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       # taz.de -- Revolte der US-Amateursportler: Her mit dem Geld!
       
       > Studentensportler wollen stärker an den Erträgen der großen
       > March-Madness-Turniere beteiligt werden. Eine Gewerkschaft soll helfen.
       
   IMG Bild: March Madness: Basketballfans der Duke University gehen steil
       
       Für die US Profiligen ist der Monat März eher flau, Football ist vorbei,
       Baseball hat noch nicht angefangen, und Eishockey sowie Basketball sind
       weit von ihrer entscheidenden Phase entfernt. In die Lücke stößt seit jeher
       der College Sport mit einer Veranstaltung, die trefflich als „March
       Madness“ bezeichnet wird.
       
       Die Madness ist fürwahr eine Verrücktheit. Ganz Amerika begeistert sich
       einen Monat lang für Studentensport und entwickelt dabei einen Fanatismus,
       den man vom Profisport her nicht kennt. Die Verbindung ehemaliger Studenten
       zu ihrer Alma Mater ist stärker, als es die Anhängerschaft zu einem
       kommerziellen Sportunternehmen je sein könnte.
       
       Entsprechend groß sind die Umsätze. Die Studentensportvereinigung NCAA
       nimmt [1][allein durch das Basketballturnier], das Kernstück der March
       Madness, rund 1,1 Milliarden Dollar ein. Wenn man bedenkt, dass in der
       gesamten NBA Saison „nur“ 10 Milliarden verdient werden, ist das ein
       starkes Stück.
       
       Nun regt sich angesichts der Tatsache, dass die Unis das ganze Geld
       einstecken, während die Sportler strengen Amateurregelungen unterliegen,
       ein gewisser Unmut, der in letzter Zeit immer stärker wird. Zunächst gab im
       Jahr 2021 das Oberste Bundesgericht einer Klage von Studenten statt, die
       der NCAA Verletzungen der sogenannten Anti-Trust-Gesetze vorwarf. Das
       Urteil ermöglichte es den Sportlern in gewissem Umfang, mit ihrem Sport
       Geld zu verdienen, durch Werbeeinnahmen oder den Rechteverkauf für
       Videospiele.
       
       ## Recht auf Bezahlung
       
       Nun sind die Athleten im Kampf gegen ihre Ausbeutung noch einen Schritt
       weitergegangen. Sowohl in New Hampshire als auch in Kalifornien klagen
       studentische Basketball- und Footballspieler um ihr Recht, sich
       gewerkschaftlich organisieren zu dürfen. Beide Fälle liegen jetzt bei der
       Nationalen Kammer für Arbeitsrecht.
       
       Die Erlaubnis, eine Spielergewerkschaft zu gründen, würde das gesamte
       System des Collegesports auf den Kopf stellen. De facto wären die Athleten
       als Arbeitnehmer anerkannt und könnten somit ein Recht auf Bezahlung
       einfordern. Das würde endgültig die Professionalisierung des College-Sports
       bedeuten.
       
       Die NCAA versucht alles, um das zu verhindern. Der Verband will von den
       kartellrechtlichen Anti-Trust-Gesetzen ausgenommen werden. Gleichzeitig
       wird diskutiert, die Sportler zu besänftigen, indem man ihnen für die Zeit,
       in der sie für die Uni auf dem Spielfeld gestanden haben, Fonds anlegt.
       
       Bei dem arbeitnehmerfreundlichen Klima unter Joe Biden ist es
       wahrscheinlich, dass die Sportler Erfolg haben. Gewerkschaftliche
       Organisation liegt im traditionell arbeiterfeindlichen Amerika im Trend.
       Die Sportler kämpfen Seite an Seite mit den Angestellten von Starbucks,
       McDonald’s und Microsoft. Und gegen das Argument, dass sie einen Wert
       schaffen, von dem andere profitieren, lässt sich auch wenig sagen.
       
       ## Es käme zu Ringelreihen der Umverteilung
       
       Sollte der College-Sport zu einer weiteren Profiliga mutieren, entstünde
       für das gesamte US-Sportsystem ein Problem: Die ertragreichen
       Studentensportarten finanzieren weniger umsatzstarke Sparten mit, darunter
       olympische Kernsportarten wie Schwimmen und Leichtathletik.
       
       De facto wird [2][das US-Olympiateam], das kein Geld vom Staat erhält,
       durch die March Madness mitfinanziert. Gingen die Profite aus den
       Frühjahrsturnieren an die Athleten, müsste sich die Bundesregierung wohl
       überlegen, für die Olympioniken, die zu einem großen Teil an den
       Universitäten trainieren, einzuspringen. Es käme ein großes Ringelreihen
       der Umverteilung in Gang.
       
       19 Mar 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.ncaa.com/march-madness-live/bracket
   DIR [2] https://www.teamusa.com/athletes
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Sebastian Moll
       
       ## TAGS
       
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