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       # taz.de -- Bibliothek des Konservatismus: Neue Rechte ganz ungestört
       
       > Während eines Vortrags von Ulrich Vosgerau in Charlottenburg sind zwar
       > viele Polizist*innen, aber kaum Gegendemonstrant*innen vor Ort.
       
   IMG Bild: Ulrich Vosgerau, hier 2019 bei einer Pressekonferenz der AfD-Bundestagsfraktion
       
       Berlin taz | Viel dringt von dem Vortrag nicht nach draußen, einzig die
       Glasfenster, durch die man einen Blick in den hell erleuchteten Lesesaal
       der Bibliothek des Konservatismus (BdK) erhaschen kann, bieten einen
       Einblick in das Geschehen: Die ersten Personen lassen sich auf den Stühlen
       vor den ordentlich sortierten Bücherregalen nieder. Auf den ersten Blick
       sieht alles nach einer ganz normalen Lesung aus, wären da nicht die vielen
       Polizisten, die sich vor dem Eingang und auf der anderen Straßenseite der
       Bibliothek positioniert haben. Passant*innen schauen verwirrt auf das
       Polizeiaufgebot und fragen sich, was hier eigentlich stattfindet.
       
       Grund für die Polizeipräsenz an diesem am Mittwochabend in Charlottenburg
       ist der Auftritt von [1][Ulrich Vosgerau]. Der erlangte [2][unrühmliche
       Bekanntheit durch die Correctiv-Enthüllungen] des Geheim-Treffens von
       Rechtsextremen in Potsdam – unter ihnen auch Vosgerau. Eine Demonstration
       gegen seinen Vortrag wurde zwar nicht angemeldet, Antifa-Gruppen hatten
       jedoch zum spontanen Protest aufgerufen. Nur ist von dem weit und breit
       nichts zu sehen.
       
       Auch die Polizei hatte mehr erwartet: Sie seien hier, weil sie mit
       Gegendemonstrant*innen und einer spontanen Kundgebung rechneten, sagt
       einer der Polizisten zur taz. „Hier prallen Gegensätze aufeinander, es
       könnte schon hoch hergehen“, meint er. Doch Fehlanzeige: Die Zeit vergeht
       und von Demonstrant*innen keine Spur.
       
       ## Von Protest fehlt jede Spur
       
       Nach und nach finden sich ein paar Personen auf der anderen Straßenseite
       ein. Das kleine Grüppchen – höchstens zehn Personen – tauscht sich über die
       Zuhörer*innen und den Vortrag von Vosgerau aus. Mittlerweile ist es
       kurz nach 19 Uhr, die Veranstaltung beginnt. Ob da noch wer kommt?
       „West-Berlin ist eigentlich eine recht bürgerliche Gegend, da sollten noch
       ein paar Menschen auftauchen“, sagt einer der Protestierenden der taz. Er
       hofft, dass noch mehr Menschen kommen. Doch als nach einer halben Stunde
       immer noch niemand auftaucht, geht auch er.
       
       Andere verstehen nicht, warum die Bibliothek überhaupt jemanden wie
       Vosgerau einlädt. „Es ist eine Unverschämtheit, dass solche Leute eine
       Bühne bekommen“, sagt einer und findet, dass die [3][Bibliothek
       boykottiert] werden sollte. Genauer hat er sich mit dem Veranstaltungsort
       aber auch nicht auseinandergesetzt. Der Name passt ja erst mal gut zum
       heutigen Redner. Und schaut man sich deren Vortragsankündigungen an, lässt
       sich erkennen, dass Vosgerau sich gut in die Reihe der Redner*innen
       einfügt.
       
       Stellt sich bloß noch die Frage: Warum protestiert hier kaum jemand? Ist
       die Berliner Linke etwa demomüde geworden? Kurz vor halb acht kommen zwei
       Frauen die Fasanenstraße herunterspaziert und schauen verunsichert auf die
       erleuchteten Fenster der Bibliothek und den nicht vorhandenen Gegenprotest.
       Kurz darauf gehen sie wieder. Die Einzigen, die hier draußen mit dem Abend
       zufrieden sein dürften, sind die versammelten Polizist*innen: Sie hatten
       einen friedlichen Abend – vielleicht zu friedlich.
       
       29 Feb 2024
       
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       ## AUTOREN
       
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