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       # taz.de -- Chaos und Gewalt in Haiti: Regierungschef kündigt Rücktritt an
       
       > Ministerpräsident Ariel Henry soll durch einen Präsidentenrat ersetzt
       > werden. Die USA wollen 100 Millionen Dollar für eine Sicherheitstruppe
       > bereitstellen.
       
   IMG Bild: Bewaffnete Bandenmitglieder an einer Straßensperre in Haitis Hauptstadt Port-au-Prince
       
       Kingston rtr | Angesichts eskalierender Bandenkriminalität und anarchischer
       Zustände hat Haitis Ministerpräsident Ariel Henry seinen Rücktritt
       angekündigt. „Die Regierung, die ich führe, wird unmittelbar nach der
       Einsetzung eines Übergangsrates zurücktreten“, teilte Henry in einer
       Video-Ansprache am Montagabend in der benachbarten Karibik-Insel Puerto
       Rico mit. „Ich bitte alle Haitianer, Ruhe zu bewahren und alles zu tun,
       damit Frieden und Stabilität so schnell wie möglich zurückkehren.“
       
       Die ohnehin instabile Lage in Haiti hatte sich Anfang des Monats nach
       [1][gewaltsamen Zusammenstößen und zwei Gefängnisausbrüchen] weiter
       zugespitzt. Der berüchtigte Bandenchef Jimmy „Barbeque“ Cherizier kündigte
       eine Allianz mit anderen kriminellen Gangs an und erklärte, sie würden
       Henry stürzen. Daraufhin wurde der Notstand ausgerufen.
       
       Henry soll nun durch einen Präsidentenrat ersetzt werden, dem zwei
       Beobachter und sieben stimmberechtigte Mitglieder angehören. Das Gremium
       soll sich unter anderem aus Vertretern der Wirtschaft, der
       Zivilgesellschaft und religiöser Gruppen zusammensetzen. Der Rat soll einen
       Übergangs-Regierungschef ernennen.
       
       Die demokratische Wahl einer neuen Regierung soll vorbereitet werden, sie
       werden die ersten seit 2016 sein. Henry, den viele Haitianer für korrupt
       halten, hatte die Wahlen wiederholt mit der Begründung verschoben, die
       Sicherheit müsse erst wiederhergestellt werden.
       
       ## Bandenchef: „Wir machen eine blutige Revolution“
       
       In Jamaika trafen sich am Montag Staats- und Regierungschefs der Region, um
       den Rahmen für einen Übergang zu erörtern. US-Außenminister Antony Blinken
       sagte, der Rat habe die Aufgabe, die Grundversorgung der Haitianer
       sicherzustellen und die Bedingungen für freie Wahlen zu schaffen. Die USA
       würden 100 Millionen Dollar für den Einsatz einer Truppe, die die
       Sicherheit in Haiti wiederherstellen soll, bereitstellen. Zudem seien 33
       Millionen Dollar für humanitäre Hilfen vorgesehen. Die Gelder müssten
       allerdings noch vom US-Kongress bewilligt werden.
       
       Die USA gehen davon aus, dass haitianische Banden große Waffenarsenale
       angehäuft haben. Bandenführer Cherizier hat gedroht, Hotelbesitzer zu
       verfolgen, die Politiker verstecken oder mit Henry zusammenarbeiten.
       
       „Wir befinden uns nicht in einer friedlichen Revolution. Wir machen eine
       blutige Revolution in diesem Land, denn dieses System ist ein
       Apartheidsystem, ein böses System“, sagte Cherizier. Die UN schätzen, dass
       über 362.000 Menschen vertrieben wurden, die Hälfte davon Kinder. Tausende
       Haitianer wurden getötet. Es gibt zahlreiche Hinweise auf Vergewaltigungen,
       Folter und Entführungen sowie Lösegeldforderungen.
       
       Auf Videos, die in den sozialen Medien Haitis verbreitet wurden, waren
       Feiernde auf der Straße zu sehen. Menschen tanzten in einer Partyatmosphäre
       mit Musik auf den Straßen, Feuerwerkskörper wurden in den Nachthimmel
       geschossen.
       
       12 Mar 2024
       
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