# taz.de -- Außenministerin besucht Balkan: Baerbock will Bosnien in EU führen
> Baerbock betont beim Treffen mit Amtskollege Konaković, wie wichtig
> Reformen sind. Die Region müsse sich zwischen Putin und der EU
> entscheiden.
IMG Bild: Annalena Baerbock und ihr Amtskollege Elmedin Konakovic beim Rundgang durch die Altstadt von Sarajevo am Dienstag
Sarajevo taz | Bosnien und Herzegowina befände sich an einer wichtigen
Wegkreuzung, sagte die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock am
Dienstag bei ihrem Besuch in Sarajevo. Berlin hat Bosnien und Herzegowina
endlich als geopolitisch gewichtige Region entdeckt. Der Präsident der
serbischen Teilentität von Bosnien und Herzegowina, Milorad Dodik, wurde
kürzlich in Moskau vom russischen Präsidenten Wladimir Putin empfangen und
mit einem Hohen Orden ausgezeichnet – das hat Berlin aufgeschreckt.
Baerbock bezeichnete den Wunsch Dodiks, den serbisch dominierten Landesteil
vom restlichen Bosnien und Herzegowina abzutrennen, [1][als
„sezessionistische Fantasien“].
Nicht nur Sarajevo, die gesamte Region müsse sich zwischen Putin und der EU
entscheiden, ist ihre Botschaft. Bei ihrem Besuch am Montag im Nachbarland
Montenegro könnte sie Zweifel bekommen haben am Willen der dort regierenden
Kräfte, sich klar für den Westen zu entscheiden. Dass die montenegrinische
Führung sich stark an Serbien orientiert und die dort vorherrschende
[2][Schaukelpolitik] zwischen Russland und der EU kopiert, stimmt viele
Beobachter nicht gerade hoffnungsvoll. Obwohl Montenegro schon seit
Jahrzehnten mit der EU über die Aufnahme in die Staatengemeinschaft
verhandelt, ist das Land dabei kaum entscheidend vorangekommen.
In Sarajevo scheint eine Entscheidung für die EU hingegen gefallen zu sein.
Zumindest ließ dies der bosnische Außenminister Elmedin Konakovič bei der
gemeinsamen Pressekonferenz mit seiner Amtskollegin Baerbock erkennen.
Konakovič betonte: Ziel seines Landes sei die EU-Mitgliedschaft. Baerbock
bekräftigte: „Wir wollen gemeinsam alles daran setzen, dass wir diesen Weg
in die Europäische Union gemeinsam gehen.“ Die EU-Kommission werde „sehr,
sehr zeitnah“ ihren nächsten Fortschrittsbericht zu Bosnien hin zur
Eröffnung von Beitrittsverhandlungen vorlegen. Ein Voranschreiten des
Beitrittspfads sei aber nur möglich, „wenn Reformmeter für Reformmeter
konsequent und zügig zurückgelegt werden“.
Aber dafür gibt es nach wie vor einige Hindernisse. Denn Bosnien und
Herzegowina ist ein politisch geteiltes Land, und die Oberhäupter der
[3][serbischen Teilrepublik unter Dodik] sowie die
kroatisch-herzegowinischen Nationalisten unter Dragan Čović stimmen den
nötigen Schritten nur zögerlich oder gar nicht zu. Es ist wohl kein Zufall,
dass sich Čović und Dodik einen Tag vor Baerbocks Besuch im
herzegowinischen Mostar trafen und ihre Gemeinsamkeiten betonten. Dazu
gehört etwa die Opposition zu einer vom [4][Hohen Repräsentanten in Bosnien
und Herzegowina Christian Schmidt] geforderten Reform des Wahlgesetzes.
5 Mar 2024
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## AUTOREN
DIR Erich Rathfelder
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