URI: 
       # taz.de -- Misthaufen auf der Straße: Fünf Verletzte bei Bauernprotest
       
       > Drei Autos fahren im Dunkeln in Misthaufen auf einer Bundesstraße in
       > Brandenburg. Die Polizei schafft es stundenlang nicht, Traktoren zu
       > entfernen.
       
   IMG Bild: Ein schwer beschädigtes Auto auf der Bundesstraße 5, nachdem protestierende Bauern Mist auf der Fahrbahn verteilt hatten
       
       Berlin taz | Bei [1][Bauernprotesten] gegen die Ampelkoalition sind nun
       auch Unbeteiligte verletzt worden. Nach einer Aktion auf einer Bundesstraße
       in Brandenburg mussten in der Nacht zu Montag fünf Autoinsassen ins
       Krankenhaus. „Durch bislang unbekannte Personen wurde Mist auf den
       Fahrbahnen der B5 in Fahrtrichtung Nauen abgeladen“, teilte die Polizei
       mit. Drei Autos fuhren einer Sprecherin der Behörde zufolge im Dunkeln
       gegen Misthaufen. Rettungskräfte hätten die Verletzten ins Krankenhaus
       gefahren.
       
       Aufnahmen etwa des Fernsehsenders [2][RTL] zeigen schwer beschädigte Autos,
       teils mit geöffneten Airbags. Auf einer Einstellung war ein Galgen mit
       einer Ampel neben der Parole „Es reicht“ zu sehen. Auf der Fahrbahn lagen
       demnach auch Bäume. Ein namentlich genannter Landwirt sagte in die Kamera:
       „Diese Hampelregierung ist immer noch da … Wir sind gekommen, um zu
       bleiben.“ Eine Autofahrerin schimpfte: „Drei Stundenkilometer mehr und ich
       hätte mich 100 pro überschlagen.“
       
       Auch zwölf Stunden nach Beginn der Blockade am Sonntag gegen 21.30 Uhr
       versperrten laut Polizei Traktoren mehrere Spuren der Bundesstraße,
       Richtung Berlin war sie komplett unpassierbar. Die Fahrer der Traktoren
       würden sich nicht zu erkennen geben und nicht ans Steuer setzen, sagte die
       Behördensprecherin. Und: „Es ist ja nicht alltäglich, dass solche Fahrzeuge
       abgeschleppt werden.“ Das gestalte sich schwierig. Erst gegen Montagmittag
       berichtete die Polizei, dass ein Abschleppfahrzeug vor Ort sei.
       
       Die Polizei habe Anzeigen wegen gefährlichen Eingriffs in den
       Straßenverkehr aufgenommen und ermittle auch wegen weiterer möglicher
       Straftaten, ergänzte die Behörde. Die Demonstration sei nicht angemeldet
       gewesen. In sozialen Netzwerken unterstützte unter anderem der Dresdner
       „Querdenker“ Marcus Fuchs die Aktion. Noch vor Beginn postete er eine
       Ankündigung und setzte dann alle paar Stunden Videos von der Blockade ab.
       
       Der Landesbauernverband Brandenburg verurteilte die Aktion. „Das, was jetzt
       passiert ist, darf nicht passieren. Hier wurden Grenzen überschritten“,
       teilte Verbandspräsident Henrik Wendorff mit. „Wir haben berechtigte
       Forderungen, für die wir uns mit Nachdruck auch auf der Straße eingesetzt
       haben. Doch wir stellten dafür einen Rahmen sicher, in dem niemand zu
       Schaden kam und keine Sachbeschädigungen stattfanden. Das heißt, wir melden
       unsere Veranstaltungen grundsätzlich mit Namen und Adresse an und
       übernehmen für diese auch Verantwortung.“
       
       Die kleine, aber besonders radikal auftretende Organisation „Freie Bauern“
       erklärte auf taz-Anfrage, sie sei nicht beteiligt gewesen an der Aktion.
       Auf die Frage, ob sich der Verband von der Blockade distanziert,
       verurteilte er diese nicht direkt, sondern verwies auf eine [3][frühere
       Pressemitteilung], wonach er für „nachdrückliche Protestaktionen unter
       Beachtung unserer Gesetze“ stehe.
       
       Die aktuellen Bauernproteste begannen im Dezember, nachdem die
       Ampelkoalition angekündigt hatte, Subventionen für Diesel für
       Agrarfahrzeuge zu streichen. Diese Beihilfe wird als klimaschädlich
       kritisiert. Anlass für den Sparbeschluss war ein von CDU und CSU erwirktes
       Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Schuldenbremse. Daraufhin musste
       die Koalition ein milliardenschweres Haushaltsloch schließen.
       
       4 Mar 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Bauernprotest/!t5985152
   DIR [2] https://www.rtl.de/cms/lebensgefaehrlicher-protest-bauern-blockieren-b5-bei-wustermark-autos-krachen-in-misthaufen-5079023.html?utm_term=rtl-aktuell&utm_campaign=post&utm_medium=echobox&utm_source=Facebook&fbclid=IwAR1RLbdVU42bY-s07zN04lgFdgybVx6l-i7gWuhOrQVbx9TD3nc5vEGRwUA#Echobox=1709542672
   DIR [3] https://www.freiebauern.de/index.php/8-mitteilungen/486-januar-2024-nachdruecklicher-protest-aber-keine-gewalt
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jost Maurin
       
       ## TAGS
       
   DIR Bauernprotest
   DIR Landwirtschaft
   DIR Brandenburg
   DIR Freie Bauern
   DIR Bauernprotest
   DIR Landwirtschaft
   DIR Rechtsextremismus
   DIR Bauernprotest
   DIR Landwirtschaft
   DIR Polizei
   DIR Landwirtschaft
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Aufweichen der Agrarvorgaben: EU lockert Umweltschutz
       
       Beim Treffen der EU-Agrarminister werden ökologische Vorgaben für die
       Landwirtschaft aufgeweicht. Bauern protestieren in Brüssel jedoch weiter.
       
   DIR Brandenburgs Agrarminister Axel Vogel: Grüner bei rechtsoffenen Bauern
       
       Brandenburgs Agrarminister kooperiert mit den Freien Bauern. Die Gruppe
       toleriert eine rechtsextreme Parole und Fahnen einer antisemitischen
       Bewegung.
       
   DIR Anhaltende Proteste der Landwirte: Warum sagt niemand „Bauern-RAF“?
       
       Politik und Medien nennen Klimaproteste gern „Terror“. Die Bauernproteste
       werden dagegen milder beurteilt. Dabei sind sie der Extremismus der Mitte.
       
   DIR Proteste in Warschau: Bauern wollen Polen lahmlegen
       
       Polnische Bauern sind mit der Polizei zusammengestoßen. Ein Protest vor dem
       Büro des Ministerpräsidenten war eskaliert.
       
   DIR Bundesregierung gibt Agrarlobby nach: Bauern dürfen auf Brache verzichten
       
       Die Bundesregierung beschließt, dass Landwirte 2024 keine Äcker der Natur
       überlassen müssen. Das schade der Artenvielfalt, sagen Umweltschützer.
       
   DIR GdP-Chef über Bauernproteste: „Ein Angriff auf die Demokratie“
       
       Traktoren auf Protesten sind gefährlich. Nach der Eskalation in Brüssel
       fordert Jochen Kopelke, Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei, ein
       Verbot.
       
   DIR Schreibtischarbeit bei Landwirten: Özdemirs Bürokratieproblem
       
       Bauern verbrächten ein Viertel ihrer Zeit mit Schreibtischarbeit, sagt der
       Agrarminister. Aber die Angabe basiert auf Schätzungen von nur zehn Höfen.