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       # taz.de -- Im Skiurlaub mit meiner Frau: Das verhängnisvolle Dinner
       
       > Meine Frau hat mich zu einem Skiurlaub in den Alpen bei
       > Garmisch-Partenkirchen überredet. Es wurden vierzehn schlimme Tage.
       
   IMG Bild: Es könnte so schön sein: Pistenraupen auf der Zugspitze
       
       Meine Frau will unbedingt in den Skiurlaub fahren und in ihrem zarten Alter
       noch [1][Skifahren] lernen.
       
       „Eminanim, lern doch lieber Fahrradfahren, mit Skifahren kommst du im
       platten Bremen nicht besonders weit“, sage ich und bleibe eisern. Diesmal
       braucht sie ganze 17 Minuten, um mich rumzukriegen.
       
       Also fahren wir mit dem Zug nach Garmisch-Partenkirchen – aber man bringt
       uns nur bis nach Garmisch. Ich verlange unser Fahrgeld zurück. Der
       Schaffner erzählt uns, dass diese beiden Orte eigentlich zwei verschiedene
       Städte sind, aber genau wie er und seine Frau aus Kostengründen
       zusammenleben müssen.
       
       Rechtzeitig zum Abendessen erreichen wir unser Hotel. Ich ziehe sofort
       meine teuren Skisachen an. Diese zwei Meter langen Dinger an den Füßen
       stellen sich beim Gehen als sehr unpraktisch heraus und sind extrem
       ungemütlich.
       
       „Osman, mit den Skiern an Füßen geht man doch nicht zu einem romantischen
       Abenddinner, mein Gott!“, meckert meine Frau.
       
       „Aber woher sollen die Leute denn sonst merken, dass ich so viel Geld für
       einen [2][Skiurlaub] ausgegeben habe“, antworte ich nicht ganz ohne Stolz
       in der Stimme.
       
       „Wie du willst, dann wünsche ich dir Hals- und Beinbruch!“, brummt sie.
       
       Dass der Arzt eine halbe Stunde später im Krankenhaus wirklich einen
       dreifachen Schienbeinbruch bei mir feststellt, will ich trotzdem nicht ihr
       ganz alleine anlasten. Vielmehr werde ich den geistesgestörten Architekten
       verklagen, der in einem Skihotel unglaublich steile Treppen, mit mindestens
       fünf Stufen gebaut hat!
       
       Meine Frau besucht mich jeden Nachmittag zehn Minuten im Krankenhaus und
       erzählt mir ständig wie schön die Berge hier sind, und was für einen tollen
       Panoramablick man von der [3][Zugspitze] aus hat. Was für einen Spaß sie
       jedes Mal beim Skilaufen habe und wie nett ihr Skilehrer Seppl ist, mit dem
       sie jeden Mittag Semmelknödel isst. Das alles kann ich mir leider nicht mal
       von Weitem angucken, weil mein Krankenhausfenster nicht in Richtung der
       Alpen, sondern in Richtung Industriegebiet zeigt.
       
       Die einzige Zugspitze, die ich in Bayern doch noch humpelnd zu sehen
       bekomme, ist die von unserem ICE-Zug, als wir nach 14 Tagen wieder
       zurückfahren.
       
       28 Feb 2024
       
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