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       # taz.de -- Nigers Bruch mit dem Westen: Ende der alten Allianzen
       
       > Die Zeit des Blockdenkens ist in Afrika vorbei: Die meisten Staaten
       > wollen sich geopolitisch nicht vereinnahmen lassen.
       
   IMG Bild: Die Putschisten in Niger wollen nichts mehr mit dem Westen zu tun haben, Archivbild vom Sommer 2023
       
       Amis raus, Russen rein: So lautet offenbar die Devise der Militärherrscher
       in Niger. Eine Überraschung [1][ist die Kündigung der militärischen
       Zusammenarbeit zwischen Niger und den USA nicht]. Alle anderen westlichen
       Militärmissionen in dem Sahelstaat wurden bereits beendet, ebenso in den
       Nachbarländern Mali und Burkina Faso. Die Generäle in Bamako,
       Ouagadougou und Niamey formieren eine neue antiwestliche Achse, in der
       das ebenso antiwestliche Moskau ein willkommener Partner ist.
       
       Ob die Militärjuntas der Sahelstaaten und ihre Unterstützer wirklich
       begeisterte Anhänger des Putin-Regimes sind, steht allerdings auf einem
       anderen Blatt. Die Zeit des Blockdenkens ist in Afrika schon lange vorbei.
       Man löst sich nicht von einer Abhängigkeit, um die nächste einzugehen.
       Fragt man tonangebende Politiker in Afrika, ob sie prowestlich oder
       prochinesisch oder prorussisch oder was auch immer sind, lautet die Antwort
       fast immer sinngemäß: Nichts – wir sind proafrikanisch.
       
       Auf die eigenen Interessen setzen und sich möglichst wenig geopolitisch
       vereinnahmen lassen, ist für die meisten Staaten Afrikas, die im globalen
       Vergleich besonders schwach sind, die einzige realistische
       Überlebensmethode im Zeitalter der neuen geopolitischen Konfrontation, die
       die regelbasierte Weltordnung abgelöst hat. Allianzen gibt es nur noch auf
       Zeit, und nur solange der eigene Vorteil gewahrt bleibt. Wie so oft sind
       politische Veränderungen in Afrika auch in diesem Bereich ein Seismograf
       größerer Erschütterungen im Weltmaßstab. Frühzeitig hat man erkannt, dass
       es nichts bringt, sich einer anderen Macht hundertprozentig anzuschließen.
       
       Das heißt nicht, dass es eine besonders gute Idee wäre, [2][russische
       Marodeure und Geschäftemacher als angeblich progressive Alternative zu
       ihren westlichen Gegenstücken willkommen] zu heißen. Das Gegenteil ist der
       Fall. Aber für Niger ebenso wie für die anderen Putschregierungen
       Westafrikas gilt: Das wissen sie schon selbst, und wenn nicht, werden sie
       es schnell herausfinden. Und daraus Konsequenzen ziehen.
       
       17 Mar 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.deutschlandfunk.de/niger-beendet-militaerabkommen-mit-den-usa-100.html
   DIR [2] /Deutscher-Ministerbesuch-in-Burkina-Faso/!5996793
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Dominic Johnson
       
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