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       # taz.de -- Malediven verprellen Indien: Chinas Militär taucht in Malé auf
       
       > Die neue Regierung in Malé schließt ein Militärabkommen mit Peking und
       > weist Indiens Soldaten aus. Delhi baut seine Marine auf den
       > Lakshadweep-Inseln aus.
       
   IMG Bild: Mohamed Muizzu, Präsident der Malediven, beim Treffen mit Chinas Premier Li Qiang in Peking am 11. Januar
       
       Mumbai taz | Die neue Regierung der Malediven macht mit ihrer „Indien
       raus“-Kampagne Ernst. Präsident [1][Mohamed Muizzu] forderte Indien schon
       vor Wochen auf, seine rund 80 Soldat:innen bis zum 10. Mai vom
       Inselstaat abzuziehen. Doch jetzt wurde bekannt, dass seine Regierung mit
       Peking ein Abkommen zur militärischen Unterstützung schloss. Das soll die
       Lücke, die Indien hinterlässt, füllen. Bisher betreiben Indiens
       Militärkräfte auf den Malediven Flugzeuge für humanitäre Einsätze.
       
       China nutzt die Stimmungsmache gegen Delhi aus dem Muizzu-Lager, um seine
       eigene Präsenz in Südasien auszubauen. Chinas Außenamtssprecherin Mao Ning
       sagte laut dem Parteiblatt Global Times, Peking sei „bestrebt, eine
       umfassende strategische Kooperationspartnerschaft mit den Malediven
       aufzubauen“.
       
       Traditionell war Indien wegen seiner kulturellen und geografischen Nähe
       Malés Partner. Da die Malediven nicht weit vom indischen Festland entfernt
       sind, stellt die Partnerschaft mit China für Delhi ein Sicherheitsrisiko
       dar. Auch an Indiens nördlicher Grenze zu Tibet gibt es Spannungen zwischen
       den beiden großen asiatischen Atommächten.
       
       Die Absprachen des Malediven-Pakts, die eine „Bereitstellung kostenloser
       Militärhilfe durch China“ für die Malediven umfassen, um „stärkere
       bilaterale Beziehungen zu fördern“, dürften bei [2][Muizzus China-Besuch im
       Januar] getroffen worden sein.
       
       ## China ist der größte Gläubiger der Malediven
       
       Der 45-Jährige ist wie schon sein Mentor, Ex-Präsident Abdulla Yameen, gut
       in Ostasien vernetzt. In Yameens Regierungszeit war die Verbindung mit der
       Volksrepublik vertieft worden. Inzwischen ist der Inselstaat in China
       verschuldet, das heute sein größter externer Gläubiger ist. Laut
       Internationalem Währungsfonds hat Malé dort umgerechnet 1,3 Milliarden
       US-Dollar Schulden.
       
       Erst kürzlich machte das chinesische Forschungsschiff „Xiang Yang Hong 03“
       Schlagzeilen, als es die Malediven anlief und dabei kurzzeitig vom Radar
       verschwand. Offiziell hieß es, das Schiff lege nur zum Crewwechsel und
       Vorrätebunkern an. Dies hatte Sri Lanka zuvor verweigert.
       
       Die oppositionelle maledivische Ex-Verteidigungsministerin Mariya Didi
       [3][kritisiert Muizzus Außenpolitik]: „Die Malediven müssen darüber
       nachdenken, ob China wirklich die Last schultern kann, die Indien für uns
       trägt.“ Indien habe die Souveränität des Landes nicht bedroht.
       
       Muizzu hatte hingegen gesagt, die geringe Größe des Archipels sei kein
       Freibrief für Schikanen. Damit zielte er auf Indien. Dessen Außenminister
       Subrahmanyam Jaishankar sagte in einem Interview, dass „große Tyrannen“
       keine 4,5 Milliarden Dollar für Nachbarn in Schwierigkeiten bereitstellen
       würden, wie Indien es in der Coronapandemie getan hat.
       
       ## Delhi baut Marinestützpunkt auf eigener Inselgruppe aus
       
       Delhi wird wegen der Spannungen mit Malé am Mittwoch einen Marinestützpunkt
       auf der Insel Minicoy einweihen, der südlichsten der
       [4][Lakshadweep-Inseln] 130 Kilometer von den Malediven entfernt. In
       Lakshadweep befinden sich dann schon zwei indische Marinebasen.
       
       Damit sollen die Kapazitäten der indischen Marine in der Region gestärkt
       werden und der Bekämpfung von Piraterie und Drogenhandel dienen und die
       Anbindung zum Festland stärken, heißt es in einer [5][Erklärung der
       Marine].
       
       Sowohl Neu-Delhi als auch Peking ringen um Einfluss in der Region. Diesmal
       hat Indien das Nachsehen.
       
       6 Mar 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Stichwahl-in-den-Malediven/!5964212
   DIR [2] https://www.thehindu.com/news/international/maldives-china-sign-20-agreements-after-muizzu-xi-meeting-amid-diplomatic-row-with-india/article67728474.ece
   DIR [3] https://www.livemint.com/news/maldives-ex-minister-calls-president-mohamed-muizzu-immature-he-is-slowly-realising-11708920944653.html
   DIR [4] /Unmut-auf-indischer-Inselgruppe/!5775274
   DIR [5] ttps://indiannavy.nic.in/content/indian-navy-enhance-its-operational-capability-commissioning-ins-jatayu-minicoy-island
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Natalie Mayroth
       
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