# taz.de -- Krieg zwischen Israel und Hamas: Fortschritt bei Geiselverhandlungen
> Vermittler hoffen auf eine Einigung zwischen Israel und der Hamas.
> Zentrale Punkte sind noch ungelöst – etwa, ob die Waffenruhe dauerhaft
> anhalten soll.
IMG Bild: Proteste in Israel fordern: Die Politik müsse endlich mehr tun, um die Geiseln in Gaza freizubekommen
Jerusalem taz | Erstmals seit Wochen kommt Bewegung in die festgefahrenen
Verhandlungen zwischen der Hamas und Israel. Eine israelische Delegation
erhielt laut Medienberichten am Samstagabend grünes Licht vom
Kriegskabinett für weitere Verhandlungen in Katar in den kommenden Tagen.
Die Gespräche über eine Waffenruhe und die Freilassung der [1][noch immer
mehr als einhundert Geiseln in Gaza], die an diesem Wochenende zwischen
israelischen Vertretern sowie Vermittlern aus den USA, Ägypten und Katar in
Paris stattfanden, sollen Fortschritte gebracht haben.
Die Tageszeitung Israel Hayom berichtete über ein Rahmenabkommen, ähnlich
einem bereits vor mehreren Wochen in Paris erarbeiteten Vorschlag. Demnach
sei weiterhin ein dreistufiger Plan vorgesehen: Während einer ersten Phase
sollen rund 40 israelische Zivilisten freikommen. Im Gegenzug sei eine
sechswöchige Feuerpause, sowie die Freilassung einer unbekannten Zahl
palästinensischer Gefangener geplant. In zwei weiteren Phasen sollen dann
auch Soldaten und die Leichen toter Geiseln an Israel übergeben werden.
Die israelische Zeitung Ha’aretz zitierte aus Verhandlungskreisen, die
Gespräche in Paris seien „gut verlaufen und hätten deutliche Fortschritte
gebracht“. Die Verhandler würden darauf hoffen, dass die Hamas-Führung die
Rahmenbedingungen akzeptiere. Laut einem ausländischen Diplomaten sei ein
Deal noch vor dem muslimischen Fastenmonat Ramadan im März möglich. „Alle
Seiten zeigen sich flexibel“, zitierte das Blatt. Der Fortschritt sei nun
„in den Händen der Hamas“.
## In Katar soll auf einen Abschluss hingearbeitet werden
Bisher ist nicht bekannt, wie die wichtigsten Widersprüche aufgelöst werden
könnten. Israel bleibt bei seiner zentralen Forderung, im Anschluss an eine
Feuerpause weiterkämpfen zu wollen. Der nationale Sicherheitsberater des
israelischen Ministerpräsidenten [2][Benjamin Netanjahu], Tzachi Hanegbi,
erklärte am Samstag: „Eine Vereinbarung bedeutet nicht das Ende des
Krieges.“
Das jedoch ist kaum mit den Forderungen der Hamas in Einklang zu bringen.
Taher Al Nunu, ein enger Vertrauter von Hamas-Anführer Ismail Hanija, sagte
dem katarischen Sender Al Jazeera, Berichte über Optimismus mit Blick auf
einen Geiseldeal „spiegeln nicht die Realität wider“. Netanjahu weiche
zentralen Forderungen aus: ein Ende der Kämpfe, einen vollständigen Abzug
israelischer Truppen und eine Rückkehr der Vertriebenen in den Norden des
Küstenstreifens. Berichte, die Hamas sei davon abgerückt, bezeichnete er
als „israelische Propaganda“.
Dennoch soll in Katar in dieser Woche auf einen Abschluss eines Abkommens
hingearbeitet werden, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter
Berufung auf ägyptische Sicherheitskreise. Anschließend sollen Vertreter
beider Parteien nach Kairo reisen, um Details zur Umsetzung einer Einigung
abzustimmen.
Israel hält indes trotz internationaler Kritik an seinen Vorbereitungen
einer [3][Offensive] in der Stadt Rafah in Südgaza fest. Netanjahu kündigte
ein Kabinettstreffen zu Wochenbeginn an, um Pläne für eine Operation in der
Stadt sowie für deren Evakuierung zu besprechen. In Rafah haben rund 1,5
Millionen Menschen aus ganz Gaza Zuflucht gesucht.
## Aussichtslose humanitäre Lage in Gaza
Die [4][humanitäre Lage der Bevölkerung in Gaza] wird derweil immer
aussichtsloser. Zwei UN-Organisationen gaben bekannt, dass sie keine Hilfen
mehr in den Norden des Küstenstreifens bringen könnten. Konvois würden nach
der Einfahrt nach Gaza oft gewaltsam von hungernden Menschen gestoppt und
entladen.
Die Hilfsorganisation Save the Children sagte, die Menschen seien
gezwungen, „aus Verzweiflung Blätter zu essen“. Unicef warnte, dass
zahlreiche Kinder in Gaza bald an Unterernährung sterben könnten. Der
UN-Sonderbeauftragte für humanitäre Hilfe sagte vergangene Woche, es gebe
Verhandlungen mit Israel über die Öffnung eines Grenzübergangs für
humanitäre Hilfe in den Norden des Gazastreifens – bisher aber ohne
Ergebnis.
25 Feb 2024
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## AUTOREN
DIR Felix Wellisch
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