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       # taz.de -- Konferenz der Integrationsminister*innen: Positiver Dreh für Migration
       
       > Die Integrationsminister*innen betonen die Chancen von
       > Zuwanderung. Dem Leitantrag will sich nur Bayern nicht anschließen.
       
   IMG Bild: Integrationskurs für Geflüchtete und Zugewanderte
       
       Berlin taz | Entgegen dem restriktiven Geist, der die deutsche
       Migrationspolitik derzeit dominiert, haben sich die
       Integrationsminister*innen der Länder am Donnerstag für einen
       positiven Blick auf Zuwanderung ausgesprochen. Sie forderten zum Ende ihrer
       zweitägigen Konferenz in Warnemünde vom Bund, Sprachkurse und
       Beratungsmöglichkeiten für Zugewanderte und Geflüchtete zu stärken.
       Deutschland müsse attraktiver für ausländische Fachkräfte werden und
       gleichzeitig das Potenzial derjenigen besser nutzen, die schon hier sind.
       
       Kein Wort dagegen von [1][„Obergrenze“], [2][„Bezahlkarte“] oder den
       anderen Begriffen, die die Debatte um Migration sonst dominieren. Der in
       Bayern zuständige Innenminister Joachim Herrmann (CSU) unterzeichnete die
       Erklärung als einziger nicht.
       
       Die aktuelle Vorsitzende der Ministerkonferenz, Stefanie Drese (SPD) aus
       Mecklenburg-Vorpommern, sagte, es „ärgere“ sie, wenn die Debatte um
       Migration auf negative Aspekte verengt werde. Sie betonte, dass Deutschland
       von gesellschaftlicher Diversität profitiere, und lobte die jüngste
       [3][Reform des Staatsbürgerschaftsrechts] durch die Ampel – forderte aber
       noch weitere Verbesserungen vor allem in der Verwaltung. Es müsse für
       Unternehmen noch „einfacher und schneller“ werden, Fachkräfte im Ausland
       anzuwerben.
       
       Mit Blick auf den von Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) ausgerufenen
       „Jobturbo“, nach dem vor allem Geflüchtete aus der Ukraine besonders
       schnell in Jobs vermittelt werden, sagte Drese, man dürfe die „Qualität der
       Arbeitsmarktintegration nicht völlig der Geschwindigkeit unterordnen“.
       
       ## Antiziganzismus als besonders großes Problem
       
       Josefine Paul (Grüne), Ministerin aus Nordrhein-Westfalen, forderte mehr
       Geld vom Bund und eine „Flexibilisierung von Sprachkursen“, etwa durch
       digitalen Unterricht oder Angebote, die auch Arbeitstätige wahrnehmen
       können. Sie forderte die Bundesregierung zudem auf, das veraltete deutsche
       Antidiskriminierungsrecht zu reformieren. „Zu viele Menschen in unserer
       Gesellschaft sind alltäglich von Diskriminierung, Hass und Hetze
       betroffen.“ Besonders dramatisch sei die Benachteiligung von Sinti*ze und
       Rom*nja. An der Konferenz hatten auch der Antiziganismusbeauftragte der
       Bundesregierung, Mehmet Daimagüler, und die
       Antidiskriminierungsbeauftragte, Reem Alabali-Radowan, teilgenommen.
       
       Die Abschlusserklärung der Integrationsministerkonferenz hat vor allem eine
       Signalwirkung. Ob die Minister*innen damit bei der Bundesregierung und
       den eigenen Landesregierungen durchdringen, scheint aber fraglich.
       
       Neben den wenigen Verbesserungen für reguläre Zuwanderer*innen hatte
       die Ampel zuletzt vor allem Verschärfungen für Geflüchtete beschlossen. So
       wird etwa ein Bezahlkarten-System eingeführt. Auf Druck der Länder wird
       auch geprüft, ob sich Asylverfahren gleich ganz in Drittstaaten auslagern
       lassen.
       
       21 Mar 2024
       
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