URI: 
       # taz.de -- Zahnfleischschmerzen durch Menstruation: Wo es natürlich auch weh tut
       
       > Warum auch sollte nur ein Millimeter des weiblichen Körpers von den
       > prämenstruellen Plagen verschont bleiben? Also diesmal: Zahnweh!
       
   IMG Bild: Entzündetes Zahnfleisch schmerzt
       
       Die heutige Kolumne möchte ich mit einem Gedicht beginnen:
       
       Oje! Oje! / Just erst hatte ich Zahnweh.
       
       Wirklich? Muss das in der Zeitung dokumentiert werden? In einer Kolumne,
       die sich dem prämenstruellen Syndrom widmen soll? Ja, muss es!
       
       Mit dem Zahnweh verhielt es sich nämlich folgendermaßen: Erst dachte ich,
       „siehste Sarah, das war er jetzt, der eine [1][Lakritz-]Lolli zu viel“!
       Dann – als hätte ich einen Zusammenhang gerochen – kam ich auf die Idee, in
       meiner Perioden-App nachzusehen, wann die pausenlosen mentalen Strapazen
       mir wieder ihre Aufwartung zu machen gedenken, und siehe da, es war schon
       wieder so weit.
       
       Auf diese Erkenntnis folgte die Google-Suche „PMS und Zahnweh“. Und jetzt
       haltet euch fest: Es existiert doch tatsächlich ein Symptom namens
       Menstruationsgingivitis oder einfacher: Menstruationszahnfleischentzündung.
       Natürlich. Warum auch sollte nur ein Millimeter unseres Körpers von den
       prämenstruellen Plagen verschont bleiben?
       
       ## Druck zu stark
       
       In dem Versuch, dieses mir unbekannte Phänomen zu verstehen, begab ich mich
       ins Rabbit Hole der Menstruations[2][gingivitis].
       
       Wie regelmäßige Kolumnen-Leser*innen mittlerweile wissen sollten (!),
       übertreiben [3][Progesteron und Östrogen] es in der Lutealphase zeitweise.
       Kurz bevor sie vor der Periode flugs wieder abfallen, nehmen sie relativ
       viel Raum in uns ein. Bei Betrachtung der Hormonkurve muss ich an
       Beschreibungen von Manie denken, himmelhochjauchzend zu Tode betrübt. Na,
       passt ja! Die temporär hohe Konzentration von Progesteron und Östrogen
       führt zu einer stärkeren Durchblutung unseres Zahnfleischs.
       
       Folglich kann – ein kleiner Vorgeschmack auf die nahenden blutigen Tage –
       das Zahnfleisch anschwellen, schmerzen und sogar bluten, wenn der beim
       Zähneputzen ausgeübte Druck zu stark ist.
       
       Weiterhin nimmt gegen Ende des Zyklus die Prostaglandin-Konzentration zu.
       Prostaglandine sind Hormone, die unter anderem die Schmerzwahrnehmung
       verstärken und entzündliche Prozesse anheizen.
       
       War ja klar, dass sich noch ein weiterer hormoneller Unhold zu erkennen
       gibt! Die Freisetzung von Prostaglandinen ist übrigens auch Verursacherin
       menstruationsbedingter Unterleibskrämpfe, denn durch Prostaglandine ist das
       Schmerzempfinden an den Nervenenden der Gebärmutter ausgeprägter.
       Prostaglandine werden auch als Wehenmittel eingesetzt, sowie bei einem
       medikamentösen Schwangerschaftsabbruch um die, dem Abgang vorangehenden,
       Kontraktionen auszulösen.
       
       Zurück zum Ursprungsthema, warum wir auch kleinste Wehwehchen in dieser
       Zeit stärker oder überhaupt erst fühlen. Prostaglandine scheinen für
       körperliche Unstimmigkeiten das zu sein, was ein Vergrößerungsspiegel für
       Pickel oder die Kreditkartenabrechnung für den Kontostand ist. Sie machen
       auf Unliebsames aufmerksam. Sie legen den Finger dahin, wo es (höhö) weh
       tut.
       
       Zum Ende meiner Periode verabschiedeten sich dann auch meine Zahnschmerzen.
       Die jedoch, da muss ich ein Geständnis ablegen, tatsächlich auf meinen
       hohen Lakritz-Lolli-Konsum zurückzuführen waren! Scheint aber, als spüre
       ich sie ohne erhöhte Prostaglandin-Konzentration nicht, weshalb ich meinen
       Lakritz-Lolli-Konsum – wenigstens bis zum nächsten Prostaglandin-Anstieg –
       beibehalten werde. In diesem Sinne, vergesst die Zahnseide nicht!
       
       19 Mar 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Unterwegs-in-fremden-Supermaerkten/!5938610
   DIR [2] /Gutes-aus-dem-Garten/!5598945
   DIR [3] /Eines-von-150-PMS-Symptomen/!5963699
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Sarah Lorenz
       
       ## TAGS
       
   DIR Kolumne PMS-Ultras
   DIR Zahnmedizin
   DIR Schmerzen
   DIR Menstruationsbeschwerden
   DIR Menstruation
   DIR Frauenkörper
   DIR Körper
   DIR Kolumne PMS-Ultras
   DIR Kolumne PMS-Ultras
   DIR Kolumne PMS-Ultras
   DIR Menstruation
   DIR Gesundheit
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Von Bläh- und Bäbäuchen: Drillinge und Durchfall
       
       Bauch dick, Bauch dünn, Bauch mittel, mit Streifen, ohne Streifen ist
       eigentlich total egal. Aber das Blähen kostet Zeit, Nerven und Geld.
       
   DIR Fressflash bei Menstruation: Sinnkrisen und Pommes
       
       Beim Kampf mit prämenstruellen existenziellen Fragen helfen PMS-Snacks. Im
       Folgenden eine Liste zum ergänzen und an den Kühlschrank hängen.
       
   DIR Eines von 150 PMS-Symptomen: Wenn unser Körper zum Prepper wird
       
       Bei Mastodynie schmerzen die Brüste. Bei manchen spannt es nur, bei anderen
       ist bei jeder Bewegung Apokalypse. Und einige nennen es Busenweh.
       
   DIR Tag der Menstruationshygiene: Danke für nichts, PMS!
       
       Am Weltmenstruationstag hat unsere Autorin nichts zu feiern, denn sie hat
       das Prämenstruelle Syndrom – und hasst dann alles, sogar ihre Kuscheltiere.
       
   DIR Frauen und Krankheiten: Ungesunde Klischees
       
       Wer weiß schon, dass die Harnröhre der Frau etwa 18 cm kürzer ist als die
       des Mannes? Acht wenig bekannte Wahrheiten über den weiblichen Organismus.