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       # taz.de -- Graphic Novel „Die Diebin“: Töchter mit Geheimnissen
       
       > Die Romantic Comedy lebt: Die französische Zeichnerin Lucie Bryon erzählt
       > in der Graphic Novel „Die Diebin“ von jungen Frauen und
       > Klassengegensätzen.
       
   IMG Bild: Ausschnitt aus der Graphic Novel „Die Diebin“ der französische Zeichnerin Lucie Bryon
       
       Boy meets girl: Auf dieser schlichten Zauberformel beruht das Genre der
       Romantic Comedy. Zwei treffen einander, verlieben sich, alles ist super und
       lustig, dann gibt’s, kurz vor Schluss, eine Krise, aber das Happy End ist
       unvermeidlich. Das alles überwölbende Ideal ist die monogame Liebesehe, und
       dass das Liebespaar weiß und strikt hetero ist, versteht sich von selbst.
       
       So hat es im Kino lange funktioniert – [1][heute jedoch, im Zeichen von
       Diversity und #MeToo, nicht mehr so recht]. Dass die RomCom dennoch nicht
       tot ist, sondern unter veränderten kulturellen Voraussetzungen durchaus
       ihren Charme bewahren kann, zeigt sich in „Die Diebin“, der sehr
       unterhaltsamen Graphic Novel der französischen Zeichnerin Lucie Bryon.
       
       Ella steht kurz vor dem Abitur. Sie ist über beide Ohren in ihre
       Mitschülerin Madeleine verliebt. Auf einer Party in einem großen Privathaus
       gelingt es ihr endlich, über das stumme Anhimmeln aus der Ferne hinweg zu
       kommen und einen ersten, flüchtigen Kontakt zu knüpfen. Leider betrinkt
       Ella sich danach hemmungslos und klaut im Vollrausch einige wertvolle
       Gegenstände aus einem Zimmer, in das sie auf der vergeblichen Suche nach
       einem WC geraten ist.
       
       ## Lucie Bryon ist vom Manga beeinflusst
       
       Am nächsten Morgen klingelt Madelaine bei der verkaterten Ella. Wie sich
       schnell herausstellt, erwidert diese ihre Zuneigung. Alles könnte bestens
       sein, allerdings muss Ella erfahren, dass das vornehme Anwesen, in dem die
       Party stattgefunden hat, Madeleines Elternhaus ist. Die entwendeten Sachen
       stammen somit aus Madeleines Zimmer. Was soll Ella nun tun? Soll sie
       gestehen, dass sie etwas Unrechtes getan hat, und damit ihre Liebe
       gefährden? Aber auch Madeleine, die höhere Tochter, hat, wie sich zeigt,
       Geheimnisse, die sie sorgfältig zu verbergen sucht.
       
       Die Handlung in „Die Diebin“ wartet mit mehreren unerwarteten Wendungen
       auf, die allerdings nicht nur dazu dienen, die Spannung zu erhöhen, sondern
       auch die Figuren komplexer zu gestalten. Was deren zeichnerische
       Darstellung betrifft, besonders in Bezug auf Gesichtszüge und Mimik, ist
       Lucie Bryon stark vom Manga beeinflusst. Vorgänge im Innern verbildlicht
       sie gerne als visuelle Metaphern: So zeigt sie etwa die von ihren Gefühlen
       für Madelaine überschwemmte Ella in einer großen Welle treibend, die an die
       Woge des Hokusai erinnert.
       
       Ein wenig geht es in „Die Diebin“ auch um Mobbing und Klassengegensätze und
       darum, wie wichtig Aufrichtigkeit und Vertrauen in einer Beziehung sind –
       primär ist dieser Comic aber die schwungvolle „Feelgood-Romanze“. als die
       er auf dem Backcover beworben wird.
       
       12 Mar 2024
       
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