# taz.de -- Die Wochenvorschau für Berlin: Übungen in Verzicht, etwas versüßt
> Es ist Fastenzeit. Zur Ablenkung mag man einen Meteoriten schauen und
> abenteurliche Musik hören. Oder sich vielleicht doch etwas Schokolade
> gönnen.
IMG Bild: Ach, wie süß!
Es ist gerade die Zeit der Entsagung. Eine Zeit der Enthaltsamkeit, in der
auf wesentliche Dinge verzichtet wird. Die einen machen es bereits seit
einigen Wochen und noch hin bis Ostern. Für die anderen beginnt die Zeit
jetzt, diese Woche: der Ramadan.
Christen und Muslime kennen beide die Fastenzeit, die einen halten sich
eher weniger dran, die anderen mehr bei diesem Entsagen. Das mehr als eine
Unbequemlichkeit ist, schon eher eine Prüfung. Experimentell mag das, auf
ein wesentliches Ding im Alphabet wie das „e“ verzichtet, mit dem
Eingangssatz von hier dann so ausschauen: ’s ist g’rad di Zit dr ’ntsagung.
Das muss man auch erst einmal aushalten.
Auf manches aber hätte man gern verzichtet in der deutschen Geschichte. Die
berüchtigte Sportpalastrede von Joseph Goebbels etwa mit dem „Wollt ihr den
totalen Krieg?“, was damals, im Februar 1943, frenetisch bejahend bejubelt
wurde. Und ein Jahr später, im März 1944, starb im Ghetto Theresienstadt
der Komponist und Kapellmeister Siegfried Translateur.
Dessen Name ist gleichfalls eng mit dem Sportpalast verknüpft, mit den
Berliner Sechstagerennen, die in der 1973 abgerissenen Halle in Schöneberg
stattfanden. Dabei wurde immer der Sportpalastwalzer mit den markanten
Pfiffen gespielt. Geschrieben hat den – eigentlich unter dem Titel „Wiener
Praterleben“ – Translateur. Deportiert nach Theresienstadt wurde er als
„jüdischer Mischling“.
## Weltraumschrott in Schokoladentafelschwere
Zur Erinnerung an Siegfried Translateur wird heute am Montag um 15 Uhr auf
dem ehemaligen Vorplatz des Berliner Sportpalastes, Ecke Potsdamer
Straße/Pallassstraße, [1][das Klangkunstwerk „Ewiger Anklang“] in
Anwesenheit der Künstlerin Chelsea Leventhal feierlich eingeweiht.
Und die Angst. Gehört ja zum Leben dazu und kann man eigentlich vor allem
haben, vor Spinnen, vor dem Untergang des Abendlandes – oder davor, dass
einem der Himmel auf den Kopf fällt. Und der Himmel kann tatsächlich
fallen. Wenigstens in Teilstücken, bei den Mengen, die da oben
herumfliegen. Sehr viel Menschengemachtes und noch viel mehr Dinge
kosmischen Ursprungs. Manchmal kommt Bruchwerk davon runter.
Im Januar dieses Jahres passierte es in Brandenburg in der Nähe von Ribbeck
(das sonst vor allem Fontane mit seiner birnenreichen Ballade „Herr von
Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“ bekannt gemacht hat). Bruchstücke dieses
Meteoriten, zu Teilen immerhin schokoladentafelschwer, sind nun ab Dienstag
für einige Wochen im Mineraliensaal des [2][Museums für Naturkunde] in der
Invalidenstraße ausgetellt.
## Verlockende Rippchen
Und abenteuerliches Hören: dafür hat man ab Freitag die MaerzMusik, das
[3][Neue-Musik-Festival der Berliner Festspiele], das sich über die letzten
Jahre beim Experimentieren doch breiter, vielfältiger aufgestellt hat.
Und ein paar Rippchen, wenn man gar nicht entsagen will. Ach, wie süß: das
[4][Berlin Chocolate Festival] am Samstag und Sonntag im Arena Market
(Eichenstraße 4a, neben der Arena). An Schokolade und Kakao wird da nicht
gespart.
Aber man kann ja auch nur einfach mal gucken.
11 Mar 2024
## LINKS
DIR [1] https://www.berlin.de/ba-tempelhof-schoeneberg/aktuelles/pressemitteilungen/2023/pressemitteilung.1396130.php
DIR [2] https://www.museumfuernaturkunde.berlin/de
DIR [3] https://www.berlinerfestspiele.de/maerzmusik
DIR [4] https://www.berlin.de/restaurants/food-events/8701164-5146458-berlin-chocolate-festival.html
## AUTOREN
DIR Thomas Mauch
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- und pfeifen den Sportpalastwalzer.