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       # taz.de -- Niger beendet Zusammenarbeit mit USA: Militärjunta wirft Militär raus
       
       > Nigers Putschistenregime kündigt die militärische Zusammenarbeit mit den
       > USA auf. Das betrifft in erster Linie die große US-Drohnenbasis bei
       > Agadez.
       
   IMG Bild: „Willkommen in Agadez, Nigers bestgehütetes Geheimnis“: Einfahrt zum Logistiklager der US-Basis Agadez
       
       Berlin taz | Die USA müssen ihre wichtigste Militärbasis in Afrika
       aufgeben. Nigers Militärregierung hat „mit sofortiger Wirkung“ das Abkommen
       mit den USA zur militärischen Zusammenarbeit aus dem Jahr 2012
       aufgekündigt. Die US-Militärpräsenz sei „illegal“ und verletze „alle
       verfassungsmäßigen und demokratischen Regeln“, [1][erklärte am Samstagabend
       im Staatsfernsehen] ein Sprecher der nigrischen Militärregierung, die
       selbst im vergangenen Jahr durch einen verfassungswidrigen Militärputsch an
       die Macht kam.
       
       So müssen die USA voraussichtlich ihre Drohnenbasis in Agadez in der
       nigrischen Saharawüste aufgeben, wichtigster Standort der militärischen
       Überwachung des afrikanischen Kontinents durch die USA. Die „[2][Niger Air
       Base 201]“ außerhalb von Agadez entstand ab dem Jahr 2014 aufgrund einer
       Vereinbarung zwischen Nigers damaligem demokratisch gewählten Präsidenten
       Mahamadou Issoufou und der US-Regierung und wurde nach Investitionen von
       über 100 Millionen US-Dollar im Jahr 2019 fertiggestellt. Sie [3][ergänzte
       damals die bestehende „Air Base 101“] der US-Luftwaffe am Flughafen von
       Nigers Hauptstadt Niamey und beherbergte eine Flotte von Aufklärungs- und
       Kampfdrohnen, in diskreter Unterstützung der viel größeren französischen
       Antiterroroperationen in Mali.
       
       Niger hatte erst 2011 nach einer Zeit der Militärherrschaft zur Demokratie
       zurückgefunden. [4][Der neue Präsident Issoufou] regierte in einem
       unruhigen Umfeld, geprägt durch den Sturz des Gaddafi-Regimes im
       benachbarten Libyen und dem Zerfall Malis. Er setzte auf enge militärische
       Zusammenarbeit mit dem Westen – eine Strategie, die damals schon beim
       eigenen Militär auf Missfallen stieß. Insgesamt bis zu 1100 US-Soldaten
       wurden in Niamey und Agadez stationiert – die größte ausländische
       Militärmission in dem Sahelstaat, der außerdem mehrere EU-Missionen mit
       deutscher Beteiligung sowie französische Spezialkräfte beherbergte.
       
       Seit dem [5][Militärputsch vom Juli 2023] hat Niger sukzessive alle
       westlichen Militärkooperationen beendet und die jeweiligen Truppen
       ausgewiesen. Die USA blieben davon zunächst verschont. Sie setzten ihre
       militärische Zusammenarbeit aus, verringerten ihre Truppenstärke in Niger
       auf rund 650, zogen alle Soldaten in Agadez zusammen und beschränkten ihre
       Aktivitäten auf Selbstschutz. Die neuen Machthaber in Niamey ließen sie in
       Ruhe, und im Dezember erklärten die USA sich zu einer Wiederaufnahme der
       Zusammenarbeit bereit.
       
       Um darüber zu sprechen, reiste vergangene Woche eine hochrangige
       US-Delegation nach Niamey, geführt von Staatsministerin Molly Phee und dem
       Oberkommandierenden des US-Afrikakommandos Africom, General Michael
       Langley.
       
       Die Reise ging gründlich schief. Zweimal traf die US-Delegation
       Premierminister Ali Mahaman Lamine Zeine, aber der hat als Zivilist
       gegenüber der herrschenden Militärjunta CNSP (Nationalrat zur Rettung des
       Vaterlandes) nichts zu sagen. CNSP-Vorsitzender und Staatschef Abdourahmane
       Tchiani war für die US-Amerikaner nicht zu sprechen, obwohl sie extra einen
       Tag länger blieben.
       
       Niger hat inzwischen neue Freunde gefunden. Im Januar reiste
       Premierminister Lamine Zeine nach Moskau und vereinbarte eine
       „Intensivierung“ der militärischen Zusammenarbeit mit Russland, das bereits
       in Mali und Burkina Faso militärisch präsent ist – die drei Länder werden
       alle von antiwestlichen Generälen regiert. Unbestätigten Berichten zufolge
       sollen während des Aufenthalts der US-Delegation in Niamey russische
       Techniker eingereist sein, um die Geheimdienstzentrale zu modernisieren.
       
       17 Mar 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://twitter.com/NIGER_CNSP/status/1769109629470921108
   DIR [2] https://en.wikipedia.org/wiki/Niger_Air_Base_201
   DIR [3] https://www.airandspaceforces.com/article/the-air-force-in-africa/
   DIR [4] /Praesidentschaftswahl-in-Niger/!5124834
   DIR [5] /Putsch-in-Niger/!5946571
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Dominic Johnson
       
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