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       # taz.de -- Nordländer zur Cannabis-Legalisierung: Trotz Bedenken eingetütet
       
       > Das Cannabisgesetz passiert den Bundesrat. Während sich die Grünen im
       > Norden freuen, äußern SPD-Politiker weiter Bedenken.
       
   IMG Bild: Für SPD-Politiker kein schöner Anblick: Cannabispflanzen
       
       Hamburg taz | „We did it! Prohibition is over!“ Kaum hatte der Bundesrat am
       Freitagvormittag beschlossen, [1][das umstrittene Gesetz zur
       Teil-Legalisierung von Cannabis] nicht in den Vermittlungsausschuss zu
       überweisen, [2][twitterte die Bremer Bundestagsabgeordnete Kirsten
       Kappert-Gonther als Erste erfreut], mit dem Ende der „Prohibition“ sei
       Geschichte geschrieben worden: „Danke an alle, die dazu beigetragen haben“.
       
       Zuvor hatte die grüne Gesundheitspolitikerin Optimismus geäußert, dass das
       im Januar vom Bundestag verabschiedete Gesetz trotz zahlreicher Bedenken
       etlicher Bundesländer im Bundesrat nicht scheitert. Es löse nicht alle
       Probleme, so Kappert-Gonther, sei aber der überfällige Paradigmenwechsel
       für mehr Kinder- und Jugendschutz.
       
       Besitz und Anbau von Cannabis sind damit mit zahlreichen Vorgaben für
       Volljährige zum Eigenkonsum ab 1. April erlaubt. Zum 1. Juli sollen auch
       nichtgewerbliche Vereinigungen zum gemeinschaftlichen Anbau starten,
       sogenannte Cannabis Social Clubs.
       
       Bis zuletzt war unklar, wie die Abstimmung ausgeht. Unklar war lange auch,
       wie die Nord-Bundesländer abstimmen. Generell gilt: Sind sich die
       jeweiligen Koalitionspartner nicht einig, muss sich das Land enthalten.
       
       ## Freude und Zweifel im Norden
       
       Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) machte [3][seine
       Ablehnung kurz vor der Debatte] noch einmal deutlich: Er halte es für
       „Unsinn, Cannabis zu legalisieren“, sagte er am Freitagmorgen im
       Deutschlandfunk. Das Gesetz sei „einfach handwerklich so schlecht gemacht“,
       dass es nicht umsetzbar sei, wenn es zum 1. April in Kraft tritt.
       
       Auch Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) und Bremens
       Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) hatten Bedenken gegen das Gesetz
       geäußert. Es sei „keine Krone der Gesetzgebung“, sagte Weil [4][im
       Nachrichtenportal Table Media]. Ebenso hatten sich Hamburgs Erster
       Bürgermeister Peter Tschentscher sowie Innensenator Andy Grote (beide SPD)
       deutlich gegen dagegen ausgesprochen.
       
       Bei der Abstimmung am Freitag, ob der Bundesrat das Gesetz in
       Vermittlungsausschuss schickt, haben sich alle Nord-Bundesländer
       schließlich enthalten, weil sich die Koalitionspartner nicht einigen
       konnten.
       
       Ganz unterschiedlich sind entsprechend die Reaktionen im Norden. Hamburgs
       grüne Zweite Bürgermeisterin und Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank
       begrüßte das Gesetz. „Es ist gut und richtig, dass sich Erwachsene nun
       nicht mehr strafbar machen, wenn sie einen Joint rauchen“, sagte sie.
       
       ## Stephan Weil fordert Korrekturen
       
       Auch für die grüne Justizsenatorin Anna Gallina ist das Gesetz „der
       notwendige Paradigmenwechsel in der Drogenpolitik“. Gallina sprach aber
       auch von einem „bitteren Nachgeschmack“, den „der ganze Prozess rund um das
       Gesetz“ hinterlasse. Es sei nicht nachvollziehbar, warum
       Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sich gegen die Bedenken der
       Justizminister*innen der Länder gesperrt habe. Die Freigabe komme zu
       schnell.
       
       Peter Tschentscher hingegen sagte der Deutschen-Presse-Agentur, dass er das
       Gesetz nach wie vor für einen Fehler halte: „Es wird in vielen Bereichen
       großen Schaden anrichten und die Probleme der Drogenpolitik in Deutschland
       weiter verschärfen.“ Vor allem junge Leute erhielten dadurch ein „falsches
       Signal“.
       
       Niedersachsens Ministerpräsident Weil glaubt nicht an ein Ende der Debatte.
       „Ich bin ziemlich sicher, das Thema Cannabis, das wird uns eine ganze Weile
       beschäftigen“, sagte er nach der Abstimmung. Die Bundesregierung sei gut
       beraten, sich zu fragen, [5][an welchen Stellen das Gesetz womöglich
       nachträglich noch korrigiert werden müsse.]
       
       22 Mar 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Teil-Legalisierung-von-Cannabis/!5999796
   DIR [2] https://twitter.com/KirstenKappert/status/1771123777365032991
   DIR [3] /Streit-um-Teillegalisierung/!5996097
   DIR [4] https://table.media/podcast/table-today/brauchen-wir-eine-staatsreform-herr-weil/
   DIR [5] /Legalisierung-von-Cannabis-wackelt/!5996646
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Robert Matthies
       
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