpfe gebildet. Eine Reihe russischer
       Angriffe gegen diese Stellungen sind bisher abgewehrt worden.
       
       Über die Leitstelle werden die von Russland eingesetzten Kampfdrohnen auf
       ihrem Flug zu Zielen innerhalb der Ukraine elektronisch gesteuert. Die
       Angaben der ukrainischen Streitkräfte konnten nicht unabhängig geprüft
       werden. (dpa)
       
       5 Feb 2024
       
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