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       # taz.de -- Ökonomin Veronika Grimm: Zwei Ämter für Grimm
       
       > Die Ämter der Wirtschaftsweisen Grimm, die künftig auch Aufsichtsrätin
       > sein wird, könnten sich beißen. Juristisch einwandfrei und doch etwas
       > anrüchig.
       
   IMG Bild: Rein juristisch gesehen ist es Grimms gutes Recht, den Aufsichtsratsposten bei Siemens Energy anzunehmen
       
       Veronika Grimms Ernennung in den Aufsichtsrat von Siemens Energy ist
       falsch. Ökonom*innen sollten nicht gleichzeitig die Bundesregierung
       beraten und für große Konzerne tätig sein, denn das birgt die Gefahr von
       Interessenkonflikten. Auch wenn es durch den Gesetzgeber nicht untersagt
       ist, haben solche Doppelposten immer ein gewisses Geschmäckle.
       
       Die Transformation zur klimaneutralen Wirtschaft wird dringender denn je.
       Da war es schon beim letzten Jahresgutachten vom vergangenen November
       schlecht, dass der Sachverständigenrat keine Position zum
       [1][Brückenstrompreis] finden konnte. Zur Erinnerung: Das war damals die
       energiepolitische Forderung. Es verging keine Woche ohne Talkshow oder
       Wirtschaftskolumne, in der Politiker*innen und Expert*innen
       diskutierten, ob Deutschland ohne einen staatlich subventionierten
       Strompreis für energieintensive Unternehmen die [2][Deindustrialisierung]
       drohe.
       
       Wenn der Sachverständigenrat nun ein Mitglied hat, das gleichzeitig im
       Aufsichtsrat eines Energietechnikkonzerns ist, dann muss sich das Gremium
       nicht nur vorhalten lassen, nicht sprechfähig zu sein. Es muss sich auch
       die Frage stellen lassen, ob es nicht sogar käuflich ist und ob seine
       Einschätzungen tatsächlich Ergebnis objektiver Forschung oder nicht eher
       durch Konzerninteressen gelenkt sind. Und das ausgerechnet bei der
       Energiefrage, die die zentrale Frage bei der Transformation – und Grimms
       Fachgebiet ist.
       
       Zugegeben: Rein juristisch gesehen ist es Grimms gutes Recht, den
       Aufsichtsratsposten bei [3][Siemens Energy] anzunehmen. Es ist auch
       menschlich nachvollziehbar, dass Grimm den mit jährlich 120.000 Euro
       dotierten Job angenommen hat. Das ist sehr viel schnell verdientes Geld.
       Veronika Grimm ist auch nicht die erste Wirtschaftsweise, die gleichzeitig
       ein solches Amt innehat. Denn das Sachverständigenratsgesetz von 1963
       verbietet den Gremienmitgliedern Aufsichtsratsposten nicht.
       
       Insofern liegt der Ball jetzt beim Gesetzgeber. Er hat die klare Aufgabe,
       das Gesetz zu ändern und künftige Interessenskonflikte zu verhindern.
       
       28 Feb 2024
       
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