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       # taz.de -- Schwimmwettbewerbe in der Pariser Seine: Olympisches Bakterienbad
       
       > Bei den Sommerspielen in Paris soll in der Seine geschwommen werden. Doch
       > Messwerte der Wasserproben liegen über den Grenzwerten.
       
   IMG Bild: Ungesunder Testwettbewerb? Vergangenen Sommer mussten bei einem Triathlon Frauen in die Seine springen
       
       Nur noch gut 100 Tage gedulden, dann ist es so weit: Am 26. Juli sollen mit
       allem Pomp und einem Spektakel einer in dieser Art nie dagewesenen Show auf
       der Seine, die durch die Hauptstadt fließt, die Olympischen Sommerspiele
       2024 eröffnet werden. Exakt 100 Jahre nach den viel weniger aufwendigen
       Spielen von 1924. Die Seine wird nicht nur zu Beginn im Blickpunkt der
       Olympia-Freund*innen stehen. [1][Sogar ein Teil der Schwimmwettkämpfe sind
       im viel besungenen Fluss vorgesehen]: das Marathonschwimmen und der nasse
       Teil des Triathlons.
       
       Im Ernst? Derzeit führt die Seine Hochwasser und tritt an mehreren Stellen
       bereits über das Ufer, die Strömung ist sichtbar stark, das Wasser ist
       braun wie Milchkaffee. Zu einem kühnen Kopfsprung und Baden lädt das nicht
       gerade ein. Doch die Organisatoren strotzen vor professionellem Optimismus.
       Es reiche doch, dass es nicht allzu viel regnet, damit alles gut wird. Und
       die sehr kostspieligen Sanierungsarbeiten, mit denen eine passable Hygiene
       erreicht werden soll, würden termingerecht abgeschlossen. Und spätestens ab
       2025 könne auch die Bevölkerung wieder in der Seine baden, wie vor 100
       Jahren, und wie es der frühere [2][Pariser Bürgermeister und
       Staatspräsident Jacques Chirac] überaus optimistisch schon vor 35 Jahren
       versprochen hatte.
       
       Laut offiziellen Zahlen müssen indes jedes Jahr rund 360 Tonnen Abfälle
       (darunter angeblich Mietfahrräder, Roller, Waschmaschinen und andere
       „entsorgte“ Geräte) aus dem Fluss geborgen werden, der zudem bislang mit
       jährlich 2 Millionen Kubikmeter Abwasser verschmutzt wurde. Noch immer sind
       20 von 250 der als Restaurants oder Wohnboote das Ufer entlang vertäuten
       Flusskähne nicht an die städtische Kanalisation angeschlossen.
       
       Um die zusätzlichen Wassermengen bei Gewittern aufzufangen – und so eine
       massive Verschmutzung zu verhindern –, wurde beim Bahnhof sogar ein
       riesiges unterirdisches Becken von 30 Metern Tiefe gegraben. Bis zu 46
       Millionen Liter könnten darin zwischengelagert werden. Niemand weiß, ob das
       wirklich reicht, wenn bei Sommergewittern aus dem Hinterland die Fluten der
       Seine und der Marne in Paris ankommen.
       
       ## Ohne einen Plan B
       
       Nicht ganz so zuversichtlich wie die Offiziellen ist die auf den
       Gewässerschutz spezialisierte NGO [3][Surfrider Foundation France], die in
       Zusammenarbeit mit den kommunalen Behörden seit September 2023 regelmäßig
       mit Wasserproben die Verschmutzung misst. Und bisher sind die Ergebnissen
       nicht sehr ermutigend für die Organisatoren: Bei 13 von 14 Proben lagen die
       Messwerte für Bakterien (namentlich Enterokokken und Escherichia coli) zum
       Teil sogar deutlich über den Grenzwerten, die vom internationalen Verband
       World Aquatics als zulässig für die Gesundheit der Schwimmer*innen
       festgelegt worden ist.
       
       „Zwei bis drei Mal über den Normen, die als Minimum für die Jahreszeit
       gelten“, bestätigt der Sprecher der NGO, Marc Valmassoni. Wer in solchen
       Gewässern schwimmen wolle, müsste diverse Erkrankungen wie Gastroenteritis
       sowie Probleme der Augen, Ohren und der Haut in Kauf nehmen, warnt er.
       
       Einen „Plan B“ mit einem alternativen Austragungsort gibt es laut den
       Behörden der Hauptstadtregion nicht. Sollte das stimmen, müssten die in der
       Seine angesetzten Wettkämpfe, wenn in 100 Tagen die Hygiene immer noch
       unbefriedigend ist, entfallen.
       
       Vor einer Woche wurde von Staatspräsident Emmanuel Macron in Saint-Denis
       das neu erstellte Hallenbad eingeweiht, in dem die anderen
       Schwimmer*innen um Medaillen kämpfen. Bei dieser Eröffnung rutschte der
       Wasserspringer Alexis Jandarde auf dem Sprungbrett aus, knallte mit dem
       Rücken aufs Brett und fiel anschließend wenig elegant ins Wasserbecken.
       Wenn das bloß kein schlechtes Omen ist!
       
       8 Apr 2024
       
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