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       # taz.de -- Legalisierung von Cannabis wackelt: Der lange Weg zur Tüte
       
       > Am Freitag könnte der Bundesrat den für Anfang April geplanten Start der
       > Cannabis-Teillegalisierung verzögern. Könnte das Gesetz am Ende ganz
       > scheitern?
       
   IMG Bild: Wird das noch was? Die Cannabis-Legalisierung kippelt
       
       Berlin taz | Die eine oder der andere sieht sich am 1. April schon das
       erste legale Tütchen drehen. Aber eine Hürde ist noch zu nehmen: An diesem
       Freitag entscheidet sich, ob das [1][im Bundestag bereits beschlossene
       Cannabis-Gesetz] wie geplant in Kraft tritt oder von den Ländern im
       Bundesrat gestoppt wird. Hinter den Kulissen wird bis zur Abstimmung selbst
       gerungen. Der Traum mancher Landespolitiker aus CDU und CSU, das Gesetz
       [2][noch ganz auszuhebeln], scheint aber unrealistisch.
       
       Das Cannabis-Gesetz soll [3][einen Paradigmenwechsel] einläuten. Ab dem 1.
       April sollen der Eigenanbau von bis zu 3 Hanfpflanzen sowie der begrenzte
       Besitz und Konsum legalisiert, ab 1. Juli auch nichtkommerzielle
       Anbauvereinigungen erlaubt werden. Mit der Teillegalisierung soll eine
       rückwirkende Amnestie für Fälle einhergehen, die nach dem neuen Gesetz
       nicht strafbar sind.
       
       Bevor das Gesetz tatsächlich in Kraft tritt, steht es allerdings noch auf
       der Tagesordnung des Bundesrats. Weil es sich nicht um ein
       Zustimmungsgesetz im Sinne des Grundgesetzes handelt, kann die Länderkammer
       höchstens Einspruch erheben. Davor müsste eine Mehrheit im Bundesrat für
       einen Vermittlungsausschuss stimmen.
       
       Bei der nun anstehenden Sitzung kommen zunächst die weitestgehenden Anträge
       zur Abstimmung, in denen gefordert wird, im Ausschuss über die Aufhebung
       oder Überarbeitung des ganzen Gesetzes zu sprechen. Absehbar gibt es dafür
       keine Mehrheit. Mehr Chancen hat eine Anrufung des Vermittlungsausschuss
       mit weniger weitgehenden Zielen, etwa der Verschiebung des Startbeginns. Im
       Vorfeld hatten parteiübergreifend Landespolitiker*innen kritisiert,
       dass das schnelle Inkrafttreten Justiz und Polizei überfordere.Sachsens
       Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) wittert darin offenbar eine
       Chance, das Gesetz ganz zu stoppen.
       
       ## Späte Zugeständnisse an die Länder
       
       „Mein Ziel ist es, dass dieses Gesetz niemals wieder aus dem
       Vermittlungsausschuss herauskommt“, schrieb er am Wochende auf einer
       Internetplattform. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) nahm die
       Vorlage auf und warnte: Wenn es zum Vermittlungsausschuss komme, werde die
       Union das Gesetz dort „mit Tricks“ stoppen. Die Befürchtung: CDU und CSU
       könnten die Beratungen so lange verschleppen, bis die Legislaturperiode
       vorbei ist.
       
       Einige Grüne und Sozialdemokrat*innen in den Ländern, die eigentlich
       Änderungen am Gesetz wollten, sind dadurch ins Grübeln geraten: Sollen sie
       die Legalisierung doch lieber mit Mankos durch den Bundesrat winken, statt
       das Projekt in Gänze zu gefährden? In Sachsen etwa gingen die
       mitregierenden Grünen und SPD umgehend auf Kontra zu Kretschmer und
       erklärten, dass sie eine Blockade nicht mittragen werden – Sachsen müsse
       sich im Bundesrat enthalten. In anderen Landesregierungen ringt man bis zum
       Schluss.
       
       In einer mehrseitigen Protokollerklärung hatte Gesundheitsminister
       Lauterbach zuletzt noch Zugeständnisse an die Länder gemacht – er will
       Großplantagen verhindern und mehr Geld für die Suchtprävention
       bereitstellen. Am Starttermin der Strafamnestie will der Minister aber
       festhalten. Ob die Erklärung ausreicht, um den Vermittlungsausschuss
       abzuwenden, ist also unklar.
       
       Aber auch wenn nicht, wäre das Vorhaben nicht automatisch tot. Hendrik
       Hoppenstedt (CDU), Vorsitzender des Vermittlungsausschusses, verweist
       darauf, dass die Regierungskoalition auch in dem Gremium eine Mehrheit hat.
       „Die Ampel könnte jederzeit ein ihr genehmes Ergebnis durchstimmen“, sagte
       er der taz.
       
       21 Mar 2024
       
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