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       # taz.de -- Berlinale-Film über Escobar-Nilpferd: Nilpferd-Philosophie
       
       > Der dominikanische Regisseur Nelson Carlos De Los Santos Arias widmet
       > einem der Pablo-Escobar-Nilpferde einen Film: „Pepe“.
       
   IMG Bild: Das ist Pepe – seine Eltern wurden von Pablo Escobar persönlich nach Kolumbien verschleppt
       
       Es grunzt. Die Leinwand bleibt schwarz. „Weiß jemand, wie sich Nilpferde
       anhören?“, fragt eine Stimme auf Spanisch über Funk. Dann wechselt das Bild
       von Schwarz in einen dunklen Wohnraum. Auf einem Fernsehbildschirm läuft
       eine Kindersendung, in ihr ein sprechendes Nilpferd.
       
       Erneuter Wechsel: Das Programm zeigt jetzt eine Nachrichtensendung. Da
       liegt ein Mensch auf einer Trage, bedeckt, sodass man ihn nicht erkennt.
       Doch die Nachricht vom Tode Pablo Escobars hat sich schon verbreitet, eine
       Interviewte ist selig. Denn der berühmteste Drogenboss der Welt verbreitete
       jahrelang Angst und Schrecken in seinem Heimat- und Wirkungsland Kolumbien.
       Darüber hinaus [1][hielt er auf seiner Hacienda Nápoles Nilpferde]. Vier an
       der Zahl, die er aus ihrer Heimat in Südwestafrika verschleppen ließ und
       die seit seinem Tod frei leben, sich unaufhaltsam vermehren und als
       invasive Art bejagt werden.
       
       Einem von ihnen widmet der dominikanische Regisseur Nelson Carlos De Los
       Santos Arias einen Film, der keinem Genre so recht zuzurechnen scheint.
       Aufnahmen wie aus einer Tierdokumentation, Bildcollagen aus eingangs
       beschriebenem Material und Spielfilmsequenzen, deren Sinnhaftigkeit nicht
       immer deutlich wird, vereint De Los Santos Arias in seinem
       Berlinale-Wettbewerbsbeitrag „Pepe“.
       
       Pepe ist eines der inzwischen über 160 Nilpferde, die sich über ein weites
       Gebiet in Kolumbiens Regenwald verbreitet haben und dort einheimischen
       Tierarten wie Menschen das Leben erschweren. So süß und knuffig die etwa
       drei Tonnen schweren Tiere aussehen; sie verteidigen ihr Revier mitunter
       aggressiv und haben – vor allem in Südamerika – keine natürlichen Feinde.
       
       ## Nilpferdstimme zwischen Spanisch, Afrikaans und Mbukushu
       
       De Los Santos Arias lässt Pepe aus seinem Leben erzählen, dessen Eltern
       zwei der von Escobar eingeschleppten Tiere waren und deren Weg er
       nachzeichnet. Kehlig tief, von Grunzern unterbrochen ist diese
       Nilpferdstimme, die zwischen Spanisch, Afrikaans und Mbukushu wechselt. In
       der Erzählsprache ist Pepe genauso inkonsequent wie in dem, was er
       inhaltlich vermittelt. Er wechselt zwischen Biografischem und
       philosophischen Fragen zu Leben und Tod, lässt die Grenzen zwischen Traum
       und Wirklichkeit verschwimmen, was es streckenweise schwer macht, der
       Erzählung über zwei Stunden zu folgen.
       
       Bei einigen Sequenzen, die in Schwarzweiß die sonst traumhafte Farbwelt der
       Natur durchbrechen, bekommt man den Eindruck, dem Regisseur, der auch fürs
       Drehbuch verantwortlich ist, sei die eigene Kreativität etwas zu Kopf
       gestiegen. Lieber schaut man dann wieder den Flusspferden beim Planschen
       und bloßen Existieren zu.
       
       22 Feb 2024
       
       ## LINKS
       
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