# taz.de -- Rechtsextreme Parteien: Armut fördert Aufstieg der Rechten
> Eine wachsende Kluft zwischen Arm und Reich sorgt laut einer Studie für
> den Aufstieg rechtsextremer Parteien. Auch regionale Unterschiede spielen
> eine Rolle.
IMG Bild: Bürgerbüro der AfD in Berlin-Lichterfelde
Berlin taz | Armut ist einer neuen Ifo-Studie zufolge ein Nährboden für den
Aufstieg rechtsextremer Parteien und Populisten. Steige der Anteil armer
Haushalte um einen Prozent, so steige das Wahlergebnis von rechtsextremen
Parteien um 0,5 Prozent. Daraus folgt aber nicht, dass es die armen
Personen sind, die rechts wählen. Für die Wähler sei die
gesamtwirtschaftliche Lage in Deutschland wichtiger als ihre tatsächliche
persönliche Situation.
Die [1][Studie des Münchner Ifo-Instituts] ist eine Zusammenfassung der
bisherigen Forschungen zu den Faktoren für den Aufstieg von rechtsextremen
Parteien. Dabei wurden Daten des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP), des
Mikrozensus sowie die Ergebnisse der Bundestagswahlen von 1998 bis 2017
berücksichtigt. Untersucht wurden nicht nur die Ergebnisse der [2][AfD]
oder der NPD, sondern aller nationalistischen oder rechtsextremen Parteien,
die antraten. Als ärmere Haushalte gelten in der Studie Personen mit einem
Einkommen, das unter 60 Prozent des mittleren Einkommens liegt.
„Das ist statistisch und politisch bedeutsam“, meint Forscher Florian Dorn
zu den zentralen Ergebnissen seiner Studie. Zwischen 1998 und 2017 sei der
Anteil der ärmeren Haushalte in Deutschland um 1,9 Prozent gestiegen. So
lasse sich ein Zusammenhang zwischen wirtschaftlichen Krisen der letzten
Jahrzehnte – Finanzkrise, Kriege und Covid-19-Pandemie – und einem Aufstieg
rechtsextremer und populistischer Parteien auch wissenschaftlich
nachweisen.
Besonders bemerkbar mache sich der Trend laut Studie in strukturschwachen
Regionen Deutschlands. Hier könne die AfD stärkere Zugewinne verbuchen als
in anderen Regionen. Auch [3][in Ostdeutschland] sind die Effekte deutlich
stärker ausgeprägt als im Westen. „Örtlich kann ein Nährboden für
demokratiefeindliche und nationalistische Strömungen entstehen, je mehr
Haushalte einer Region nicht mehr mit der nationalen Einkommensentwicklung
Schritt halten und abgehängt werden“, ordnet Forscher Florian Neumeier die
Ergebnisse der gemeinsamen Studie ein.
## Populisten und Rechtsextreme bekämpfen
Verstärkt wird der Befund durch ein weiteres Ergebnis: Wenn sich der
Abstand des durchschnittlichen Haushaltseinkommens in einer Region zur
Armutsgrenze um ein Prozent erhöht, steigt der Stimmenanteil rechtsextremer
Parteien bei Wahlen in der Region um 1,2 Prozent. Sprich, je höher die
Kluft zwischen Arm und Reich insbesondere im Hinblick auf regionale
Unterschiede, desto leichter haben es rechtsextreme Parteien und
Populisten. Einen bedeutsamen Unterschied zwischen Stadt und Land konnten
die Forschenden nicht feststellen.
Um den Aufstieg von Populisten und Rechtsextremen zu bekämpfen, muss die
Demokratie widerstandsfähiger werden, heißt es in der Ifo-Studie. Zentral
sei es, effektive struktur- und wirtschaftspolitische Maßnahmen für
strukturschwache Regionen zu entwickeln. „Menschen, die von strukturellem
und digitalem Wandel betroffen sind, brauchen glaubhafte Chancen und
Zukunftsaussichten“, sagt Dorn. Um das Vertrauen in die Demokratie zu
stärken, müssten Sozial- und Bildungssysteme gestärkt werden. Klare
Forderungen stellen die Forschenden jedoch nicht auf.
13 Mar 2024
## LINKS
DIR [1] https://www.ifo.de/DocDL/sd-2024-03-wohlstand-populismus-muench-etal.pdf
DIR [2] /Schwerpunkt-AfD/!t5495296
DIR [3] /Landtagswahl-in-Thueringen/!5994897
## AUTOREN
DIR Moritz Huhn
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