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       # taz.de -- Debatte um Bodentruppen und Taurus: Kritik an Scholz und Macron
       
       > Frankreichs Präsident und der deutsche Kanzler sind in der
       > Ukraine-Politik zuletzt uneins. Der Grüne Anton Hofreiter wirft beiden
       > „Fahrlässigkeit“ vor.
       
   IMG Bild: Anhaltender Streit um Taurus: Hier ein deutscher Tornado-Jet mit dem Marschflugkörper
       
       Berlin dpa | In der Debatte um die weitere Unterstützung der Ukraine hat
       der Grünen-Politiker Anton Hofreiter Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und
       dem [1][französischen Präsidenten Emmanuel Macron] Fahrlässigkeit
       vorgeworfen. Das Verhältnis zwischen den beiden sei „offensichtlich
       zutiefst zerrüttet“, sagte Hofreiter am Dienstagabend im ZDF-„heute
       journal“. Das sei „ein Riesenproblem für unsere Sicherheit“ und für die
       Europäische Union.
       
       Beide Politiker handelten unverantwortlich – „Macron mit seinem
       [2][fahrlässigen Gerede über die Bodentruppen], das verunsichert die
       Bevölkerung, und Scholz mit seiner völlig unverantwortlichen Begründung für
       die Taurus-Absage“, kritisierte Hofreiter.
       
       Macron hatte am Montag das Entsenden westlicher Bodentruppen in die Ukraine
       thematisiert. „Es gibt heute keinen Konsens darüber, offiziell Bodentruppen
       zu entsenden“, sagte er nach einer Ukraine-Hilfskonferenz in Paris. „Aber
       in der Dynamik darf nichts ausgeschlossen werden. Wir werden alles tun, was
       nötig ist, damit Russland diesen Krieg nicht gewinnen kann.“ Andere
       westliche Staaten reagierten mit heftiger Ablehnung. Auch Scholz [3][wies
       den Vorstoß umgehend zurück.]
       
       Der Bundeskanzler hatte ebenfalls am Montag erneut die Lieferung von
       Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine abgelehnt und seine Weigerung mit
       dem Risiko einer Verwicklung Deutschlands in den Krieg begründet. „Deutsche
       Soldaten dürfen an keiner Stelle und an keinem Ort mit den Zielen, die
       dieses System erreicht, verknüpft sein. Auch nicht in Deutschland“, sagte
       er bei einer Chefredaktionskonferenz der Deutschen Presse-Agentur. Aus
       seiner Sicht wäre der Einsatz von Taurus nur unter Beteiligung von
       deutschem Personal möglich.
       
       Hofreiter nannte Scholz' Absage im ZDF „eine Geste der Schwäche gegenüber
       (dem russischen Präsidenten Wladimir) Putin, die ganz krass ist“. „Das ist
       ja direkt eine Einladung an Putin, weitere Länder anzugreifen, nach dem
       Motto: „Wir können nichts tun, wir sind eh schwach.“ Er erwarte von Macron
       und Scholz, „dass sie angesichts dieser schwierigen Lage ernsthaft vorgehen
       und sich einigen“. In der Auseinandersetzung mit Putin brauche man keine
       „kindischen Streitereien“, sondern Führungskraft. „Und die hat der Kanzler
       mal wieder nicht gezeigt mit seiner Entscheidung, Nein zu Taurus zu sagen.“
       Scholz' Aussage, für den Einsatz seien Bundeswehrsoldaten nötig, nannte der
       Grünen-Politiker „offensichtlich falsch“.
       
       ## Kritik auch aus der Union
       
       Auch der Präsident des Reservistenverbandes der Bundeswehr, Patrick
       Sensburg, hält Scholz' Begründung für nicht haltbar. „Ich sehe nicht, warum
       man mit Taurus-Marschflugkörpern deutsche Soldaten in die Ukraine schicken
       muss“, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Mittwoch). „Die
       Ausbildung und alles andere könnte man auch außerhalb der Ukraine leisten.
       Die Ukrainer sind sehr gut und fähig darin, neue Waffensysteme zu lernen.“
       
       Bayerns Ministerpräsident Markus Söder kritisierte die Uneinigkeit
       innerhalb der Ampel-Koalition über die Lieferung des Waffensystems. „Die
       Sache gibt international ein katastrophales Bild ab, wenn die Hälfte der
       Bundesregierung liefern möchte und der Bundeskanzler sagt Nein“, sagte der
       CSU-Politiker der Augsburger Allgemeinen. Es ergebe keinen Sinn, öffentlich
       die Lieferung einer bestimmten Waffe auszuschließen, wenn der Westen die
       Ukraine militärisch möglichst stark unterstützen wolle. „Die Taurus ist
       keine Atombombe“, sagte Söder.
       
       Bundesjustizminister Marco Buschmann deutete einen möglichen Mittelweg im
       Umgang mit Taurus-Lieferungen an. Er erkenne eine Brücke in dem, was
       Bundeskanzler Scholz gesagt habe, sagte der FDP-Politiker am Dienstagabend
       in der ARD-Sendung „Maischberger“. Ein Weg könne vielleicht sein, „dass wir
       ukrainische Soldaten ausbilden, um mit diesem Waffensystem umgehen zu
       können, ohne dass es des Einsatzes deutscher Soldaten bedarf“.
       
       28 Feb 2024
       
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