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       # taz.de -- Proteste in Athen: Ware Bildung in Griechenland
       
       > In Athen demonstrieren Studierende gegen die Pläne der konservativen
       > Regierung, private Hochschulen zuzulassen. Das gehe an den Problemen
       > vorbei.
       
   IMG Bild: Phalanx der Entschlossenen: Studenten wollen die Einführung privater Hochschulen in Griechenland verhindern, 8. Februar in Athen
       
       Ein Kunststoffbanner, drei Meter lang, knallrote Farbe auf weißem
       Hintergrund. Handgeschrieben steht dort: „Nein zu den privaten Hochschulen.
       Hände weg von Artikel 16“. Die 23-jährige Politikstudentin Vassiliki Tsiami
       hält es zusammen mit Kommilitoninnen und Kommilitonen hoch.
       
       Gemeint ist Artikel 16 der griechischen Verfassung, der eine rein
       staatliche Hochschulbildung vorsieht. Es ist diese Regelung, die die
       Regierung mit ihrem Vorhaben de facto aufheben wolle, sagt Vassiliki
       Tsiami: mit der Erlaubnis, in Griechenland künftig private Hochschulen zu
       gründen. „Dies wird unter den Studenten zu einer Zweiklassengesellschaft
       führen“, fürchtet die Studentin. „Das wollen wir nicht.“
       
       Gemeinsam mit Tausenden anderen griechischen Studenten geht Vassiliki
       Tsiami seit Wochen immer donnerstags auf der zentralen Panepistimiou-Straße
       in der Athener Innenstadt protestieren. Der Name der Straße ist Programm:
       „Panepistimio“ ist das griechische Wort für Universität. Βenannt ist sie
       nach der Nationalen Universität Athen, der ersten Hochschule des Landes,
       deren zentrales Gebäude aus dem 19. Jahrhundert im klassizistischen Baustil
       im Herzen Athens seit Jahren als Treffpunkt der demonstrierenden
       Studierenden dient.“
       
       „Sollten private Unis erlaubt werden, werden unsere Diplome keinen Wert
       mehr haben. Jeder, der das Geld dazu hat, wird ein Bachelor-Studium an
       einer privaten Hochschule absolvieren, und alle anderen müssen weiterhin um
       bessere Studienbedingungen an den kaputtgesparten staatlichen Unis
       kämpfen“, sagt die junge Tsiami.
       
       ## Schlecht ausgestattet
       
       Das Gesetz gehe an den eigentlichen Problemen an den Unis vorbei: Den
       Studierenden fehle es an Dozenten. Viele Fächer werden deshalb gar nicht
       mehr angeboten. Von 40 Wahlkursen finden in der Politologie aktuell nur 19
       statt. Die Studierenden protestieren seit Jahren dagegen, aber niemand
       interessiert sich dafür. „Die staatliche Hochschulbildung müsste absoluten
       Vorrang haben“, findet auch Michalis Fanartzis.
       
       Auch er befindet sich in der demonstrierenden Menschenmenge. Bevor der
       Protestzug beginnt, grüßt er rechts und links seine Mitstreiter und
       Mitstreiterinnen. Der 24-Jährige studiert Finanzwesen an der Hochschule von
       Piräus und ist Vorstandsvorsitzender des Studierendenvereins seiner
       Universität. Auch an seiner Hochschule müsse viel getan werden. „Die
       Universität Piräus hat überhaupt keinen Campus. Es gibt auch kein
       Studierendenwohnheim. Und die Laborausstattung ist veraltet“, sagt
       Fanartzis.
       
       Bisher hält die konservative griechische Regierung an ihrem Vorhaben fest.
       Das staatliche Hochschulmonopol soll bald der Vergangenheit angehören. Die
       Ziele erwähnt der griechische Bildungsminister Kyriakos Pierrakakis
       regelmäßig in Interviews und Pressekonferenzen. Griechenland sei das
       einzige Land weltweit, das nur staatliche Hochschulen besitze und private
       Hochschulen verbietet, so Pierrakakis. Das Land müsse sich öffnen, was auch
       den eigenen Studierenden zugute kommen würde. „Wir haben 40.000 griechische
       Studierende im Ausland.“
       
       Die Zahl der griechischen Auslandsstudenten zeigt in der Tat, dass die
       Plätze an den staatlichen Hochschulen die hohe Nachfrage nach
       Studienplätzen nicht decken können. Die griechischen Auslandsstudenten
       sollen die Chance bekommen, in Griechenland zu bleiben und an einer
       privaten Hochschule zu studieren, statt ihre Heimat verlassen zu müssen, so
       die Argumentation der Regierung.
       
       ## Es geht ums Geld
       
       „Das ist völliger Schwachsinn“, findet die Politikstudentin Vassiliki
       Tsiami. Vor wenigen Jahren erst habe die Regierung den für ein
       Hochschulstudium nötigen Notendurchschnitt angehoben, so dass viele
       Studierende, die noch unter der linken Vorgängerregierung einen
       Studienplatz an einer staatlichen griechischen Hochschule bekommen hätten,
       nun leer ausgehen, sagt sie. „Und jetzt tut unsere Regierung so, als würde
       sie sich ausgerechnet um diese Studenten kümmern, indem sie ihnen sagt, sie
       könnten ja in Zukunft an den privaten Unis studieren?“
       
       Vassiliki sieht dahinter den Versuch die Hochschulbildung peu à peu auf den
       privaten Sektor zu verschieben. Die Reform sei für die Regierung eine
       Gelegenheit, den Zugang zu staatlichen Studienplätzen weiter zu erschweren,
       um so Geld einzusparen.
       
       Zwar schneiden im Pisa-Test die griechischen Schülerinnen und Schüler
       weitaus schlechter ab als die deutschen Schüler, aber das griechische
       Bildungssystem hat auch seine guten Seiten: Dadurch, dass alle in
       Griechenland die gleichen Schulen besuchen und es während der schulischen
       Laufbahn keine Selektion wie im deutschen Schulsystem gibt, haben auch
       Schülerinnen und Schüler aus sozial schwachen Familien gute Chancen, später
       zu studieren.
       
       Das griechische Hochschulsystem sieht zentrale schriftliche
       Aufnahmeprüfungen für die Vergabe von Studienplätzen vor. Die Prüfungen
       finden am Ende der zwölften Klasse statt und setzen eine intensive
       Vorbereitung voraus, für die die meisten griechischen Familien ohnehin viel
       Geld in Form von Nachhilfe ausgeben.
       
       ## Eine Frage des Fleißes
       
       Das Verfahren ist aber anonymisiert und gilt deshalb als transparent und
       fair: Es studieren die Kandidatinnen und Kandidaten, die in den
       Aufnahmeprüfungen die besten Noten geschrieben haben, egal aus welchen
       Verhältnissen sie stammen oder wie einflussreich ihre Familie ist. Klar
       können sich wohlhabende Schüler in der Regel eine bessere Nachhilfe
       leisten, aber es gibt an vielen staatlichen Schulen auch kostenlose
       Nachhilfe für alle, die das Angebot nutzen wollen. Letzten Endes ist es vor
       allem eine Frage der eigenen Anstrengung und des Fleißes.
       
       Während in Deutschland laut Statistischem Bundesamt [1][18,5 Prozent der
       Bevölkerung] über einen Hochschulabschluss verfügen, hat in Griechenland
       nach Angaben der griechischen Regierung mehr als jeder Zweite eine
       Hochschule absolviert. Auch in Zukunft soll der Zugang zur Hochschulbildung
       deshalb für alle gleich bleiben, fordern die demonstrierenden Studierenden.
       
       Aber auch verfassungsrechtliche Gründe spielen eine Rolle: „Die
       Hochschulbildung wird ausschließlich von Institutionen des öffentlichen
       Rechts gewährt“ – heißt es im Paragraf 16 Absatz 5 der griechischen
       Verfassung. Dieser Satz in Verbindung mit dem Absatz 8 – „Die Gründung von
       Hochschulen von Privatpersonen ist verboten“ – verbietet die Gründung
       nichtstaatlicher Hochschulen hierzulande.
       
       Mittlerweile wird es vor allem von linken Parteien und Teilen der
       sozialistischen Pasok als Garant dafür gesehen, dass Bildung ein für alle
       zugängliches Allgemeingut bleibt und keine Frage des Geldbeutels wird, der
       Reichen mehr ermögliche als den Ärmeren.
       
       ## 2019 setzte sich die Linke noch durch
       
       Außerdem sehen Kritiker die Gefahr, dass sich die Privatwirtschaft ins
       Lehrprogramm einschleicht. Die konservative Regierungspartei Nea
       Dimokratia, deren Wählerschaft eher aus den wohlhabenderen Schichten kommt
       und deren Politiker oft selbst an renommierten Hochschulen im Ausland
       studiert haben, versteht die Bedenken nicht. Die umstrittene
       Verfassungsregelung sei veraltet und anachronistisch und gehöre
       abgeschafft, so der griechische Bildungsminister, der immer wieder betont,
       wie absurd es sei, dass ausgerechnet die griechische Linke am Verbot einer
       vergangenen Epoche festhält.
       
       Schon 2019 hatte die konservative Nea Demokratia, die damals unter linker
       Syriza-Regierung in der Opposition saß, versucht, das Verbot im Rahmen
       einer Verfassungsreform abzuschaffen – und scheiterte. Um das komplizierte
       und zeitaufwendige Verfahren einer erneuten und nicht unbedingt
       erfolgversprechenden Verfassungsreform zu umgehen, will die Regierung
       private Unis nun per Gesetz einführen.
       
       So ist sie auch nicht auf die Zustimmung der Opposition angewiesen, denn
       die eigenen Abgeordneten haben die Mehrheit der 300 Parlamentssitze inne.
       Die Verfassung müsse nicht unbedingt in ihrem Wortlaut geändert werden,
       sondern lediglich im Hier und Jetzt interpretiert werden, so die
       Argumentation der Regierung.
       
       Unterstützt wird diese Sichtweise von emeritierten Juraprofessoren wie
       Antonis Manitakis, der mittlerweile selbst für eine private Hochschule im
       Nachbarland Zypern arbeitet. Die Verfassung verbiete lediglich die Gründung
       von nichtstaatlichen Hochschulen, so Manitakis in einem Interview im
       griechischen staatlichen Radiosender „Proto Programma“. Schon existente
       ausländische Hochschulen, die in Griechenland einen Zweig aufmachen würden,
       würden nicht unter das griechische Verfassungsverbot fallen.
       
       ## Vorbild Zypern
       
       Außerdem müsse man die Verfassung so interpretieren, dass sie nicht gegen
       geltendes EU-Recht verstößt. Und das EU-Recht sehe nun mal vor, dass zur
       akademischen Freiheit auch die Gründung von privaten Hochschulen gehört –
       eine Sichtweise, die andere Verfassungsrechtler infrage stellen.
       
       Davon will der griechische Bildungsminister Kyriakos Pierrakakis jedoch
       nichts wissen. Für ihn ist die hohe Zahl der griechischen
       Auslandsstudierenden nur ein Grund für die Gründung von nichtstaatlichen
       Hochschulen: „Das Zweite ist, dass wir zwar einen akademischen Reichtum
       haben an Hochschulprofessoren und Lehrpersonal, aber es nicht geschafft
       haben, Griechenland zu einem attraktiven überregionalen Bildungsstandort
       zu machen“, so Pierrakakis. „Im Gegensatz etwa zu Zypern, wo es viele
       private Hochschulen gibt und wo auch 18.000 Griechinnen und Griechen
       studieren.“
       
       Ein Blick ins kleine Nachbarland Zypern zeigt in der Tat, wie erfolgreich
       das Konzept der privaten Hochschulen sein kann. Die Republik Zypern, seit
       2004 Mitglied der EU, liberalisierte ihr Hochschulsystem im Jahr 2005. Das
       Land hat gerade einmal knapp 900.000 Einwohner und verfügt mittlerweile
       neben den drei staatlichen über sieben private Hochschulen, die vor allem
       ausländische Studierende ins Land locken. Die Studiengebühren liegen im
       Durchschnitt bei unter 10.000 Euro im Jahr.
       
       Die privaten Hochschulen kurbelten auch die zyprische Wirtschaft an. Allein
       die Ausgaben der ausländischen Studenten machen Schätzungen zufolge rund 7
       Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus. Und Zypern ist kein Einzelfall; auch
       in anderen EU-Ländern nehmen nichtstaatliche Hochschulen zu. So haben nach
       Angaben des Statistischen Bundesamtes im Wintersemester 1995/1996 gerade
       16.000 Studierende in Deutschland an privaten Hochschulen studiert, während
       es 2022/2023 [2][schon über 365.000] waren.
       
       ## Kleiner, privater Sektor
       
       Bereits jetzt gibt es einen privaten Sektor im griechischen
       Hochschulsystem: private Bildungsinstitute, sogenannte Kollegia, die an das
       englische Wort „College“ erinnern, dürfen in Kooperation mit ausländischen
       Universitäten Studienabschlüsse anbieten, die direkt von diesen
       Universitäten verliehen werden. Der Besuch dieser Studiengänge kostet
       zwischen 3.000 bis 9.000 Euro im Jahr.
       
       Die Absolventinnen und Absolventen können mittlerweile zwar den Beruf, den
       sie in diesen Bildungsinstituten erlernt haben, in Griechenland ausüben,
       sie können aber ihr Studium weder an einer staatlichen griechischen
       Universität fortführen noch eine Karriere als Hochschullehrer oder
       -lehrerin in Griechenland einschlagen.
       
       Konstantinos Pappas ist Vorsitzender der Vereinigung dieser privaten
       Bildungsinstitute und leitet das ICPS-College in Athen. Das College
       befindet sich in einem modernen siebenstöckigen Gebäude mit Glasfassade im
       Athener Stadtteil Neos Kosmos. Auf 2.000 Quadratmetern werden hier die
       Fachrichtungen Psychologie, Psychotherapie, Counselling und Coaching
       unterrichtet.
       
       Konstantinos Pappas empfängt in der Bibliothek des Instituts. Die
       Entwicklungen rund um die griechische Hochschulreform werden über die
       Zukunft seines Instituts entscheiden. Es könnte schon bald aufgewertet
       werden; die Absolventen hätten dann die gleichen akademischen Rechte wie
       die Studierenden an den staatlichen griechischen Unis.
       
       ## Fragwürdige Kriterien
       
       Aber auch Pappas findet die Reform nicht ganz unproblematisch. So einige
       Auflagen und Voraussetzungen, die sie vorsieht, stellt Pappas infrage. „So
       sollen die interessierten Hochschulen mindestens drei Studienrichtungen
       anbieten. Wer zum Beispiel nur eine Studienrichtung oder nur Sommerkurse
       anbieten möchte, scheidet von Anfang an aus.“
       
       Außerdem plant die griechische Regierung, schon für die Prüfung der
       Lizenzvergabe eine Gebühr in Höhe von 500.000 Euro zu erheben – das sei
       viel zu viel. „Die Kriterien sind wirklich fragwürdig“, sagt Konstantinos
       Pappas. „Es sind keine wahren Qualitätskriterien, sondern eher Auflagen, um
       Bewerber auszuschließen.“ Die griechische Regierung hingegen sieht in all
       diesen Voraussetzungen eine Garantie, dass sich nur seriöse internationale
       Universitäten bewerben, die es von vornherein ernst meinen.
       
       Die Entwicklungen rund um die angestrebte Hochschulreform beschäftigen auch
       das griechische Hochschulpersonal. Innerhalb von zwei Tagen haben mehrere
       hundert Hochschuldozentinnen und -dozenten eine Online-Petition gegen die
       Gründung von privaten Hochschulen unterschrieben, basierend vor allem auf
       den verfassungsrechtlichen Bedenken, die es gibt.
       
       Sollte das Gesetz durchs Parlament kommen, wollen sie dagegen klagen.
       Letzten Endes müsste dann das Oberste Verwaltungsgericht entscheiden, ob
       das Gesetz die griechische Verfassung verletzt oder nicht – und es
       eventuell kippen.
       
       ## Die Professoren stehen hinter dem Protest
       
       Der Medizinphysiker Ioannis Seimenis, ein schlanker Mann in weißem Hemd und
       Stoffhose, ist Professor an der Medizinischen Fakultät der Universität
       Athen und Vorsitzender der Vereinigung des griechischen Hochschulpersonals.
       Der 55-Jährige empfängt mit einem freundlichen Lächeln vor dem Gebäude
       Nummer fünf der Medizinischen Fakultät.
       
       In der Mitte des Campus ragt die Marmorstatue des antiken Griechen
       Hippokrates, des Vaters der Medizin, gen Himmel. Um ihn herum seine Zitate
       in Altgriechisch, die als Grundlagen der medizinischen Ethik gelten; etwa
       der Appell, als Arzt „zu helfen und keinen Schaden zuzufügen“.
       
       Studierende gibt es auf dem Campus der medizinischen Fakultät der
       Universität Athen an diesem Tag keine. Jetzt, während der Klausurenzeit,
       ist es ohnehin ruhiger an den Hochschulen. Doch ein Banner am Eingangstor
       zum Campus verweist noch auf einen weiteren Grund für die Ruhe: „Nein zu
       den privaten Hochschulen – Besetzung der Medizinischen Fakultät“ steht
       darauf. Damit das Semester wegen der Proteste nicht ganz „verloren“ geht,
       finden die Prüfungen diesmal online statt, ein Konzept, das sich schon
       während der Coronapandemie bewährt hatte.
       
       „Die Gewerkschaft der Hochschulprofessoren unterstützt die Studentinnen und
       Studenten in ihrem Kampf für ein besseres Bildungssystem“, sagt Seimenis.
       Das Hochschulpersonal fühle sich zudem in der ganzen Debatte rund um
       private Hochschulen außen vor gelassen. Im Dezember vergangenen Jahres habe
       es lediglich eine Präsentation des Gesetzesrahmens gegeben, aber keinen
       Austausch mit der griechischen Hochschulgemeinschaft.
       
       ## Weniger Dozenten, mehr Studierende
       
       Auch Ioannis Seimenis findet, dass sich die Regierung eher auf das
       staatliche Hochschulsystem fokussieren solle. Seit den Jahren der großen
       Einsparungen in Zeiten der griechischen Finanzkrise seien die Universitäten
       unterfinanziert und unterbesetzt und das halte bis heute an, so der
       Vorsitzende des griechischen Hochschulpersonals. „2023 lag die Finanzierung
       der griechischen Hochschulen vom Staatsetat immer noch bei der Hälfte
       dessen, was unsere Hochschulen noch zu Beginn der Finanzkrise, im Jahr
       2010, zur Verfügung hatten.“
       
       Außerdem gebe es heute 20 Prozent weniger Hochschuldozenten als noch vor
       der Krise, bei gleicher oder sogar leicht angestiegener Studierendenzahl.
       
       Das umstrittene Reformvorhaben sieht zwar auch eine Unterstützung der
       staatlichen Hochschullandschaft vor. Die griechischen Hochschulen sollen
       mehr Handlungsfreiheit und mehr Geld für ihre Infrastruktur bekommen. Diese
       Hilfe sei willkommen, sie reiche aber bei Weitem nicht aus, um die
       Kürzungen der letzten Jahre aufzufangen, sagt Seimenis.
       
       Die Studierenden wiederum glauben nicht, dass die Regierung die staatlichen
       Hochschulen wirklich aufwerten will. Sie sind zutiefst misstrauisch – und
       sie wissen: Auch mit Diplom stehen sie in Griechenland vor einer unsicheren
       Zukunft. Die 23-jährige Vassiliki Tsiami befindet sich am Ende ihres
       Bachelorstudiums. Doch ohne einen guten Masterstudiengang sei es schwierig,
       Arbeit zu finden, sagt sie. „Auch ich muss schauen, dass ich mich nach dem
       Basisstudium weiter spezialisiere. Nur so habe ich überhaupt eine Chance
       auf dem Arbeitsmarkt.“
       
       Trotz der anhaltenden Proteste der Studierenden und der Skepsis der
       Hochschulprofessoren: Die konservative Regierung Mitsotakis möchte bis Ende
       Februar die Hochschulreform durchs griechische Parlament bringen, sodass
       die ersten privaten Hochschulen schon im Wintersemester 2025 ihre Arbeit
       aufnehmen können. Für die Studierenden heißt das: weiter protestieren. Die
       Regierung wolle durch die Reform die Ungerechtigkeit zum Gesetz machen,
       schimpft der Student Michalis Fanartzis. „Wir werden das nicht erlauben.“
       
       19 Feb 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] ttps://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bildung-Forschung-Kultur/Bildungsstand/_inhalt.html
   DIR [2] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1089894/umfrage/anzahl-der-studierenden-an-privathochschulen-in-deutschland/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Rodothea Seralidou
       
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