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       # taz.de -- Ungarn stimmt Schwedens Nato-Beitritt zu: Orbán gibt die Blockade auf
       
       > Nach knapp einjährigem Stillstand gibt Ungarn grünes Licht für Schwedens
       > NATO-Beitritt. Offenbar wurde der internationale Druck zu groß.
       
   IMG Bild: Viktor Orbán (r.) stimmt über die schwedischen NATO-Mitgliedschaft ab
       
       Wien taz | Das ungarische Parlament hat Montagnachmittag dem NATO-Beitritt
       Schwedens zugestimmt. Dem voraus ging der späte Sinneswandel von Premier
       Viktor Orbán, der letzten Freitag das Ende seiner langen [1][Blockade]
       bekanntgab. Dank der parlamentarischen Zweidrittelmehrheit seiner Partei
       Fidesz war die Zustimmung am Montag nur mehr Formsache.
       
       Nun fehlt nur noch die Unterschrift des Staatsoberhauptes, die aufgrund des
       [2][Rücktritts der Präsidentin] Katalin Novák wohl Parlamentspräsident
       Laszlo Köver vornehmen wird. Wohl im März wird Schweden als 32. NATO-Staat
       willkommen geheißen.
       
       Schweden hatte die Mitgliedschaft infolge des russischen Angriffskriegs
       gegen die Ukraine im Mai 2022 beantragt. Schweden wurde im Jahr 1812 nach
       unzähligen Kriegen, unter anderem gegen Russland, neutral. Und blieb es bis
       heute. Finnland, dessen Neutralität im Kalten Krieg eher von Russland
       aufgezwungen als selbstgewählt war, beantragte ebenfalls im Mai 2022 die
       NATO-Aufnahme. [3][Im April 2023 wurde Finnland Mitglied].
       
       Im Fall Schwedens dauerte es länger, da die Türkei und wenig später Ungarn
       eine Blockade einlegten. Umso größer nun die Erleichterung in Stockholm.
       Von einem „historischen Tag“ sprach Schwedens Ministerpräsident Ulf
       Kristersson Kristofferson am Montag. Bereits letzte Woche war er nach
       Budapest gekommen, um die Einigung zu präsentieren. Die Einladung kam vom
       ungarischen Premier zurück, demzufolge man im bilateralen Austausch noch
       „Hürden“ zu klären hatte.
       
       ## Der internationale Druck auf Ungarn wurde immer größer
       
       Inhaltlich habe es von Anfang an keine wirklichen Schwierigkeiten oder
       Bedingungen gegeben, sagt hingegen Rudolf Berkes, Politikexperte beim
       ungarischen Thinktank Political Capital. Vielmehr sei der internationale
       Druck auf Ungarn zuletzt deutlich angestiegen, insbesondere seitdem die
       Türkei im Dezember [4][ihre Blockade gegen einen NATO-Beitritt beendete].
       Zuletzt kamen auch innenpolitische Turbulenzen für Orbán dazu.
       
       Beispielhaft für den internationalen Druck stehe eine parteiübergreifende
       Delegation von US-Senatoren, die erst letzte Woche in Budapest war.
       Hauptzweck war eine Ursachenforschung zur Frage, warum Ungarn so lange
       blockiere. Die ungarische Regierung boykottierte die Senatoren jedoch,
       sprach keinerlei Einladungen aus. Sie konnten am Ende nur Vertreter der
       Zivilgesellschaft treffen. „Ein nie dagewesener Affront“, sagt Berkes. Und
       eben Ausdruck der Verstimmungen.
       
       Dass Orbán nun doch endlich einlenkte, sei ausschließlich politisch
       motiviert gewesen beziehungsweise notwendig geworden, sagt Berkes. Zwar gab
       Orbán nun bekannt, zusätzlich zu den 14 bestehenden vier weitere
       Gripen-Kampfjets aus Schweden zu bekommen. Experte Berkes zufolge sei
       dieser Kauf aber schon länger Thema gewesen als die NATO-Debatte. Um sie
       kaufen zu können, hätte Ungarn also nicht Schweden erpressen müssen.
       
       „Auch die Einladung des schwedischen Ministerpräsidenten Kristersson diente
       Orbán nur dazu, sein Gesicht zu wahren“, sagt Berkes. „So kann er auf
       produktive Gespräche verweisen, die aber nur kaschieren sollen, dass Ungarn
       von Anfang an keinen wirklichen Grund für die Blockade hatte.“
       
       Vielmehr habe Orbán ursprünglich Pluspunkte bei Erdoğan sammeln wollen,
       indem er dessen anfängliches Veto mittrug. Zuletzt aber war die ungarische
       Regierung schlicht nicht auf die türkische Zustimmung Ende Dezember
       vorbereitet gewesen, sagt Berkes. Und musste nun eben nachziehen.
       
       26 Feb 2024
       
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