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       # taz.de -- Nach Israel-Äußerungen auf Berlinale: Regisseur kritisiert Deutschland
       
       > Preisträger Yuval Abraham erhebt Vorwürfe gegen Politik und Medien in
       > Deutschland. In Israel soll ein Mob das Haus seiner Familie aufgesucht
       > haben.
       
   IMG Bild: Erhält eigenen Angaben zufolge Todesdrohungen nach seinem Deutschlandbesuch: Yuval Abraham (l.), hier mit Filmpartner Basel Adra
       
       Berlin taz | Nach der Empörung über Äußerungen im Zusammenhang mit
       [1][Israel und Palästina] während des Berlinale-Filmfestivals hat der in
       die Kritik geratene Regisseur Yuval Abraham deutsche Politiker*innen
       und Medien scharf kritisiert. Dem Israeli war von hochrangigen
       Politiker*innen Antisemitismus und antiisraelische Hetze vorgeworfen
       worden.
       
       Nun sagte er dem britischen Guardian, Deutschland benutze
       Antisemitismusvorwürfe „nicht nur, um Palästinenser zum Schweigen zu
       bringen, sondern auch um Juden und Israelis zum Schweigen zu bringen, die
       die Besatzung kritisieren und das Wort Apartheid verwenden“. [2][Abraham
       hatte während der Abschlussgala die Situation im israelisch besetzten
       Westjordanland als „Apartheid“ charakterisiert und zudem einen
       Waffenstillstand im Gazastreifen gefordert.]
       
       Eigenen Angaben zufolge hat Abraham nach der Kritik an seinen Äußerungen
       Morddrohungen erhalten. Auch seine Familie in Israel werde bedroht, teilte
       er nun auf X mit: „Ein rechtsgerichteter israelischer Mob kam gestern zum
       Haus meiner Familie, um nach mir zu suchen, und bedrohte enge
       Familienmitglieder.“ Israelische Medien hatten die Antisemitismusvorwürfe
       teilweise aufgegriffen. Der staatliche Sender Kan löschte den
       Antisemitismusvorwurf später allerdings wieder von seinen Plattformen.
       
       Der Film „No Other Land“ von Abraham und seinem Filmpartner, dem
       Palästinenser Basel Adra, war als bester Dokumentarfilm ausgezeichnet
       worden. Auch Adra geriet in die Kritik, weil er Deutschland aufforderte,
       keine Waffen mehr an Israel zu liefern. Zudem sagte er: „Es ist für mich
       sehr, sehr schwer zu feiern, während Zehntausende Menschen meines Volkes in
       Gaza gerade abgeschlachtet und massakriert werden.“
       
       Unter anderem die Springer-Medien kritisierten die Äußerungen scharf, aber
       auch in den „Tagesthemen“ vom Montag war im Zusammenhang mit den
       umstrittenen Statements auf der Berlinale von „Tätern“ die Rede, als habe
       es sich um bewiesen strafrechtlich relevante Äußerungen gehandelt.
       
       Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne), die dafür kritisiert wurde,
       die Redebeiträge beklatscht zu haben, teilte am Dienstag auf der Plattform
       X mit, sie habe ausschließlich für den israelischen Part des Regisseur-Duos
       geklatscht, also nicht für den Palästinenser Basel Adra.
       Bundesjustizminister Marco Buschmann sprach von „antisemitischer Hetze“ und
       brachte strafrechtliche Konsequenzen ins Spiel, ohne klarzustellen, auf
       welche Äußerungen er sich konkret bezog.
       
       28 Feb 2024
       
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