URI: 
       # taz.de -- Lieferkettengesetz und VW in China: Keine Deals mit Diktaturen
       
       > Mit dem Lieferkettengesetz wäre bei VW der Groschen schneller gefallen.
       > Nach BASF will nun auch der Autobauer die Produktion in Xinjiang
       > einstellen.
       
   IMG Bild: Die Einfahrt zum Volkwagen-Werk in Xinjiang
       
       Es ist schon ein Treppenwitz der Menschenrechtsgeschichte, dass
       ausgerechnet an dem Tag, an dem VW sein Engagement in der Uiguren-Provinz
       „überprüfen“ will, Europas Lieferkettengesetz [1][wegen der Blockade der
       deutschen FDP] möglicherweise endgültig scheitert. Ohne Deutschland wird
       aus dem Gesetz, das Firmen für Kinderarbeit, Ausbeutung und Umweltdelikte
       bei der Produktion weltweit in die Pflicht nimmt, wahrscheinlich nichts.
       
       Was die Liberalen für „unzumutbar für kleine und mittelständische
       Unternehmen“ halten, hätte einen enormen zivilisatorischen Fortschritt
       gebracht – und würde beispielsweise das Engagement von Konzernen in der
       Uiguren-Provinz Xinjiang zumindest erschweren. Von [2][Umerziehungslagern
       für eine Million Menschen] im Westen Chinas sei ihm nichts bekannt, hatte
       der damalige VW-Chef Herbert Diess noch 2019 lästige Reporterfragen
       abbügeln wollen.
       
       Dass Europas größter Autobauer nichts von den Menschenrechtsverletzungen
       gehört haben wollte, schien schon damals ganz schön frech. Die Hinweise von
       Menschenrechtsorganisationen, aber auch immer skeptischere Investoren haben
       Volkswagen nun zum Einlenken gebracht. Laut den neuesten Veröffentlichungen
       sollen Uiguren in militärischen Exerzieruniformen eine VW-Teststrecke in
       Xinjiang mitgebaut haben – damit ist das Werk wohl kaum mehr haltbar.
       
       Fünf Jahre hat das Zaudern der Wolfsburger gedauert. 2012 hatte VW die mit
       derzeit 200 MitarbeiterInnen relativ kleine Fabrik in der strukturschwachen
       Uigurenprovinz angeblich zur politischen Beziehungspflege mit Peking
       eröffnet – aber solche Deals mit Diktaturen zahlen sich oft nicht aus. Das
       musste nun auch [3][BASF] einsehen – und legte vor wenigen Tagen zwei
       Beteiligungen an Produktionsstätten in der Region auf Eis.
       
       Wer lässt noch in Xinjiang produzieren? Gibt es noch Baumwolle von dort in
       Klamotten von Adidas, Puma oder Hugo Boss? Gibt es Teile aus der Region in
       Solaranlagen, die hier verkauft werden, oder in Autos von Mercedes, VW oder
       BMW? Europas Lieferkettengesetz ist nötiger denn je.
       
       15 Feb 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Streit-um-EU-Lieferkettengesetz/!5988760
   DIR [2] /Internierungslager-fuer-Uiguren/!5856997
   DIR [3] /Menschenrechtsverletzungen-in-China/!5991404
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Kai Schöneberg
       
       ## TAGS
       
   DIR Uiguren
   DIR Volkswagen
   DIR Menschenrechte
   DIR China
   DIR Lieferketten
   DIR GNS
   DIR Menschenrechte
   DIR Volkswagen
   DIR Lieferketten
   DIR Zwangsarbeit
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Volkswagen in der Krise: Kursänderung aus Rentabilitätsgründen
       
       VW trennt sich aus wirtschaftlichen Gründen von seinem Werk in Xinjiang.
       Menschenrechtsverletzungen sind für den Autokonzern kein Thema.
       
   DIR Menschenrechtsverletzungen in China: VW denkt über Uiguren-Werk nach
       
       Seit langem steht Volkswagen wegen seines Werks in der Region Xinjiang in
       der Kritik. Nach dem Rückzug von BASF überprüft jetzt auch VW den Standort.
       
   DIR Streit um EU Lieferkettenrichtlinie: Kette voller Mythen
       
       Die FDP blockiert das EU-Lieferkettengesetz mit Argumenten deutscher
       Wirtschaftsverbände. Was ist dran? Ein Faktencheck.
       
   DIR Nach dem Rückzug von BASF aus Xinjiang: VW soll raus aus Uigurenprovinz
       
       Politiker von FDP, SPD und Grünen wollen, dass Volkswagen sich aus der
       Region Xinjiang zurückzieht. Der Autokonzern soll dem Beispiel von BASF
       folgen.