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       # taz.de -- Scholz, Tusk und Macron in Berlin: Mehr Waffenkäufe gegen Putin
       
       > Das Weimarer Dreieck will wieder als politischer Akteur auf die Bühne.
       > Die Regierungschefs bemühen sich um fast wortgleiche Sätze zur Ukraine.
       
   IMG Bild: Vereint für die Freiheit der Ukraine: Präsident Macron, Bundeskanzler Scholz und Premierminister Tusk am 15. März
       
       Berlin taz | Er habe „böse Gerüchte gehört, dass es Streit“ zwischen den
       Regierungen in Paris, Berlin und Warschau über die Ukraine-Politik gebe,
       sagt Donald Tusk am Freitagnachmittag in Berlin. Nichts davon sei wahr. Der
       Beweis sei ja, dass er hier mit Emmanuel Macron und Olaf Scholz stehe.
       
       Einigkeit überall. Das Treffen des Weimarer Dreiecks ist in der Tat etwas
       Besonderes: Die inzwischen ehemalige [1][EU-skeptische nationalistische
       PiS-Regierung] hatte die Paris-Berlin-Warschau-Connection unterbrochen. Nun
       verkündeten die drei Staatenlenker bei ihrem ersten Treffen als Weimarer
       Dreieck seit langem auch konkrete Pläne.
       
       Man werde Waffen für Kiew auf dem Weltmarkt kaufen, mehr Waffen produzieren
       und nach Kiew liefern und die eingefrorenen Vermögenswerte der russischen
       Zentralbank nutzen, um Waffenkäufe zu finanzieren. Außerdem werde man eine
       „neue Fähigkeitskoalition für weitreichende Raketenartillerie“ gründen, so
       Scholz. Diese Ideen sind nicht ganz neu. Aber offenbar wollen die drei sie
       jetzt umsetzen.
       
       Die beiden Botschaften, die Tusk, Macron, Scholz senden wollen, lauten: Das
       Weimarer Dreieck ist wieder da. Und: Man will, so Scholz und Macron fast
       wortgleich, „alles tun, damit die Ukraine nicht verliert“.
       
       ## Giftpfeile Richtung Berlin
       
       Die bösen Gerüchte, die Tusk beiseite schieben wollte, sind natürlich mehr
       als das. Es hat zwischen Paris und Berlin in Sachen Ukraine-Politik in den
       letzten Wochen mehr als geknirscht.
       
       Der Vorstoß von Macron, [2][der NATO-Bodentruppen in der Ukraine
       keinesfalls ausschließen wollte], kam für Berlin doch ziemlich
       überraschend. Frankreich hat bisher 1,7 Milliarden Euro für die Ukraine
       locker gemacht, Deutschland 15 Mal so viel.
       
       In der Bundesrepublik gab es nach Putins Überfall auf Kiew erbitterte
       Debatten, was man falsch gemacht haben könnte – in Frankreich war der Krieg
       lange ein Thema neben vielen anderen. In Deutschland leben mehr als 1,2
       Millionen Flüchtlinge aus der Ukraine, viele mit Bürgergeld-Unterstützung,
       in Frankreich ein paar Zehntausend.
       
       Dass Macron in Richtung Berlin danach auch noch posaunte, man dürfen nicht
       feige sein, war der zweite, nicht minder verwunderliche Giftpfeil Richtung
       Kanzleramt.
       
       ## Keine direkte Kriegsbeteiligung
       
       Was Macron antreibt, ist nicht ganz klar zu erkennen. Möglicherweise der
       Versuch, die Putin-freundliche Marine Le Pen mit Blick auf die Europawahl
       in die Defensive zu bringen. Vor allem aber scheint Macron die Idee der
       „strategischen Ambiguität“ zu verfolgen: Man müsse Putin im Unklaren halten
       und ihn verunsichern.
       
       [3][Kanzler Olaf Scholz und US-Präsident Joe Biden folgen einer anderen
       Linie] – Waffenlieferung für Kiew, aber ein rote Linie bei direkter
       Kriegsbeteiligung. Und: keine Eskalation. Im Kanzleramt findet man den
       Pariser Mix – Feigheitsvorwürfe, wüste Szenarien über Nato-Bodentruppen in
       der Ukraine, aber leider gar kein Geld für Kiew – etwas befremdlich.
       
       Macron lässt in Berlin im Nebensatz einfließen, man werde natürlich nichts
       tun, „um zu eskalieren“. Eine Andeutung, dass die Bodentruppen-Rhetorik
       vielleicht eben vor allem das ist: Rhetorik.
       
       Am Ende der knappen Statements fasst der Kanzler Macron und Tusk an den
       Händen und lächelt beseelt in die Kameras. Man werde Kiew so lange
       unterstützten, wie es nötig sei, sagt er. „Unsere Einheit ist unsere
       Stärke“. Im Frühsommer treffen sich Macron, Tusk und Scholz in Warschau.
       
       15 Mar 2024
       
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