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       # taz.de -- Krieg in Gaza: Gedämpfte Hoffnung auf Feuerpause
       
       > US-Präsident Biden glaubt an eine Feuerpause in Gaza. Verfrühter
       > Optimismus, sagen sowohl Israel als auch die Hamas. Die Verhandlungen
       > gehen weiter.
       
   IMG Bild: Nach einem israelischen Luftangriff in der Stadt Rafah am 22.2. 2024
       
       Berlin taz | Eine Szene in einer New Yorker Eisdiele sät derzeit Hoffnung
       auf einen Waffenstillstand in Gaza. Auf Nachfrage eines Journalisten sagte
       US-Präsident Joe Biden am Montag mit Eiswaffel in der Hand, [1][er hoffe
       auf eine Feuerpause spätestens in einer Woche.] Biden besuchte die Eisdiele
       unangekündigt mit dem Komiker Seth Meyers im Rahmen seines Besuchs von
       dessen Late-Night-Show. „Mein nationaler Sicherheitsberater sagt mir, dass
       wir kurz davor (vor einem Durchbruch) sind“, fuhr Biden fort. „Wir sind nah
       dran. Wir sind noch nicht fertig.“
       
       Israel allerdings dämpfte die Hoffnungen. Zwar gab es aus Jerusalem bis
       Dienstagnachmittag keine offizielle Stellungnahme zu der Äußerung, doch die
       israelische Nachrichtenseite Ynet zitierte hochrangige israelische Quellen
       am Dienstag mit den Worten, sie verstünden nicht, „worauf sich der
       Optimismus des amerikanischen Präsidenten gründet“.
       
       Auch die Terrorgruppe Hamas erklärte gegenüber Reuters, die Erklärung sei
       verfrüht und entspreche nicht der Situation vor Ort. Katar drückte Hoffnung
       aus, dass eine Einigung noch vor Beginn des Fastenmonats Ramadan am 10.
       März kommt. Es sei jedoch zu früh, um etwas zu verkünden, sagte der
       Sprecher des katarischen Außenministeriums.
       
       Der Hamas liegt nun der Vorschlag vor, der Israel bereits am Freitag von
       den Mediatoren Ägypten, Katar und den USA in Paris vorgestellt wurde.
       Israels Reaktion scheint positiv zu sein.
       
       ## Verhandlungen werden in Doha fortgesetzt
       
       Medienberichten zufolge sieht [2][der Vorschlag] eine Feuerpause vor, die
       sechs Wochen andauert. In der Zeit sollten 40 israelische Geiseln
       freigelassen werden. Israel geht davon aus, dass sich noch rund 130 Geiseln
       im Gazastreifen befinden, unter ihnen einige Dutzend Tote. Im Gegenzug
       würden 400 Palästinenser*innen aus israelischen Gefängnissen
       entlassen. Laut der US-amerikanischen Tageszeitung New York Times sind
       darunter 15 Palästinenser*innen, die wegen schwerwiegender
       Terrorismusvorwürfe inhaftiert sind.
       
       Die Verhandlungen werden derzeit in der katarischen Hauptstadt Doha
       fortgesetzt. Dort befinden sich Medienberichten zufolge aktuell eine
       Delegation der Hamas und eine aus Israel. Die Verhandlungen werden getrennt
       geführt.
       
       Seit dem Bruch der Feuerpause Anfang Dezember vergangenen Jahres haben vor
       allem die USA, Ägypten und Katar wiederholt diplomatische Versuche
       unternommen, einen weiteren Deal auszuhandeln.
       
       Eine Vereinbarung scheiterte bislang an verschiedenen Knackpunkten. Einer
       der zentralen ist, dass die Hamas einen vollständigen Waffenstillstand
       fordert. Israel hat jedoch mehrfach angekündigt, auch nach einer Feuerpause
       den Krieg weiterzuführen. Der israelische Ministerpräsident Benjamin
       Netanjahu sprach in dem Zusammenhang wiederholt von einem „totalen Sieg“
       über die Hamas, bevor der Krieg beendet werden könne.
       
       Sorge bereitet einigen Israelis, vor allem den Familienangehörigen der
       Geiseln, Netanjahus nachträglich aufgestellte Bedingung: Inhaftierte, denen
       schwere terroristische Vergehen vorgeworfen werden, sollten nach ihrer
       Freilassung nach Katar deportiert werden – eine Forderung, der die Hamas
       wahrscheinlich nicht zustimmen wird. Kritiker*innen werfen Netanjahu
       vor, damit eine mögliche Einigung zu torpedieren.
       
       27 Feb 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.youtube.com/watch?v=V_B0vDI5wMo
   DIR [2] /Krieg-zwischen-Israel-und-Hamas/!5994250
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Judith Poppe
       
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