URI: 
       # taz.de -- +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Selenskyj in der Türkei erwartet
       
       > Der ukrainische Präsident Selenskyj wird für Gespräche nach Ankara
       > reisen. Wieder gab es zahlreiche russische Luftangriffe. Und Schweden ist
       > in der Nato.
       
   IMG Bild: Wird am 8. März für Gespräche mit dem türkischen Präsidenten Erdogan in Ankara erwartet: der ukrainische Präsident Selenskyj, hier am 25.2. In Kyiv
       
       ## Selenskyj reist in die Türkei
       
       Der ukrainische Präsident Selenskyj wird am Freitag zu Gesprächen in der
       Türkei erwartet. Mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan soll
       er laut einer Ankündigung des türkischen Präsidialamts über den seit gut
       zwei Jahren andauernden russischen Angriffskrieg auf die Ukraine reden.
       Dabei sollen Wege für einen „permanenten Frieden in der Region“ erörtert
       werden. Das Präsidentenbüro in Kyjiw bestätigte den Besuch zunächst nicht.
       Im Osten und im Süden der Ukraine halten unterdessen die schweren Kämpfe
       an. (dpa)
       
       ## Tote und Verletzte bei russischen Angriffen
       
       Infolge eines russischen Raketenangriffs auf die nordukrainische Stadt Sumy
       sind offiziellen Angaben zufolge mehrere Menschen getötet und verletzt
       worden. Um wie viele Opfer es sich handelt, war zunächst unklar.
       Ukrainischen Medienberichten zufolge wurden durch den Angriff am Nachmittag
       ein Krankenhaus und eine Schule beschädigt.
       
       Bei einem Angriff auf die Stadt Tschuhujiw im ostukrainischen Gebiet
       Charkiw sind nach Angaben der örtlichen Militärverwaltung mindestens zwei
       Menschen verletzt worden. Bei den Verletzten handle es sich um einen 17
       Jahre alten Jugendlichen sowie um einen 37 Jahre alten Mann, teilte die
       Militärverwaltung in der Nacht zum Freitag bei Telegram mit. Zudem sei ein
       neunstöckiges Wohnhaus zerstört worden. Geschäfte, ein Hotel und Autos
       wurden demnach beschädigt. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig prüfen.
       
       Das ukrainische Militär hat nach eigenen Angaben in der Nacht zu Freitag 33
       russische Drohnen abgefangen und zerstört. Insgesamt hätten die russischen
       Streitkräfte 37 Drohnen auf Ziele in der Ukraine abgefeuert. In der Region
       Odessa im Süden sei eine Infrastruktureinrichtung getroffen und beschädigt
       worden, teilen das ukrainische Militär und örtliche Behörden mit. Allein 18
       Drohnen vom iranischen Typ Schahed seien über Odessa abgefangen worden,
       weitere vier über den Regionen Mykolajiw und Cherson, erklärt das
       Militärkommando Süd.
       
       Odessa war bereits am Mittwoch Ziel russischer Angriffe, [1][just als der
       ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und der griechische
       Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis vor Ort waren]. (dpa/rtr)
       
       ## Selenskyj schickt Wehrpflichtige in die Reserve
       
       Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erlässt ein Dekret, das
       langjährigen Wehrpflichtigen eine Verschnaufpause ermöglicht. „Heute haben
       wir ein Dekret zur Entlassung von Wehrpflichtigen in die Reserve erlassen,
       die vor Beginn der Invasion zum Militärdienst einberufen wurden“, sagt der
       Präsident in seiner abendlichen Videoansprache. Der Erlass ermöglicht es
       den Wehrpflichtigen, die bereits vor dem Überschreiten der Grenze durch
       russische Truppen im Februar 2022 [2][zum Militärdienst eingezogen wurden],
       eine längere Pause zu machen. Ab April sollen sie in die Reserve versetzt
       und für zwölf Monate von weiteren Einberufungen befreit werden. (rtr)
       
       ## Ex-Oberbefehlshaber soll Botschafter in werden
       
       Der vor rund einem Monat als Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte
       [3][entlassene General Walerij Saluschnyj] soll neuer Botschafter in
       Großbritannien werden. Selenskyj habe sich für die Berufung Saluschnyjs auf
       den Posten ausgesprochen, teilte das Außenministerium in Kiew mit. Nun
       müsse noch die britische Seite offiziell zustimmen. Im vergangenen Juli
       hatte Selenskyj den damaligen ukrainischen Botschafter in London, Wadym
       Prystajko, abberufen – kurz nachdem dieser ihn offen kritisiert hatte.
       Saluschnyj wiederum war in seiner Zeit als Oberbefehlshaber zwar beim Volk
       sehr beliebt, soll aber zuletzt ein schwieriges Verhältnis zu Selenskyj
       gehabt haben. Unter seiner Führung eroberte die ukrainische Armee zwar im
       ersten Kriegsjahr 2022 Teile der von Russland besetzten Gebiete zurück,
       doch 2023 blieb eine Sommeroffensive hinter den teils hohen Erwartungen
       zurück.
       
       Am 8. Februar wurde Saluschnyj von seinem Posten entbunden. Als sein
       [4][Nachfolger wurde Generaloberst Olexander Syrskyj] ernannt. (dpa)
       
       ## Ukrainisch-chinesische Gespräche
       
       Dem Leiter der ukrainischen Präsidialverwaltung, Andriy Yermak, zufolge
       kennt der chinesischen Sonderbeauftragte für eurasische Angelegenheiten, Li
       Hui, nach einem Treffen mit Yermaks Team nun den Friedensplan Kyjiws und
       Beweise für Russlands Einsatz von nordkoreanischen Waffen. Yermak schrieb
       auf Telegram, man habe dem chinesischen Sonderbeauftragten die Lage auf dem
       Schlachtfeld und die Friedensvorschläge Kyjiws vorgestellt.
       
       In seinem Bericht über die Gespräche sagte Yermak außerdem, dass der
       chinesischen Delegation Beispiele von Fragmenten abgeschossener Raketen und
       Waffen gezeigt wurde, die Nordkorea hergestellt und Russland zum Angriff
       auf die Ukraine zur Verfügung gestellt habe. Zusätzlich sei über Russlands
       Verstöße gegen internationale Konventionen über Kriegsgefangene gesprochen
       worden und darüber, wie China helfen könnte, die Rückkehr deportierter
       ukrainischer Kinder sicherzustellen. Li traf letzte Woche in Moskau mit
       einem stellvertretenden russischen Außenminister zusammen und erklärte, es
       sei unmöglich, eine Lösung für die Ukraine ohne Moskaus Beteiligung zu
       diskutieren. (reuters)
       
       ## Schweden ist neues NATO-Mitglied
       
       [5][Lange hat Schweden warten müssen], am Donnerstag war es endlich so
       weit: Das skandinavische Land wurde 32. Mitglied der Nato. US-Außenminister
       Antony Blinken sprach in Washington bei der offiziellen Beitrittszeremonie
       von einem „strategischen Debakel“ für Russland. US-Präsident Joe Biden
       betonte, die Nato sei nun „stärker denn je“. Das Auswärtige Amt begrüßte
       das neue Nato-Mitglied im Onlinedienst X mit den Worten: „Es ist gut, Euch
       fest an unserer Seite zu wissen.“
       
       In der Zeremonie im Außenministerium in Washington überreichte der
       schwedische Ministerpräsident Ulf Kristersson dem US-Chefdiplomaten Blinken
       die Beitrittsdokumente. Damit ist Schweden offiziell in die Nordatlantische
       Allianz aufgenommen. Am Montag wird dann in einem symbolischen Akt die
       Flagge Schwedens am Nato-Hauptquartier in Brüssel neben jenen der anderen
       31 Mitgliedstaaten gehisst.
       
       Kristersson nannte den Nato-Beitritt seines Landes einen „Sieg der
       Freiheit“. In einer Fernsehansprache an die schwedische Nation sagte er:
       „Wir sind ein kleines Land, aber wir verstehen die Bedeutung der Welt
       jenseits unserer Grenzen.“ Später am Tag sollte Kristersson an der
       jährlichen Rede an die Nation von US-Präsident Biden teilnehmen.
       
       Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg erklärte in Brüssel, dies sei ein
       „historischer Tag“, der das Bündnis stärker mache. Damit genieße nun auch
       Schweden den vollen Schutz unter Beistandsartikel fünf des Nato-Vertrags,
       betonte Stoltenberg. Danach gilt ein Angriff auf einen Verbündeten als
       Angriff auf alle.
       
       US-Präsident Biden betonte, dass Kremlchef Wladimir Putin die Nato habe
       spalten und Europa schwächen wollen, indem Russland die Ukraine angriff.
       Mit dem Beitritt Schwedens sei das Militärbündnis nun aber „geeinter,
       geschlossener und dynamischer denn je“.
       
       Auch das Auswärtige Amt erklärte, dass die Nato mit Schweden „stärker und
       unsere Menschen sicher“ seien. „Wir haben mit Euch mitgefiebert auf dem
       viel zu langen Weg in die Nato“, hieß es in einem Beitrag auf X. Dem
       schwedischen Beitritt war eine fast zweijährige Blockade der Türkei und
       Ungarns vorausgegangen, die erst nach heftigem politischen Gezerre
       aufgegeben wurde.
       
       Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj begrüßte den Beitritt
       Schwedens mit den Worten: „Ein weiteres Land in Europa ist nun besser vor
       dem russischen Übel geschützt.“ Großbritanniens Premierminister Rishi Sunak
       nannte die Nato „das erfolgreichste Verteidigungsbündnis der Geschichte“.
       (afp)
       
       8 Mar 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /-Nachrichten-im-Ukraine-Krieg-/!5996903
   DIR [2] /Mobilmachung-der-Ukraine/!5955316
   DIR [3] /Krieg-in-der-Ukraine/!5991331
   DIR [4] /Portraet-General-Syrskyj/!5991473
   DIR [5] /Schwedens-Nato-Beitritt/!5992150
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
   DIR Nato
   DIR Luftangriffe
   DIR Drohnenangriffe
   DIR Wehrpflicht
   DIR Wolodymyr Selenskij
   DIR Odessa
   DIR GNS
   DIR Russland
   DIR Kolumne Fernsicht
   DIR Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Dissident Lukaschewski über Russland: „Die Kriegsmüdigkeit nimmt zu“
       
       Am 17. März will Putin sich im Amt bestätigen lassen. Dissident Sergei
       Lukaschewski über Alexei Nawalnys Tod und kleine Akte des Widerstands.
       
   DIR Waffenlieferung an die Ukraine: Wer will für den Donbass sterben?
       
       Blick in die Geschichte: 1939 wollte niemand für Danzig sterben.
       Bekanntlich führte das erst recht ins Unglück. Und wie sieht es heute aus?
       
   DIR Folgen des Ukrainekriegs: EU setzt auf mehr Verteidigung
       
       Angesichts russischer Gefahr will Brüssel Milliarden in die hiesige
       Rüstungsindustrie stecken. Nur: Eigentlich ist das nationale Angelegenheit.